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Mittelneolithikum
4900 - 4500 v. Chr.

Im Mittelneolithikum Südostbayerns findet man Scherben mit zwei unter- schiedlichen Verzierungsweisen. Teils umrunden waagrechte Stichbänder sowie einfache Zickzackmuster die Töpfe. Teils werden die Tongefäße mit vielfältigen Mustern aus Ritzlinien überzogen. Nach der Verzierungsart wird die erste Ware Stichbandkeramik (ST) genannt, während die zweite, nach einem Fundort ganz in der Nähe Landshuts, den Namen Oberlau- terbacher Keramik (OL) erhielt.

Die Stichbandkeramik ist vermutlich aus dem Böhmischen Raum zu uns gekommen, während sich die Oberlauterbacher Keramik in Ostbayern selbst entwickelt haben dürfte. Beide betrachtet man als Nachfolgekulturen der Linearbandkeramik. Sie treten auf Fundplätzen oft gemeinsam auf. Ihr zeit- liches Verhältnis zueinander und zur Linienbandkeramik ist noch nicht end- gültig geklärt, weshalb man in letzter Zeit zusammenfassend den Begriff Südostbayerisches Mittelneolithikum geprägt hat.

Während an altneolithischen Siedlungsplätzen die Feuersteingeräte über- wiegend aus Knollensilex bestanden, verwendet man jetzt plötzlich ver- mehrt den zur Herstellung langer Klingen wesentlich besser geeigneten Plattensilex. Daraus stellte man neben Messern und Schabern vermehrt bohrerartige Geräte her. In einer Oberlauterbacher Siedlung bei Meiselsöd (Lichten- haag) hat man bisher über 150 solcher Bohrer aufgelesen.

Der neue Rohstoff stammt aus der ca. 50 km entfernten Silexlagerstätte von Arnhofen bei Abensberg. Mit diesem Gebiet hat es also Handelsbe- ziehungen gegeben. Bruchstücke von Tonlöffeln sowie einige typisch ver- zierte Rössener Scherben zeigen, dass damals auch schon Kontakte zu benachbarten Kulturen in Ost und West bestanden.

Die Zahl der Siedlungen ist auf 41 angestiegen. Zieht man zudem den kürzeren Zeitraum von 400 Jahren in Betracht, so könnte die Bevölkerung im oberen Vilstal im Mittelneolithikum angewachsen sein. Auffällig ist, dass die Menschen jetzt plötzlich in den vorher unbesiedelten Raum zwischen Gerzen und Frontenhausen vorgedrungen sind. Die Karte zeigt es deutlich, das Zentrum der mittelneolithischen Besiedlung liegt jetzt entlang der Vils zwischen Vilsbiburg und Frontenhausen.

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