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Unbekanntes Kröning - Raritäten aus dem Depot des Hafnermuseums Vilsbiburg"


20. Mai 2007 bis 16. März 2008

 Faltblatt "Unbekanntes Kröning - Raritäten aus dem Depot des Hafnermuseums Vilsbiburg" (252kb PDF)

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Zu den Bildern der Eröffnungsveranstaltung am 20. Mai 2007

Zu den Bildern des Museumsabend am 6. November 2007

„…dergleichen Hafner Gschier wie das unserige“
 Kröninger Hafner beherrschten einst die Geschirrmärkte - nicht nur in München

Vilsbiburg. Am 28. April 1736 war das Haferl endgültig übergelaufen. Das Hofoberrichteramt in München sah sich keinen anderen Weg mehr, als an den Vicedom zu Landshut einen geharnischten Brief zu richten. Darin wird Klage geführt, das gesamte Handwerk der bürgerlichen Hafner von München beschwere sich über die Kollegen aus dem Kröning. Wie ist es den Handwerksmeistern aus so kleinen Orten wie Jesendorf, Kirchberg oder Bödldorf nur gelungen, die bedeutende Haupt- und Residenzstadt München derart in Aufruhr zu versetzen?

Gefährliche Konkurrenz verhindern

Die Streitereien, sie sollten sich übrigens noch über mehrere Jahrzehnte hinziehen, offenbaren einen knallharten Konkurrenzkampf, wie er in der heutigen globalisierten Welt gang und gäbe ist. Vordergründig ging es um den Verkauf der bei den Dulten übrig gebliebenen keramischen Erzeugnisse. Den Münchner Hafnern war es ein Dorn im Auge, dass die Kröninger Meister auch nach Beendigung der Märkte immer wieder Mittel und Wege fanden, ihre Haferl, Schüsseln oder Krüge zu verscherbeln, obwohl dies streng verboten war. Liegt hier bei genauerem Hinsehen schon eine ganz klare Importbeschränkung, gingen die Restriktionen aber noch weiter. So existierte es eine weitere Vorschrift, wonach die fremden Hafnermeister beim Geschirrverkauf persönlich anwesend sein mussten. Obwohl fachlich dafür keinerlei Notwendigkeit erkennbar war, setzte man hier den Hebel an, damit die Werkstätten damit immer nur einen Markt gleichzeitig zu beliefern konnten. Und nicht einen weiteren, beispielsweise in Regensburg, Bozen, Augsburg oder Linz, wo die Kröninger auch regelmäßig vertreten waren.

Der wahre Grund für die ständigen Reibereien beim Vertrieb des Geschirrs lag in der einstmals exorbitanten Zahl von mehr als 100 Werkstätten in dem überschaubaren Gebiet im Gebiet der heutigen Gemeinde Kröning im Landkreis Landshut. Bei den hohen Produktionszahlen mussten sich die Hafner ihre Kundschaft weit außerhalb der engeren Heimat suchen. Und so kam es, dass zu den verschiedenen Dulten mehr als 40 schwere Gespanne voll beladen mit Geschirr die Isar heraufkamen. Damit wurde München über Jahrzehnte hinweg von Kröninger Hafnererzeugnissen geradezu überschwemmt.

Die Hafner wehrten sich

Die Kröninger Hafnermeister wären keine Niederbayern gewesen, hätten sie sich die Einschränkungen ihrer Berufsfreiheit einfach so bieten lassen. Dabei wandten sie eine Doppelstrategie an. Zum einen schlüpften sie die Rolle der Bekümmerten und führten ins Feld, sie müssten ihre Produkte „11 Meill Wegs weith mit grossen Unkhosten und hechster Gefahr nader München führen“. Die Berechtigung, die Märkte uneingeschränkt besuchen zu können, sei für sie lebensnotwendig. (Womit sie zweifellos Recht hatten.) Ein anderes Mal gaben sich die Keramiker aus dem niederbayerischen Hügelland eher selbstbewusst. Sie drohten den Münchnern, wenn sie weiter behindert würden, müsse die Bürgerschaft bald mit Versorgungsengpässen rechnen, falls diese allein auf die ortsansässigen Hafner angewiesen sei, „die doch nit im Stand sint, dergleichen Hafner Geschier, wie das unserige in der Güette zu machen.“ Das saß und war keineswegs übertrieben, deckte doch auch der kurfürstliche Hof seinen Bedarf an Irdenware bei den Meistern aus dem Kröning. Die Vielfalt der Formen und Farben, aber auch die interessanten Dekore und seine Qualität stellten eben über Jahrhunderte hinweg das Markenzeichen der Kröninger Hafnerware dar.

Neue Keramik-Ausstellung

Das Vilsbiburger Stadtmuseum, nur wenige Kilometer vom ehemaligen Hafergebiet entfernt, hat sich seit seiner Gründung vor fast 100 Jahren auf die heimische Keramik-Tradition spezialisiert. Allein in der umfangreichen Dauerausstellung sind fast Tausend irdene Gefäße und Ofenkeramik zu sehen – und das Depot quillt über. Da lag es für den anerkannten Haferl-Spezialisten Lambert Grasmann nahe, aus diesem die interessantesten der noch wenig bekannten Objekte ans Tageslicht zu fördern und mit einer Sonderausstellung den Schwerpunkt der Sammlungen noch zu verstärken. Ein besonderer Aspekt liegt dabei in den Erzeugnissen der Hafnerwerkstatt „beim Eder“ in Jesendorf, bei dem um das Jahr 1930 als letztem Meister der Brennofen für immer ausging. Im selben Ort wurde vor etwa zehn Jahren in einem anderen Hafneranwesen ein Münzschatz gefunden, der ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Insgesamt wird zu den bereits bekannten Exponaten eine neuen Vielfalt von Formen, Farben und Dekoren zu sehen sein. Und wie es sich für eine Sonderausstellung in Vilsbiburg gehört, erscheint als Katalog ein neuer Band der „Museumsschriften“ mit weiterführenden Beiträgen, beispielsweise über den Münzschatzfund oder, eine weitere Rarität, Tonpfeifen aus dem Kröning.   

Peter Barteit

Die Sonderausstellung „Unbekanntes Kröning – Raritäten aus dem Depot des Hafnermuseums Vilsbiburg“ wurde am Internationalen Museumstag, 2007 eröffnet. Sie ist bis 1. Dezember 2007 jeden Sonntag von 10 – 11.30 und jeden Mittwoch von 14 – 16 Uhr, zusätzlich am ersten Wochenende eines Monats Samstag und Sonntag von 14 – 16 Uhr geöffnet. Termine für Sonderführungen nimmt Museumsleiter Lambert Grasmann (Tel. 08741/7828) entgegen.

 

 
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