Heimatfahrt am 22. September 2019
Geschichte vor der Haustüre
Interessante Fahrziele zu Adelsherrschaften und Museum
Die Jahresfahrt des Heimatverein Vilsbiburg unter dem Motto: Auf den Spuren unserer Geschichte vor der Haustüre, führte zum Schloß Neufraunhofen. Der Hausherr Carl-A. Graf von Soden-Fraunhofen und dessen Mutter führten die Reisegruppe durch das Gut zur Schloßkirche. 1393 teilten sich die Reichsadeligen der Fraunhofener in die Linien Alt- und Neufraunhofen. Sie unterstanden als Reichsadelige nur dem Kaiser.
Die Schlosskirche St. Johannes Baptist und Mariä Empfängnis wurde 1709/15 erbaut. Die Rokokofassade und der Turm stammen aus dem Jahr 1753. In einem interessanten Vortrag übermittelte Graf von Soden die Ausstattung der Kirche mit vielen kleinen Hinweisen.
Auch der Marstall wurde nebenan besucht, der 2009 durch eine Generalsanierung mit dem im Obergeschoß befindlichen Fraunhofer-Saal für jede Art von Festlichkeiten einlädt.
Dann ging die Fahrt nach einer Kaffeepause zum Altdorfer Heimatmuseum Adlhoch-Haus oder Oswaldsölde. Der Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins Altdorf Hans Seidl sowie die Museumsleiterin Amira Adaileh begrüßten ihre Gäste. H. Seidel stellte das aus dem 16. Jhd. stammende, fast unverändert erhaltene, seit 1996 als Heimatmuseum dienende Bauernhaus in einem geschichtlich archivalen Abriss vor. In einer Führung stellte die Museumsleitung die restaurierten Grabungsfunde der Ausgrabungen 2016/18 in der Altdorfer Flur vor. Diese Funde gewährten einen Blick auf das karge und herausfordernde Leben der einst hier sesshaften Siedler: Schmuckstücke, Spiralringe, Pfeilspitzen und viele andere archäologische Funde wurden in Glasvitrinen gezeigt. „Flucht und Heimat“, eine derzeitige Sonderausstellung im Museum, konzipiert und erarbeitet von der Museumsleiterin A. Adaileh, übermittelte die Begriffe Fluchtursachen und Einzelschicksale. Interviews von Zeitzeugen, wie diese ihre Flucht in den Jahren 1944 bis 1989 erlebt haben sind das Herzstück der Ausstellung, die noch bis zum 10. November zu besichtigen ist.
Das nächste Reiseziel war die Kirche mit ihren beiden Rund-Backsteintürmen hoch über Landshut, in der früheren Hofmark Berg, in der Nähe des Adelmann-Schlosses, – die Kirche Heilig Blut. Die Gemeindereferentin Erika Gandorfer führte durch die Geschichte vom frühesten urkundlichen Nachweis der Kirche im Jahr 1310, bis zum heutigen Stand im Pfarrverband St. Jodok von Landshut. Warum so ein mächtiger Kirchenbau mit zwei Rundtürmen? Hatte der Landshuter Herzog Heinrich eine Schuld auf sich geladen, und ist mit diesem Bauwerk einer Sühnereise nach Jerusalem ausgekommen? Selten darstellende Seitenaltäre: Grablegung Jesu und die Hl. Familie, aber auch der stilistisch ausgeprägte Flügel-Hochaltar erstaunten die Besucher. Zu guter Letzt waren es die Adeligen der Hofmark Berg, die Von und Zu Chlingensperg, Ausstatter der Kirche, und ihre vier Grablegen im Chor, welche die Aufmerksamkeit an sich zogen. Zwei bedeutende Grabmäler wurden vom Bildhauer Christian Jorhan geschaffen. Der damalige Pfarrer Alois Dietl hatte einen guten Draht zum Bildhauer, und die Hofmarksherren das Geld, um die mit mythologischen Darstellungen und reichen Inschriften versehenen Grabmäler herstellen zu lassen. Die Chlingensperg stammten ursprünglich aus Frontenhausen. Der einzige Sohn von Urban Chlingensperg und seiner 1650 angeheirateten Frontenhausener Rats-, Bürgermeisters- und Bäckerstochter Eva Forster war Christoph († 28.08.1720). Er wurde auf Höhere Schulen geschickt, studierte Philosophie und Jurisprudenz. Er war einer der erfolgreichsten Juristen im Reich und nannte sich, nach der Erhebung in den rittermäßigen Reichsadelsstand durch Kaiser Leopold I. vom 27. Oktober 1693 Von und Zu Chlingensperg; und dieses auch für seine Nachkommen. Christoph hatte 14 Kinder, wonach sich die „Bernhard-Familienline“ auf Schloß Berg bei Landshut von 1733 bis 1856 niederließ. Sophie von Chlingensperg heiratete 1856 Clemens Graf von Adelmann auf Adelmannsfelden. Und so ging Schloß Berg auch in dem Jahr von den Chlingensperg an die Adelmann, welche das Schloß 1935 an die Stadt Landshut verkauften.
Die ganze Chlingensperg-Geschichte hat der Heimatkundler Peter Käser untersucht, und einen 15seitigen Bericht an Gemeindereferentin E. Gandorfer nach der Kirchenführung ausgehändigt.