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Präsentation des neuen Buches von Lambert Grasmann "Die Hafner auf dem Kröning und an der Bina"
Ansprache von Lambert Grasmann
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Keramikfreunde,
liebe Mitarbeiter im Museumsteam, geschätzte Freunde aus dem Kröning

Ich möchte in einer kurzen Zusammenschau davon berichten, wie ich als „interessierter Laie“ zu diesem, über mein halbes Leben ausfüllenden Hobby, nämlich der Museumsarbeit und Erforschung der Kröninger Keramik gekommen bin.

Es ist nun über 40 Jahre her, dass ich mit dem Sammeln und Forschen zur Hafnerei auf dem Kröning und an der Bina angefangen habe. Gleichzeitig begann sich auch mein Interesse für das Vilsbiburger Heimatmuseum zu regen, das damals nach einer kurzen Phase der Euphorie – die Neuaufstellung erfolgte bereits 1958 zehn Jahre vor meinem Einstieg – wieder in Agonie versunken war.

Als Seiteneinsteiger, man brachte ja nur ein allgemeines Interesse für historische Abläufe aus der engeren Heimat mit – zudem war die Literatur sehr spärlich und man musste hierzu später alles selber schreiben – galt mein Interesse bald der doch im Bestand des Museums als Sammelschwerpunkt erkennbaren Hafnerware aus dem Kröning. Mich faszinierten die so genannten Sonderformen bei den Durchbrucharbeiten mit all ihren verspielten Facetten, die, wie ich dann von Keramikfachleuten belehrt wurde, nicht den Produktionsschwerpunkt im Kröning ausmachten. Diese Sonderstücke zeigten jedoch in der Sammlung einen von der Produktion her gesehenen ihnen nicht zustehenden Schwerpunkt. Und wenn ich mich richtig erinnere, so befanden sich in der Sammlung beim Schwarzgeschirr lediglich zwei Essigkrüge, dann ein in der Vils gefundener schwarzer Henkeltopf und ein in der Masse mit Graphitton hergestellter Mörser, der wie eine Bodenmarke auswies, allerdings aus Frankreich stammte. Es galt also Gebrauchsgeschirr zu sammeln, und was mir weiter auffiel, es fehlte das Arbeitsgerät der Hafner.

Diese „Fehlstellungen“, also das ungleiche Verhältnis der Herstellungszahlen von Sonderformen zur eigentlichen Massenproduktion von Gebrauchsgeschirr und das nicht vorhandene Arbeitsgerät im Museumsbestand, veranlassten mich Kontakte zu noch lebenden Nachkommen von Hafnern aufzunehmen, die noch in der elterlichen Hafnerei gearbeitet hatten. Von dem Sammler und Keramikforscher Paul Stieber, München hatte ich 1969 erfahren, dass die älteste Geschirrproduktion in der Region seiner Meinung nach wohl an der Bina stattgefunden haben müsste. Er stützte sich auf einen 1301 stattgefundenen Steuerstreit, bei dem Hafner in Pfistersham Gemeinde Bodenkirchen sowie in Stadlhof und Siebengadern Gemeinde Gangkofen beteiligt waren. Paul Stieber hatte mich übrigens endgültig mit dem „Keramik-Virus infiziert“. Bezeichnend ist, dass er viele der an mich gerichteten Briefe auch mit einem Gruß an meine Frau, als die „stille Dulderin“ abgeschlossen hat. Und so wurden dann auch die Hafner an der Bina – und nicht die auf dem Kröning – meine erste Anlaufstelle, so z.B. die Familie Reiter-Kargl in Spielberg, Hausname beim „Hanshafner“. Damals noch ohne motorisierten Untersatz, „erfuhr“ ich diese Ziele mehrmals mit dem Fahrrad, wobei ich nie ohne Hafnerware zurückgekehrt bin. Unterstützung fand ich bei Cilly Kampfl und ihrem Ehemann Hans aus Siebengadern, der übrigens als Fahrer für die Vilsbiburger Zeitung für den Transport von gesammelter Hafnerware ins Museum behilflich war.

Auf dem Kröning selber erfolgten von mir Kontakte mit Nachkommen der Hafner ab 1970, von denen noch einige im elterlichen Betrieb gearbeitet hatten, so mit Lorenz Westenthanner, Pattendorf, Alois Kaspar, Onersdorf und die Brüder Georg und Benno Zettl aus Bödldorf. Gerade die Zettl-Brüder sollten nach anfänglichem Misstrauen über fast zwei Jahrzehnte hinweg meine Haupt-Gewährspersonen werden. Dass bei diesen Kontakten so manches in der dortigen Werkstatt gefertigte Gefäß, auch Ofenkacheln und Modeln fürs Museum abfielen, versteht sich von selbst. Vor allem konnte auf Nachfrage, mir bis dahin unbekanntes Arbeitsgerät gerettet werden.

Besonders wertvoll für die Forschungsarbeit zur Hafnerei auf dem Kröning waren wie gesagt Befragungen von Benno und Georg Zettl, die mir die Arbeitsabläufe in der Werkstatt und am Brennofen wie auch die Vertriebsgewohnheiten ab Werkstatt näher brachten. Manche der Gespräche habe ich auf Tonband aufgenommen, um Geschirrbezeichnungen und bei der Arbeit verwendete Ausdrücke auch akustisch festzuhalten. Interessanterweise stellte sich heraus, dass der Hafner für ein und dasselbe Geschirrstück zwei Bezeichnungen benutzte. So nannte er in der Hafnersprache eine Schüssel zum einen „Bauernschüssel“ und in der Verbrauchersprache zum andern „Suppenschüssel“. Die Wissenschaft spricht dann zum dritten von tiefen oder halbtiefen Schüsseln. Ähnlich verhält es sich bei der „seiften Schüssel“ vulgo „Nudelschüssel“ für Dampfnudeln, einer flachen weitmundigen Schüssel mit schmalem Rand. Diese Bezeichnungen sind selbstverständlich in das Buch aufgenommen worden.

Besonders wichtig und unverzichtbar erscheinen die seit den 1970er Jahren geborgenen Funde aus Werkstattbruchgruben bei ehemaligen Hafnereien, wo vor allem das bis dahin verhältnismäßig unbekannte und wenig beachtete Kröninger Schwarzgeschirr an Bedeutung gewann. Dabei ist zu bedenken, dass bei der hohen Zahl der produzierenden Werkstätten die Zahl der bisher entdeckten Fundstellen verschwindend gering ist. Jede ausgeräumte Fundstelle bedeutete einen gewaltigen Arbeitsaufwand von der Bergung, Reinigung und Auslegen des Scherbenmaterials als Puzzlearbeit, Zusammenfügen der Teile, Verbringen des Fundgutes zum Restaurieren an diverse Stellen wie Bayer. Nationalmuseum München, Landesamt für Denkmalpflege. Abt, Bodendenkmalpflege Landshut und zur Kreisarchäologie Dingolfing-Landau. Diesen Stellen und vor allem meinen seit den 70er Jahren an den Bergungen und nachfolgenden Arbeiten beteiligten Museumsmitarbeitern, voran Gerd Wallner, Sepp Rauchensteiner, Günter Knaus und Ernst Prell sei hier herzlich gedankt.

Ein dickes Dankeschön gilt auch Werner Endres, den ich Mitte der 1970er Jahre im Bayer. Nationalmuseum in München kennen und schätzen gelernt habe. Der damals beginnende Gedankenaustausch, auch bei den jährlich stattfindenden Hafnersymposien, befruchtete die jetzt schon über Jahrzehnte währende Beschäftigung mit Keramik. Ihm sei für die Durchsicht und Diskussion des Manuskripts zu diesem Buch gedankt.

Das heute vorgestellte Buch zur Hafnerei auf dem Kröning und an der Bina wäre in diesem Umfang und mit den zahlreichen, über 600 Bildern und 130 Zeichnungen nicht möglich gewesen, hätten nicht bedeutende Sponsoren zum Gelingen dieses Werkes beigetragen. Vor allem die Bereitschaft der Attenkoferschen Buch- und Kunstdruckerei – Straubinger Tagblatt,  das gesamte Bildmaterial in Farbe abzudrucken macht mich glücklich – Kröning und das Kröninger Hafnergeschirr leben eigentlich nur von der Farbe. Danke dafür.

Mit einem beachtlichen finanziellen Beitrag hat der Heimatverein Vilsbiburg zum Erfolg beigetragen, wie auch weiter die Benedikt-Auer-Stiftung Vilsbiburg, die Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, Margit und Dieter Schmitz Unterhaching, die Stadt Vilsbiburg, der Landkreis Landshut, die Gemeinden Adlkofen, Gangkofen und Geisenhausen das Werk finanziell unterstützt haben. Auch ihnen sei herzlich gedankt.
Dank zu sagen gilt auch meinem Enkel Jakob Brüggemann, er hat mir für den Katalog die Fotos geliefert, dann Cornelia Renner, die für die Formentafeln den Großteil der Zeichnungen gefertigt hat, sowie Robert Pfeiffer für die Erstellung des Meisterzahlen-Diagramms bzw. der Bearbeitung von zwei Landkarten.

Und nicht zuletzt danke ich meiner lieben Frau für die große Geduld und manchmal auch Nachsicht, die sie all die Jahre, ja Jahrzehnte für mein aufwendiges Hobby gezeigt hat.
 
Grußwort des 2. Bürgermeisters der Stadt Vilsbiburg anlässlich der Buchpräsentation von Lambert Grasmann am 28. Oktober 2010 im Heimatmuseum.
 Sehr geehrte Damen und Herren,

Herr  Vorsitzender des Heimatvereines, lieber Peter Barteit,

Herr  Museumsleiter und Ehrenbürger der Stadt Vilsbiburg, lieber Lambert Grasmann mit Familie,

Herr Soller vom Verlagshaus Attenkofer,

allen Ehrenmitgliedern und Mitgliedern des Vilsbiburger Heimatvereines,

sowie allen Gästen und Ehrengästen,

sage ich ein herzliches Grüß Gott!

Zunächst möchte ich mich für die Einladung zur Präsentation des neuen Buches von Lambert Grasmann mit dem Titel

Die Hafner auf dem Kröning und an der Bina

recht herzlich bedanken und betonen, dass ich gerne gekommen bin, um die Stadt Vilsbiburg heute zu vertreten. Ich freue mich hier stehen zu dürfen um  die Glückwünsche der Stadt und des Stadtrates zu überbringen  und aus erster Hand zu erfahren, welche weiteren interessanten Ergebnisse  sich bei den Forschungen auf diesem Gebiet ergeben haben.

Der Ursprung des Hafnerhandwerkes geht zurück in das 14. Jahrhundert. Die Gefäße dienten der Zubereitung von Speisen und zur Aufbewahrung aller möglichen Utensilien. Mit der Industrialisierung im letzten Jahrhundert verlor das Handwerk an Bedeutung. Heute sind Keramikgefäße meist nur noch  Dekorationsgegenstände.
Das alte Handwerk ist in unserer Gesellschaft  nicht mehr vorhanden.
Die ehemaligen handwerklichen, keramischen Produktionsstätten in Bayern sind vielfach nur in groben Umrissen bekannt und selten wissenschaftlich aufbereitet.
Im Gebiet von Kröning und an der Bina ist dies anders.

Das ganze Wissen trägt den Namen Lambert Grasmann.

Vor rund 45 Jahren entdeckte unser Bert seine Liebe zur Geschichte unserer Heimat. Bei den Nachforschungen im Heimatmuseum fand er sich zu den irdenen Haferln und Tegln (heute Keramik genannt) die in unserer Gegend in den vergangenen Jahrhunderten hergestellt wurden, hingezogen.
Seit dieser Zeit befasste sich unser Museumsleiter sehr intensiv mit dieser Handwerkskunst. Mehrere Veröffentlichungen seit dem Jahre 1975 zu diesem Thema fanden in der Fachwelt allerhöchste Beachtung.

Heute kann und muss man sagen:

Lambert Grasmann ist der Fachmann für niederbayerische Hafnerware  aus dem vergangenen Jahrhunderten.

In unserem von Deiner Hand geprägten Heimatmuseum Vilsbiburg ist eine Dauerausstellung mit Kröninger Hafnerkunst zu bewundern.
Die Fachwelt staunt über diese umfangreiche Präsentation die hier zu bewundern ist.

Das ist ein Verdienst von Lambert Grasmann mit seinem fleißigen Team.

Das Lebenswerk Heimatmuseum mit allen seinen Abteilungen ist ein Aushängeschild und eine Attraktion für unsere Stadt.
Heute lieber Bert, wird Dein neues Buch vorgestellt. Zahllose Tage und vermutlich auch Nächte (Deine Frau fragen wir lieber nicht) hast Du dafür aufgewendet. Die vielen neuen Bilder und Details aus der Geschichte, der Vergangenheit und dem Leben der Hafner wird uns deine Publikation näher bringen.

Ein  Motto hast Du dir zur Lebensaufgabe gemacht:
 
-  den Menschen von heute ihre Herkunft vor Augen zu führen, ihnen die Entwicklung der Lebensumstände deutlich werden zu lassen und  den Weg durch die Zeit transparent aufzuzeigen.

Dies ist Dir in der Vergangenheit überzeugend gelungen. Wir, lieber Bert verdanken Dir viel.
In den vergangenen Jahren wurden Dir für Dein Engagement mehrere Ehrungen zuteil:
1982 wurdest Du vom Bayer. Landesverein für Heimatpflege mit der Medaille ausgezeichnet,
1992 wurde Dir die Bürgermedaille der Stadt  Vilsbiburg verliehen,
1994 erhieltest Du das Ehrenzeichen des Bayer. Ministerpräsidenten für das Ehrenamt,
2002 verlieh Dir der Stadtrat das Ehrenbürgerrecht der Stadt Vilsbiburg.
Bereits vor vielen Jahren wurde Dir für Deine unermüdlichen Forschungen zur Geschichte unserer Vorfahren das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Ehrungen durch die Stadt werden nur an wirklich sehr verdiente Personen vergeben. Du lieber Bert bist einer davon.

Für die weitere Zukunft wünsche ich Dir viel Gesundheit und Freude bei den  neuen Aufgaben zur Erforschung unserer Heimatgeschichte.
Ich bin nun am Ende meiner Ausführungen, bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns nun viel  Appetit auf das Lesen des Buches und eine spannende  Zeit bei der Präsentation und natürlich viel Erfolg beim Verkauf.


 


 
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