Ein großzügiges Geschenk des Herzogs
Benediktiner aus St. Veit wurden 1372 mit der Pfarrei Vilsbiburg beschenkt
Vilsbiburg. Die Stadt kann auf ein sehr vielseitiges und tief in die Geschichte greifendes Ordensleben zurückblicken. Dieses wird derzeit in der neuen Sonderausstellung des Heimatmuseums? Kröninger Hafnermuseum gezeigt. Alles beginnt im ausgehenden Mittelalter, im Jahr 1372, mit einer Übereignung von Herzog Friedrich von Niederbayern-Landshut an das Kloster St. Veit an der Rott. Das Geschenk kam einem damals üblichen Handel gleich: Gegen das tägliche Abhalten einer Messe für das geistliche Wohl des Herzogs übertrug der Herrscher eine seiner Pfarreien, Vilsbiburg, und damit deren Einnahmen an das Benediktinerkloster.
Für die Bevölkerung Vilsbiburgs hatte der Eigentümerwechsel aber zunächst keine wichtigen Folgen. Der vom Herzog eingesetzte Weltpriester verrichtete für viele Jahre weiterhin sein Amt. Erst nach dessen Tod im Jahr 1394 konnte die Stelle neu besetzt werden. So traf vermutlich in diesem Zeitraum der erste Benediktiner ein, um als sogenannter Vikar die Seelsorge zu übernehmen. Mit Gewissheit kann dies jedoch erst ab 1422 nachgewiesen werden. In diesem Jahr besetzte der Benediktiner-Pater Sighart Astaler die Stelle des Pfarrvikars.
Wie wertvoll das Geschenk des Herzogs zukünftig sein würde, war 1372 kaum absehbar. Der kleine Ort war von Krisen gekennzeichnet. Die Pest hatte 1348/49 im gesamten Land zahlreiche Leben gekostet, ein Stadtbrand 1366 zerstörte den Großteil der Bausubstanz. Reichtum und Stadtrecht der vormals florierenden Wittelsbacher Gründung waren verloren. Trotzdem – oder gerade deshalb – erstarkte der Glauben in der Bevölkerung. Die Pfarrkirche, deren früheste urkundliche Erwähnung in das Jahr 1337 datiert, war ein zentraler Anlaufpunkt für die notleidende Bevölkerung.
Rege Bautätigkeit
Das Jahr der Schenkung markiert gleichzeitig den Beginn einer Bau- und Ausbautätigkeit des Pfarrensembles. Die Quellen illustrieren die zunehmende Verankerung der Kirche in der Bevölkerung, beispielsweise über die Zunahme von Messstipendien. Die Zugehörigkeit zur Neumarkter Abtei St. Veit reduzierte aber immer auch die Bedeutung der Geschichte Vilsbiburgs. Die Pfarrei schien in den Jahren des Landshuter Erbfolgekrieges (1504) und in den langen Kämpfen des Dreißigjährigen Krieges verarmt und bedroht, blieb aber verschont von größeren Zerstörungen. Selbst die Jahre der Reformation, die das Kloster St. Veit hart trafen und fast zum Aussterben brachten, hinterließen keine heute noch nachvollziehbaren Spuren in der Geschichte Vilsbiburgs. Es bestand hier schlicht eine Pfarrei, deren Vikare jährlich Abgaben an das Kloster St. Veit abzuliefern hatten.
Immerhin entwickelte sich die Pfarrei im 17. Jahrhundert zu einer Art Kurort für kranke Benediktiner, die zur Erholung kamen. Zudem scheint die Pfarrei bei den Patres als attraktiver Standort gegolten zu haben, auch, weil das Leben außerhalb des Hauptklosters als etwas lockerer galt. In Ausnahmefällen führte das jedoch auch zu sittlichen Übertritten, die streng bestraft wurden.
Umbruch mit der Säkularisation
Das Ende der Benediktiner kam in Vilsbiburg wie im gesamten deutschsprachigen Raum mit der Säkularisation, also der Verstaatlichung nahezu aller klösterlichen Güter und Anlagen. Teil dessen war auch ein Arbeitsverbot der Ordensleute. Doch wie vielerorts ließen sich auch hier die Benediktiner nicht ganz vertreiben. Seit 1796 war der Benediktinerpater Georg Rupert Wurzer als Pfarrvikar in Vilsbiburg tätig. Um seiner Ausweisung zu entgehen, legte er sein Ordensgewand ab. So gelang es ihm, als weltlicher Pfarrer, in der Pfarrei bleiben. Zu einem Wirkungsort von Ordensleuten wurde die Pfarrei Vilsbiburg nie mehr. Auch die Kapuziner, die zur Wallfahrtsbetreuung in der Maria-Hilf-Kirche eingesetzt waren, waren säkularisiert worden. An ihre Stelle traten jedoch schon Mitte des 19. Jahrhunderts wieder Ordensleute ein.