Teamwork der Münchner Maler

 
Schleich ließ häufig Kollegen an seine Bilder

 
Seine Bildkompositionen bereicherte Eduard  Schleich d. Ä. fast immer um so genannte Staffage. In der Malerei bezeichnet man damit Menschen und Tiere als nebensächliche belebende Elemente, die helfen, Größenverhältnisse und Raumwirkung deutlich zu machen. So weit, so gut. Allerdings hatte der Landschaftsspezialist Schleich eine ausgeprägte Abneigung gegen das Malen eben dieser Staffage, sodass er diese meist von fremder Hand in seine Bilder einfügen ließ. Der bekannte Kunsthistoriker Professor Dr. Siegfried Wichmann, Spezialist für die Münchner Malerschule des 19. Jahrhunderts schreibt in seinem Beitrag zur neuesten Vilsbiburger Museumsschrift, am häufigsten habe er dafür seine Kollegen Carl Spitzweg, Alois Bach und Friedrich Voltz gewonnen.

 
Die enge Freundschaft mit Spitzweg ist schon legendär. Mit ihm hat Schleich weite Reisen bis nach Italien und England unternommen; mehrmals waren sie für längere Zeit zu Studienzwecken in der umfangreichen Gemäldegalerie des Schlosses Weißenstein in Pommersfelden. Wichmann benennt die Merkmale von Spitzwegs Hand in den Gemälden Schleichs sehr detailliert. Eine andere Art der Zusammenarbeit ergab sich zu seinem Zeitgenossen Alois Bach (1809 ? 1893), der offensichtlich dem Alkohol zugetan war. Wichmann schreibt wörtlich: ?Schleich malte einige kleine anspruchslose Landschaften und sperrte danach den meist berauschten Bach in sein Atelier ein, um ihn viele Stunden mit den Bildchen allein zu lassen. Hatte sich nach dem Ablauf der Zeit Bach zur Arbeit bequemt, so war das Geld für mehrere Schoppen Wein für den stets durstigen Maler bereitgestellt.

 
Wesentlich ernsthafter war da schon die Kooperation mit Friedrich Voltz. Der 1817 in Nördlingen Geborene kam mit 17 Jahren nach München und widmete sich unter dem Einfluss der Niederländer schon früh der Tiermalerei. Bestärkt wurde er darin nicht nur von Schleich, sondern auch von dessen Kollegen Christian Morgenstern. Voltz legte er fortan den Schwerpunkt auf die Beleuchtung und die Stimmung bei feuchter Luft, wobei er bald einen warmen Goldton, bald einen kühlen silbrigen Ton bevorzugte. Voltz zeigte die Tiere liegend oder stehend ohne größere Bewegung, erzielte aber durch den starken Wechsel von Licht und Schatten malerische Dramatik. Voltz, der zu den bedeutendsten Tiermalern gezählt wird, perfektionierte seine Technik so, dass er schließlich Rasseporträts von Kühen anfertigte; besonders oft stellte er das Ampermoos-Rind dar.

 
Eine Paradebeispiel für das Zusammenwirken zwischen Schleich und Voltz ist das monumentale Gemälde (124 x 176 cm) ?Waldlandschaft mit Rinderherde? in der Sonderausstellung des Heimatmuseums, das ein Kunstsammler aus Frankfurt am Main als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Professor Wichmann analysiert die so genannten Voltz-Gesichter der Kühe und auch die Anordnung der Rinder, mit denen Voltz einer Verklammerung mit der von Schleich geschaffenen Landschaft erreicht und das Gesamtwerk zu einer Einheit führt. Der Überlieferung nach war das Bild bei der Weltausstellung des Jahres 1855 in Paris im Palast der Schönen Künste ausgestellt. Aus welchen Gründen auch immer sei dort zwar Schleich, jedoch nicht Voltz anwesend gewesen. Möglicherweise habe es daher eine Verstimmung gegeben, die dann zur teilweisen Entfernung der Signatur von Schleich geführt haben könnte.

Friedrich Voltz (1817 ? 1886) in der Darstellung eines unbekannten Malers um 1850.
Ein hervorragendes Beispiel für das Zusammenspiel innerhalb der Münchner Kunstszene des 19.Jahrhunderts ist das Bild ?Waldlandschaft mit Rinderherde?, das von Eduard Schleich d. Ä. und Friedricht Voltz gemeinsam schufen.