Vilsbiburg – in der bayerischen Erstvermessung von 1813

Eine historische Karte im Stadtturm-Durchgang

Im Jahr 2013 hat sich der Vilsbiburger Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVVV) entschlossen, die früheste Vilsbiburger Vermessungskarte aus dem Jahr 1813 im Durchgang des Stadtturmes anzubringen.
Auf der über 200 Jahre alten Vermessungskarte sind schon Hausnummern eingeschrieben, aber noch keine Plannummern für die Wiesen und Felder. Auffallend ist die hufeisenförmige Marktplatte, die sich vom oberen Torturm zum unteren Tor und zur Vils hin erstreckt. Auffallend ist auch der abrupte Abbruch an den Rändern der ehemals befestigten Marktanlage. Der mittelalterliche Marktplatz wurde mit einer schweren Befestigung durch eine Mauer, Wall, Graben und Zaun geschützt, seitlich abgeschlossen. Die äußeren Ränder sind noch wenig bebaut. Diese Grundstücke wurden erst, nachdem um 1805 angefangen wurde die Marktbefestigung niederzureißen, mit einer neuen Bebauung, im Plan schraffierten Hausrissen, überbaut. Links und rechts des oberen Turmes sind noch längere Reste der Wehrmauer zu erkennen. Die am äußeren Rand herumführenden Gassen und Wege nannten sich noch „Straße zum Spital“ heute der Färberanger. Nahe der Vils, auf der rechten Seite vor dem unteren Stadttor, wo heute das „Löchl“ ist, war früher die „Judengasse“ die zur Pferdeschwemme und zu den Bräustadeln führte. Gegenüber ist die heutige „Gefängnisgasse“ welche sich früher „Gasse zur Fronfeste“ nannte. Und die heutige „Floßgasse“ die in früher Zeit als „Siechen Weg“ bezeichnet wurde, führte vom Siechenhaus (Aussätzigenhaus) an der Frauensattlinger Strasse, außerhalb der Stadt, in den oberen Vormarkt und zur Pfarrkirche. Im heutigen Spitalgarten stand früher ganz nahe an der Spitalkirchenmauer und am Turm das Haus des Fragners Josef Silverio, einem Eisenwarenhändler. Lambert Grasmann beschreibt und zeigt in seinem Buch „Vilsbiburg im Wandel“ gar manch altes Vilsbiburger Haus, das heute schon gar nicht mehr vorhanden ist. Das Silveriohaus so schreibt er, wurde 1901 von der Marktgemeinde aufgekauft, die es dann ein Jahr später mit den Wirtschaftsgebäuden abreißt. Nun konnte beim oberen Tor neben der großen Toröffnung ein Fußgänger-Durchgang, durch Abmauerung eines Teilstückes der Spitalkirchensakristei entstehen. Nicht zu übersehen ist auf der Katasterkarte der große Weiher in der Freiung, direkt an der „Chaussèe von Landshut“, dort wo heute das Kriegerdenkmal steht; 1813 der Schützengesellschaft gehörig, dann war es der Neuhoferweiher am Steinmetzplatz. Die mäandernde Vils wird vor der Marktplatte bei der Brücke zu einem breiten Wasserbecken. Nach der Vilsverzweigung oberhalb der Brücke, gegen Herrnfelden hin, liegen zwei Mühlen welche schon in der frühesten herzoglichen Aufschreibung für das „Dorf Biburg“ im Jahr 1230 genannt werden, die „Obermühle“ und die „Niedermühle-Fischmühle“. 1808 erscheint als Besitzer der „Fischmühle“ Gottlieb Zailler. Der Besitzer der „Obermühle“ ist Franz Amann (Mehl- und Sägemühle). Beide Mühlen sind 1860 bei Xaver Balk. Bei der Pfarrkirche führt die Frontenhausenerstrasse unmittelbar daran vorbei. Der Friedhof erstreckt sich noch um die Kirche herum. Nördlich der Kirche ragen das alte Mesner- und auch das Schulhaus noch direkt in den Friedhof hinein. 1874 wird das Schulhaus abgerissen und der Grund für eine Friedhoferweiterung verwendet. Zehn Jahre später, 1884 wird auch das Mesnerhaus abgebrochen.
Je länger man vor der 200 Jahre alten Katasterkarte verweilt, umso mehr kommt man auf verschiedene Einzeichnungen, so auch immer wieder auf ein Stück der alten Wehr-Marktmauer, die sich noch, bis auf ein kleines Stück am oberen Färberanger, aber auch als nördliche, noch heute vom Museum/Spitalkirche begehbare, mit Schießscharten versehene Mauer bis in die heutige Zeit erhalten hat.
Peter Käser