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Festvortrag von Hannes Burger
 
„Mit den Füßen auf dem Heimatboden und den Kopf frei für die Welt“
zum 75. Jubiläum des Heimatvereins Vilsbiburg
am Freitag, den 30. Januar 2004

Ehrenwerte Honoratioren von Vilsbiburg,
lieber Herr Vorsitzender Barteit,
sehr geehrte Vorstandschaft und Mitglieder
des ehrwürdigen 75-jährigen Heimatvereins!

Als Österreich-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung bin ich vor 20 Jahren immer gern von Wien nach Graz in die Steiermark gefahren. Denn die Mentalität der konservativen, sehr sesshaften und heimatverbundenen Steirer ist der unseren in Altbayern sehr ähnlich – etwa nach dem Motto: „Wir sind zwar manchmal grob, aber wir meinen es auch so.“ Aber als Korrespondent musste man auch zum „Steirischen Herbst“ nach Graz, weil dieses Festival in allen Bereichen der Kultur und Kunst einfach das modernste in Österreich war. Darin schien vielen ein Widerspruch zu liegen.
In einem dieser Jahre eröffnete Landtagspräsident Koren, ein älterer und bewusst altmodischer Herr im langen dunkelbraunen Gehrock nach Erzherzog Johann Art eine moderne Kunstausstellung aus den Ländern des alten „Innerösterreich“, wie man das historische Dreländereck Steiermark-Slowenien-Friaul in der Monarchie früher nannte. Alle, die sich wunderten, wieso ausgerechnet in dieser sehr konservativen Ecke Österreichs eine so mutige Kunstausstellung zustande kommt, klärte er einen Satz auf, der mich sehr beeindruckt hat und aus dem ich den Titel für meinen heutigen Festvortrag formuliert habe. Koren sagte: „Gerade weil wir mit beiden Beinen fest auf dem Boden unserer Heimat stehen, haben wir den Kopf frei, um auch über den Zaun zu schauen, was sich sonst in der Welt tut.“
Meine Damen und Herren, ich glaube nicht, dass Sie von mir, einem nach Niederbayern gezogenen und im Bayerischen Wald, in die Heimat seiner Großmutter, eingeheirateten Münchner erwarten, ich solle Ihnen die Geschichte Ihres Vilsbiburger Heimatmuseums erzählen, die Bedeutung der einst berühmten Kröninger Hafnerei erklären und Ihnen den Wert jener heimatkundlichen Dokumentationen bestätige, die der Heimatverein der Stadt erhalten hat. Zeugnisse, die nicht einer falschen Verklärung der Vergangenheit dienen, sondern die Heimat so der Nachwelt überliefern, wie sie sich eben früher in guten wie schlechten Zeiten, in einem steten Existenzkampf durch alle politischen Wirren und sozialen Spannungen der Geschichte entwickelt hat.
Der Stadt Vilsbiburg darf ich aber vielleicht auch als auswärtiger geladener Gastredner gratulieren, dass sie seit 75 Jahren die ureigene heimatkundliche Dokumentations-Aufgabe jeder Gemeinde, quasi ihren Herkunfts-Nachweis, nicht mit allzu viel Geld und eigenem Fachpersonal erfüllen muss. Von den ersten Gründungsvätern an - ob Bürgermeister, Pfarrer, Lehrer, Anwälte, Kaufleute und andere Honoratioren – hat der Verein immer nur entlang der Quellen gearbeitet und Zeitlücken weder nach historischen Vermutungen gefüllt noch nostalgisch die Geschichte nachpoliert - etwa im Sinne einer nachträglichen Romantisierung der Vergangenheit.
Ob die derzeitigen Stadtväter von Vilsbiburg und der Gemeinden des Umkreises sich des hohen Wertes der ehrenamtlichen geräuschlosen Arbeiten honoriger Bürger von früher wie heute überhaupt bewusst sind, kann ich nicht beurteilen. Aber dies ist eine öffentliche Aufgabe und somit originäre kommunale Leistung des Heimatvereins und seines Museumsleiters Grasmann, nicht einfach das Hobby eines Clubs skurriler Altertums-Liebhaber – quasi das Gegenstück zu „Jugend forscht“ -, das von der Stadt aus lauter Gutherzigkeit Zuschüsse erhält. Das sollte auch einmal von einem Neutralen gesagt sein, nicht nur vom Herrn Bürgermeister.
Gestatten sie mir also, dass ich heute nicht über das spreche, was Sie alle sowieso besser wissen als ich. Aber das 75-jährige Jubiläum eines nach wie vor aktiven Heimtatvereins ist ja wohl auch ein Anlass, um die stille Arbeit für die Heimat zu unterbrechen und quasi deren heutigen Börsenkurs festzustellen.
In keinem Land der Welt ist es ja so schwierig und so riskant, unbefangen über das Thema Heimat zu reden wie in Deutschland. Wir pflegen heute gern zu sagen: Deutschland ist unser Vaterland, Bayern ist unsere Heimat. Schön. Aber wann hat für die Menschen Vaterland etwas anderes bedeutet, als Opfer, Pflicht und Entbehrung, Krieg und Undank? Wann in der Geschichte haben denn die Menschen in Deutschland den Begriff Vaterland als Garanten für Frieden, Wohlstand und sichere Existenz in Recht, Freiheit und Solidarität verstehen dürfen?
Wir haben doch in Westdeutschland sogar eher mit Staunen gehört, wie unsere ostdeutschen Landsleute öffentlich skandiert haben: „Deutschland einig Vaterland!“ Das hätte sich ja bei uns niemand getraut, um nicht gleich als rechtsradikal zu gelten. Aber bei aller Freude über die deutsche Einheit haben wir doch auch sofort gewusst: Wenn dieses teure Vaterland ruft, kostet es uns das letzte Hemd.
Zwischen den beiden Begriffen Vaterland und Heimat besteht nicht nur vom jeweils größeren oder kleineren Radius her ein Zusammenhang. Heimat ist ja sehr dehnbar. Niemand von uns würde wohl zuhause sagen, Oberfranken, Unterfranken oder das Allgäu ist unsere Heimat. Wenn wir aber etwa auf einer Reise durch China solche Landsleute treffen freuen wir uns über diesen Gruß aus der Heimat. Ein Zusammenhang besteht aber auch inhaltlich: Seltsamerweise steigt die Heimat nämlich immer dann am höchsten im Kurs, wenn es heißt „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ oder wenn das Vaterland gerade besonders tief am Boden liegt.
Nach einem verlorenen Krieg träumen Soldaten, Gefangene, Verschleppte, Flüchtlinge und Vertriebene nicht mehr vom Vaterland, sondern hoffen „in der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn“. Ebenso wollen zu anderen Zeiten entführte oder verschollene Menschen nur in die Heimat und dafür braucht niemand eine Definition: I wui wieder hoam! I wui hoam nach Fürstenfeld!
Vaterland ist ein eher pathetischer, meist künstlich emotionalisierter Begriff des jeweiligen politischen Regimes im Bemühen um die Bindung der Bürger. Er wurde vor allem in Feierstunden und Festreden früher gern und inflationär gebraucht. Darum ist das, was anderswo völlig normal ist, bei uns heute doppelt schwer: missbrauchte Liebe zum eigenen Land wieder gesellschaftsfähig zu machen. Dabei ist es doch nichts Unrechtes, für mehr Engagement der Bürger an ihren Patriotismus zu appellieren.
Heimat dagegen ist ein Begriff, der zunächst allen von alleine am Herzen liegt. Heimat enthält auch rational nicht erklärbare alte Gemütswerte, die zum Schwelgen verleiten. Stellen Sie sich vor, sogar Journalisten können davon als Kinder ihrer Zeit davon angesteckt werden, wie ich bei dem Kollegen nachlesen konnte, der im Vilsbiburger Anzeiger 1928 darüber berichtet hat, wie aus dem schon 1909 gegründeten Ortsmuseumsausschuss jetzt ein richtiger Heimatverein entstanden ist. Er schreibt:
„Die Heimatglocken läuten zum Sammeln. Hast du schon nachgedacht, was ihr Klingen und Tönen bedeutet? In dem traulichen deutschen Wort ‚Heimat’ rauschen die Wälder, lispeln die wogenden Ährenfelder, jauchzt der Frühling, leuchtet des Sommers goldene Pracht, beschenkt früchteschwer der Herbst und singt die deutsche Weihnacht ihre wundersame Wintermär.“ Wir würden kurz schreiben: Heimat ist ganzjährig.
Heimat löst nun einmal ähnlich wie Mutterliebe und Vaterhaus ganz leicht Gefühle bei den Menschen aus, vor allem, wenn sie fern der Heimat sind. „Tausend Meilen von zu Haus, sieht die Welt ganz anders aus, und da wird erst jedem klar, was die Heimat für ihn war,“ hat Freddy in einem alten Film gesungen. „Seemann, wo ist Deine Heimat?“, „Heimat, deine Sterne“ oder „Heimatmelodie“ sind Titel von sentimentalen Schlagern, Heimatliedern und Heimatfilmen. Da fand dann die echte und wahre Liebe eben auf den Bergen, in der Heide und den Wäldern der Heimat statt, oder gleich im Bett im Kornfeld, also direkt auf der Heimaterde.
All diese Heimattümelei hatte ihre Hochkonjunktur nicht zufällig kurz nach dem Krieg in den Fünfziger Jahren. Nach all der Brutalität und Grausamkeit, Zerstörung, Not und geistiger Verwirrung hatten die Menschen in Deutschland ein Übermaß an Bedürfnis nach Gemüt, sicheren inneren Biotopen und Gefühlsduselei. Bei uns haben Heimatromane oder Heimatfilme immer schöne und noch intakte Landschaften beschrieben, romantische alte Dörfer und Städtchen ohne jede Bausünde gezeigt. Alles zum Schwelgen für die träumende Phantasie und fürs Auge als erholsamer Kontrast zu den Ruinen der kaputten Großstädte. Und damals war ja auch die Sehnsucht nach der heilen Welt berechtigt und ebenso verständlich wie die Verklärung der alten Heimat bei all denen, die sie verloren hatten.
Dabei wurde dann aber auch falsche Sentimentalität ein sicheres Geschäft, von dem Generationen von Heimat-Schwaflern, Kitsch-Malern und Kamera-Lügnern, ebenso wie volkstümelnde Pseudo-Volksmusikanten und die verlogensten Romantiker unter den Heimatliederdichtern bis heute gut leben. Da gab es immer wieder ganze Heimat-Wellen von der trachtigen Rüscherl- und Schnackselmode über die Alpen-Pornos, wo man in der Lederhose jodeln ließ bis zu reumütigen Rückkehr der Architekten von Resopal und Plastik-Wirtshäusern zum total rustikalen Stadl-Verbau im Folklore-Restaurant mit Brauerei-Schmiedeeisen, Wiegen und Wagenrädern als Deckenlampen, Sensen, Dreschflegel und Heugabel an der Wand, damit der Gast nach dem Essen mit einem Griff sein Werkzeug zur Hand hat.
Auch unter den sonst von mir durchaus geschätzten Mundartdichtern und Reimeschmieden, gibt es leider viele, deren brave Verserl Stoa und Boa in der Gmoa erwoachan, weil sich halt im Dialekt fast alles reimt: Oh mei oh mei, im Mai da bussel i oiwei mei Dirnei aufs Mäu“. Ich meine Dichter, die lieber gefühlvoll ergreifende Nachrufe auf die Heimat singen, als um ihre Erhaltung zu kämpfen.
Darüber könnte man sich lustig machen oder milde lächeln und sagen: „Lasset das Volk halt tümeln!“ Aber gleichzeitig wird mit diesen echt deutschen Übertreibungen in einem Pendelausschlag rückwärts seit der heimatseligen Nachkriegszeit die sachliche Arbeit für alles das, was wirklich mit der Heimat, ihrer Erforschung, Dokumentation und der weitest möglichen Erhaltung zu tun hat, zusätzlich noch erschwert, diskreditiert und lächerlich gemacht.
Weil der Begriff Heimat eben ähnlich wie das Wort Vaterland wohl in kaum einem Land so oft politisch missbraucht und geschmacklich gemartert worden ist wie bei uns und weil Heimatland weithin falsch und zu eng verstanden wird, darum hat der Begriff bei uns bis heute ein altmodisches „Gschmackerl“ - Für die einen riecht Heimat nach Ackerscholle, Blut und Boden, für andere modrig nach Hoamatl, Altersheim, Kirche und „der ewigen Heimat zu“. Da hat es ein „traulicher Heimatverein“ schwer.
Selbst wenn heute eine Regionalzeitung eine Seite über heimatgeschichtliche oder eher nostalgische Themen aus romantischen alten Zeiten bringt – nach dem Motto „Schee is’ gwen, oba hirt“, dann wählt sie meist schon eine auffallend altmodische Schrift dafür aus und Titel wie „Heimatglocken“, „Mein Heimatland“ oder „Heimatbote“, damit Opa und Oma es ja leicht finden und jüngere Leute nicht versehentlich was ohne Pop, Sex und Crime lesen.
Angesichts all dieser positiven Verfälschungen wie negativen Vorurteile in Sachen Heimat verdient es besonderen Respekt, wie geradlinig und klar der Heimatverein von Vilsbiburg Kurs gehalten und 75 Jahre lang unbeirrt seine Aufgaben erfüllt hat – mal mit stärkeren, mal mit schwächeren Phasen wie jeder Verein. Der Versuchung jedoch, knietief im Heimatschmalz zu waten, hat schon zum 50. Jubiläum Ihres Vereins der damalige 1. Vorsitzende und Bürgermeister Josef Billinger erfolgreich widerstanden. Erstaunlich knapp, präzise und sachlich, aber darum auch heute noch überzeugend hat Ihr Alt-Bürgermeister damals geschrieben:
„Die natürlich und geschichtlich gewordene Eigenart der Heimat zu erforschen, zu schützen und zu pflegen, die Allgemeinheit über Inhalt und Wert der Heimatkultur zu unterrichten und zur lebendigen Weiterentwicklung dieses Erbes anzuregen, dies ist nicht erst im Zeichen einer modischen Nostalgiewelle wieder entdeckter Zweck des Heimatvereins für den Landkreis Vilsbiburg, sondern ist nunmehr 50 Jahre lang ernsthaft und mit großer Hingabe verfolgte, selbstgestellte Aufgabe einer im Lauf der Jahrzehnte wechselnden Zahl von Menschen unserer Heimat.“ Außer weiteren 25 Jahren ist diesem Satz heute nichts hinzuzufügen. Wer so auf dem geschichtlich gewachsenen Boden der Heimat steht, hat wirklich den Kopf frei für den Blick über den Zaun und die Aufgaben von heute.
Junge Leute haben naturgemäß wenig Interesse an der eigenen Verwandtschaft, geschweige denn an Ahnen und Vorvorderen – zumindest solange, bis sie selbst Familien gründen, Fotoalben für Kinder anlegen und wissen wollen, wer warum dazugehört. Auch ein Heimatverein ist nicht gerade der erste Fanclub, in den junge Bürger einer Stadt drängen. Trotzdem ist dessen Arbeit des „Albumanlegens“ für nachkommende Generationen nicht umsonst. Denn wer die Zukunft gestalten will, muss von der realen Gegenwart ausgehen und wer die Gegenwart begreifen will, muss erst ihre Entstehung aus der Vergangenheit kennen und diese befragen.
Mit den historischen Nachweisen zum Beispiel, dass schon Ende des 19. Jahrhunderts italienische Gastarbeiter aus Friaul in Ziegeleien um Vilsbiburg beschäftigt waren, deckte der Heimatverein für die Städtepartnerschaft mit Buja gemeinsame Wurzeln auf. Aber jede Stadt hat Phasen der Stagnation von Einwohnerzahl und Wirtschaft und auch Phasen von neuen Entwicklungen. Da müssen Stadträte und Bürger wissen: Was ist die unantastbare Substanz, was ist verzichtbares Beiwerk, was ist die Seele einer Stadt, die sie über Arbeitsplatz und Wohnung hinaus den Menschen auch zu ihrer Heimat macht.
Das heißt aber auch: Was sind verzeihbare und später korrigierbare Bausünden einer Zeit und was sind Zerstörungen an unwiederbringlichen Zeugen der Geschichte. Ebenso gehört zur Heimat auch die Landschaft und die Natur, hier ein Bach, dort eine Baumgruppe, da ein wichtiger Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere. Wir wissen, dass auch Veränderungen zum Leben gehören. Aber wenn wir den Charakter unserer Heimat erhalten wollen, müssen wir auch wissen, wie sie in früheren Generationen ausgesehen hat, wovon sie geprägt war und wie sie historisch gewachsen ist.
So schön Lieder, Gedichte oder Gemälde von der lieben Heimat sein können, so wertlos sind diese, wenn nicht der harte Kern der Heimat bewahrt wird. Zumindest das Wesentliche an Naturschutz und Denkmalschutz muss anhand historischer Zeugnisse verteidigt werden, sonst steht man nicht mehr fest auf dem Heimatboden, sondern taumelt hilflos im Multikulti-Schmelztiegel oder lügt sich eine Heimat vor wie Kulissen im Komödienstadl.
Damit kehre ich zu meinen Gedanken vom Anfang zurück: Nicht nur das Pathos vom Vaterland ist keinen Deut mehr wert als die konkrete Politik, die für das Land gemacht wird. Vielmehr besteht auch die Heimat nicht nur aus Gefühlen, Gemüt und Nostalgie, sondern Heimat ist Politik. Ja, knallharte Politik, auch wenn sentimentale Heimatschwärmer sich im eigenen Schmalz umdrehen: Heimat hat viel mehr mit Kommunalpolitik zu tun als mit Folklore.
Dass die europaweit hoch angesehene Kröninger Hafnerei ausgestorben ist, hatte wirtschaftliche Gründe. Dass Landwirtschaft und Bauernhöfe sich verändert haben, hat wirtschaftliche und technische Gründe. Der Heimatboden hat also neben dem ideellen Wert auch einen materiellen mit riesigen Unterschieden, ob Tonerde, Kies, Warmwasser oder Öl unter der Heimaterde liegen und oben auf ihr Weizenfelder oder Asphaltflächen wachsen.
Heimat ist da, wo ich mich auskenne, mich sicher, wohl und geborgen fühle. Aber ohne Grundlagen für die wirtschaftliche Existenz der Menschen ist ein Lebensraum keine Heimat. Ohne Arbeitsplätze und bezahlbaren Wohnraum, Verkehrserschließung, Wasser und Energie-Versorgung, ohne zeitgemäße Angebote für Gesundheits-Vorsorge und Freizeit, für Schulen, Bildung und Kultur gibt es eben keine Heimat, nur noch Museum live mit menschlichen Auslaufmodellen. Struktur- und Standortpolitik, die ohne Zerstörungen einer Stadt und ihrer Umwelt das Leben im ländlichen Raum ermöglichen, sind Heimatpflege. Für alle, die ab- und auswandern müssen, bleibt nämlich Heimat nur als Erinnerung.
Die Kunst der Politik besteht nun gerade darin, die schwierige Balance zu halten zwischen dem alten Bild der Heimat mit ihrer überlieferten Kultur und dem nötigen neuen wirtschaftlichen Fundament. Beide bilden den Boden, auf dem unsere Füße Halt finden. Politik muss also Heimat so gestalten, dass sie ihre Wurzeln nicht verliert, weder ihre Natur, noch ihre Kultur, ihre Denkmäler oder gar ihren Gesamtcharakter. Man kann aber auch bei der Weiterentwicklung der Heimat nur festen Boden unter den Füßen haben und wissen, wohin man will, wenn man auch weiß, woher man kommt. Darum ist ein altes Heimatmuseum immer auch ein wichtiger Kompass für heute und ein Heimatverein ist immer ein hilfreicher Berater der Bürger und Politiker für die Zukunfts-Entwicklung ihrer Stadt.
Das war in Vilsbiburg nun 75 Jahre so und ich wünsche Ihnen, den Kommunalpolitikern wie dem Heimatverein, dass Ihnen das weiterhin gelingt. Ihre schöne Heimat Vilsbiburg ist den Einsatz wert.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
 
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