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Grußwort des Ehrenmitgliedes und Altbürgermeisters Josef Billinger
Festabend am Freitag, 30. Januar 2004
In der Grundschule Vilsbiburg

Grußwort des Ehrenmitgliedes und Altbürgermeisters Josef Billinger

Der Vereinsfürst, der 1. Vorsitzende Peter Barteit, hat mich jetzt aufgerufen. Als er vor Tagen mit mir telefonierte und mich aufforderte, ein Grußwort zu sprechen, habe ich „ja“ gesagt – wie von früher her gewohnt, wenn Übergeordnete was von mir wollen und erst dann überlegt: Du kannst doch nicht Deinem eigenen Verein ein Grußwort sagen! Was kannst Du jetzt erzählen?

Dann ist mir ein Name eingefallen aus der Zeit vor über 50 Jahren: Gustav Laube, ein bescheidener, ja unscheinbarer Mann, heimatvertrieben aus dem Sudetenland. In Bilin war er schon Leiter des Heimatmuseums. Ich sehe ihn noch vor mir, als er in den Jahren vor und nach der Währungsreform 1948 in den zwei Zimmern des Hauses Kirchenweg 1, wo das Heimatmuseum mehr schlecht als recht untergebracht war, Tag für Tag saß und als Erster die Gegenstände und das Archiv systematisch zu erfassen und zu registrieren begann. Seine Zettelkästen sind heute noch im Museum. Als städtischer Angestellter war ich im Rathaus Ansprechpartner und habe ihm das nötige Arbeitsgerät und –material besorgt. Vor der Währungsreform war ja alles knapp. Damals habe ich mir gesagt: Wenn ein Heimatvertriebener seine ganze Zeit der Erforschung der „neuen Heimat“ opfert, dann darfst du als Einheimischer doch nicht gleichgültig abseits stehen. So hat mich Gustav Laube, er ist 1951 verstorben, zum Heimatverein gebracht. Er hat nicht mehr erlebt, wie später das Museum in die leer stehenden Räume des früheren Bürgerspitals umgezogen ist.

Zweiter Name: Carl Zollner. Ohne seinen Einfluss und hartnäckiges Drängen beim Stadtrat wäre das allerdings nie passiert. Ihn, Carl Zollner, darf man getrost als den großen Mentor des Heimatvereins über viele Jahre hinweg bezeichnen. Ich bitte um Verständnis, dass ich zu vielen der folgenden Namen keine nähere Erklärung abgebe, so sehr es die Namensträger verdient hätten. Es würde einfach den zeitlichen Rahmen sprengen.

Ich denke an:

* Erich Gärber, ebenfalls Heimatvertriebener, über Jahre Museumswart bis zu seinem Tod.
* An Ida Bergmann, langjährige Kassiererin, vielen noch bekannt und
* ihren Sohn Ludwig Grünberger. Von ihm stammen ungezählte Fotos im Archiv.
* An Horst Boenisch,
* Karl Vareka,
* Horst Eckermann,
* Fritz Maier,
* Ernst Prell, viele Jahre Kassier und unübertrefflicher Bastler. Hersteller der beiden viel bewunderten, maßstabsgetreuen Modelle „Bauernhaus“ und „Hafnerhaus“ im Museum.

Sie waren alle treue, tätige Mitarbeiter im Museum und Heimatverein. Sie sind nicht mehr unter uns – aber lebendig in unserer Erinnerung. So wie auch der frühere Bezirksheimatpfleger Dr. Hans Bleibrunner, der offizielle Förderer und Wegweiser für den Heimatverein, wie Heinz Blank, der langjährige Vorsitzende der Historischen Interessengemeinschaft Gangkofen und schließlich Dr. Fritz Markmiller. Bert Grasmann hat über ihn gesagt, schlicht und einfach und treffend: „Sein Geist schwebt überall im Museum bis in den letzten Winkel.“

Auch sie: Lebendig in unserer Erinnerung und für alle, die ich genannt habe, schließt das mit ein: Unsere Dankbarkeit und Anerkennung ihrer Arbeit und Verdienste um den Heimatverein und damit all dessen, was diesen Begriff und sein Wirken umfasst. Unsere Erinnerung ist nichts Abschließendes; denn bei aller Wehmut beinhaltet sie die Aufforderung und Verpflichtung: Macht weiter in unserem Sinn!

Die Folgenden: Sie sind nicht mehr aktiv im Vereinsgeschehen, aber sie haben viel getan und gegeben für den Heimatverein, z. B.:

* Dr. Helmut Dotterweich, er gerade in den Jahres des Wiederauflebens ab 1968, mit heimatkundlichen Vorträgen und Hinweisen bei Stiftern,
* Norbert Wasner, als Organisator und sachkundiger Führer unserer volkmusikalischen Hoagartn,
* Franz Wurm, als Museumswart, aktiver Mitarbeiter und Stifter,
* Simon Häglsperger, ein großer Sponsor und Stifter.

Im letzten alljährlichen Rundschreiben des Heimatvereins an die Mitglieder wird über die Bildung von Arbeitsgruppen berichtet, von der Installation eines neuen Computers und da heißt es: „Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich nun gezielt je nach Interessens-Schwerpunkt einbringen.“ Manche von denen, die ich jetzt nenne, tun dies schon viele Jahre, teilweise Jahrzehnte.

Ohne Vergangenheit keine Gegenwart, ohne Gegenwart keine Zukunft. Es ist mir als Bürger meiner Heimatstadt, ebenso wie als passivem Mitglied des Heimatvereins ein Anliegen, die gegenwärtig aktiv tätigen Mitarbeiter namentlich zu nennen, die sich regelmäßig im Museum treffen, bei Bedarf, z. B. vor Ausstellungen u. ä., häufiger bis fast täglich. Wertungsfrei und deshalb alphabetisch:

* Waltraud Eckermann,
* Claudia Geilersdorfer,
* Willi Granich (Mann der 1. Stunde),
* Franz Grötzinger (Schriftführer und Mann der 1. Stunde),
* Erwin Häglsperger,
* Peter Käser,
* Josef Kilian,
* Günter Knaus (Beirat seit 1973, 2. Vorsitzender seit 1988 und Mann der 1. Stunde),
* Brigitte Maier,
* Florian Obermayer,
* Hans Pfeiffer,
* Hans Rahm,
* Josef Rauchensteiner (Mann der 1. Stunde),
* Dr. Cornelia Renner
* Annemarie Schwarzbözl,
* Rupert Sitter (Kassier und zuständig für musikalische Veranstaltungen),
* Rudolf Stadlöder,
* Willi Thume (Mann der 1. Stunde),
* Gerd Wallner (Mann der 1. Stunde),
* Georg Weixlgarter.

Man beachte: Vier Frauen sind in der Museumsgemeinschaft (und das ohne Quotenregelung). Zwei von ihnen kamen hinzu, seit ihre Ehemänner uns verlassen haben. Ich finde das großartig! (Wenn Sie der gleichen Meinung sind, sollten sie das hörbar machen.)

Zwei Namen fehlen noch. Sie wäre unschwer einzuordnen, aber … Eine Wertung werde ich mir nicht anmaßen, eine Anmerkung jedoch schon für

* Peter Barteit und
* Lambert Grasmann.

Nicht nur die, die den Verein von innen her kennen, sondern alle Mitglieder werden mir beipflichten, wenn ich sage: Bert Grasmann ist die Seele des Heimatvereins.

Im Rundschreiben von 1968 heißt es: Das Heimatmuseum soll im Laufe der nächsten Wochen inventarisiert, das Depot gesichtet und geordnet werden. Dieser Aufgabe werden sich besonders annehmen die Herren Grünberger, Wurm, Häglsperger im Verein mit den jüngeren Mitgliedern Grasmann, Barteit und Grötzinger, eventuell sollen weitere jüngere Mitglieder dafür gewonnen werden. Der Übergang vom „jüngern Mitglied Grasmann“ zum Museumsleiter war fließend und wurde 1973 nur noch formell bestätigt.

Das gleiche darf man von Peter Barteit sagen. Er wurde 1973 als 2. Vorsitzender gewählt, hat aber schon vorher und erst recht als 2. Vorsitzender die Arbeit des ersten gemacht und wurde daher folgerichtig, wenn auch relativ spät, 1988 als 1. Vorsitzender gewählt. (Mit der Aussage, dass er die Arbeit es ersten getan hat, tue ich übrigens niemand weh und sie stimmt 100%-ig, ich war schließlich damals der erste.)

Beide sind also von 1968/70 gerechnet, gut über 30 Jahre Seele, Herz und Gehirn des Heimatvereins und steuern das Ganze bestens. Die Seele ist zwar nicht teilbar, aber das Herz hat zwei Kammern und das Gehirn zwei Hälften. Der bildhafte Vergleich stimmt also und über die Funktionen der Herzkammern und Gehirnhälften waren sich die zwei bisher einig und werden’s weiterhin sein. Ein Glücksfall für den Heimatverein und für Vilsbiburg!

Die Mitarbeiter als Arterien und Venen und die Vereinsmitglieder als der Körper – um im Bilde zu bleiben – spielen da prächtig mit und ich kann nichts Besseres wünschen und das sicher auch im Namen aller Vereinsmitglieder: So soll es bleiben und das noch viele Jahre!

Die Zeit für ein Grußwort ist (weit) überzogen – ich weiß. Ich bitte Sie zu verstehen: Wes das Herz voll ist, dem ….
Lassen Sie mich darum ganz abrupt schließen mit einigen Reimen von Fritz Markmiller – verfasst zu einem anderen Anlass des Heimatvereins und deshalb in ein paar Worten verändert – der Fritz wird’s mir nicht übel nehmen. Ja ich bin mir gewiss: Er wird lächeln – tun Sie’s auch und denken dabei: Ja, so war er!

Der Bürgermeister seinerzeit
hat ausgebreitet immer weit
die Flügel seiner Schaffensmacht
und hat dabei zuweg gebracht,
daß in Museum und Verein
ein neuer Geist mit Kraft zieht ein.
Das alt’ Gemäuer, Kunst und Krempel
wird ausgeräumt nach echt und Plempel.
Als damals jüng’re Leut’ sich fanden,
zu einer Mannschaft sich verbanden,
ging’s rund im muff’gen Heimatnest
und alle hielten daran fest,
daß jetzt bei diesem Neubeginn
Museumsarbeit kriegt nun Sinn,
der weiter wirkt und viel mehr sei
als bloße Heimattümelei.
Der Peter, Lambert, Willi Thume,
der Prell und weit’re gingen „ume“
zur Arbeit und zum gut Bereden,
was das zu tun sei und vonnöten.
Und auch ein Mitglied namens Wurm
nahm teil an dem Museumsturm.

Als dabei waltend guter Geist
von auswärts, Landshut, sich erweist
der Dr. Bleibrunner, ratend gut,
auf dass zuviel man hier nicht tut
in jugendlich’ Begeisterung
und trotzdem nicht verliert an Schwung.
Paar Jahre später kommt auch her
von Dingolfing der Markmiller.
Sein Vorschlag lebt bis heut’ gesund
im interlokalen Museumsverbund.

Lang tat dem Verein er präsidieren,
der Bürgermeister, und verzieren
das ganz’ Gescheh’n mit Amtsgewalt,
bloß dass er nie die Arbeit zahlt,
die ehrenamtlich hier geschieht.
In jeder Ansprach’ er bemüht
das Engagement und sagt auch frei,
dass dies gar nicht bezahlbar sei.
Nach mehr als fünfundzwanzig Jahr’n,
als kürzlich wir beisammen war’n,
Kulturpreis man entgegen nahm
und dazu einen Scheck bekam.
Nach näher’m Hinseh’n und viel Raten
errechnet einer: Für die Taten
gibt’s fünfazwanz’gmal De-Mark sechs
und dieses ist fürwahr kein Klex,
pro Woche sind das elfhalb Pfennig
und bloß pro Stund’ erscheint es wenig.

Der Heimatverein soll hoch leben
und immer wieder Anlass geben
zu neuen Festen, wo auch er
dabei sein wird, der Markmiller.
Im Heimatverein der Freundeskreis
stimmt heute an den Ehrenpreis.
Es war sehr schön, hat alle g’freut.
Drum hebt mit mir, ihr lieben Leut’
das Glas gefüllt mit Bier und Wein
und – wie könnt’ es auch anders sein? –
trinkts aus mit dankbarem Gefühl:
Mit uns für uns is’ nix zuviel!
Ein guter Spruch noch allemal
dem Verein gebührt auf jeden Fall:
Den Kopf halt’s kühl, die Füße warm,
das macht die Dokters alle arm.
Vergesst die Sorgen und den Schmerz,
erhaltet Euch und uns Euer Herz. 
 
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