Warmes Essen von den Siegern

Vilsbiburg. Sie hatten aus der Geschichte gelernt und wollten denselben Fehler nicht noch einmal machen. Statt das danieder liegende Deutschland erneut zu knechten und wirtschaftlich auszusaugen, halfen die Sieger nach 1945 in großzügiger Weise. Wer in jeder Suppe ein Haar zu finden vermag wird einwenden, insbesondere die USA spekulierten auf spätere Kunden für ihre Waren und Dienstleistungen. Das mag durchaus ein Hintergedanke gewesen sein. Aber unbestreitbar wurde die diesen Hilfen das erneute Aufkommen radikaler Rattenfänger von beiden Rändern des politischen Spektrums verhindert und ? vor allem ? den Menschen geholfen. Dies geschah nicht nur durch den Marshall-Plan sondern ganz direkt über die systematische Verköstigung unzureichend ernährter Schüler.

Die Ausgabe von Lebensmittel an bedürftige Kinder ist jedoch keineswegs eine Erfindung der Nachkriegszeit. Sie geht auf den späteren amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover zurück, der bereits im Jahr 1914 ein Hilfswerk für das von einer Hungersnot heimgesuchte Belgien gründete. Im großen Stil wurde die Abgabe von Mahlzeiten jedoch in den Jahren nach dem II. Weltkrieg fortgeführt, in Bayern ab dem Frühjahr 1947. Nach den Richtlinien wurden alle Schülerinnen und Schüler im Alter von 6 bis 18 Jahren bedacht, soweit sie sich nicht selbst versorgen konnten. Lambert Grasmann, der selbst in den Genuss der Schulspeisung kam, schreibt in seinem Buch ?Vilsbiburg 1948 ? 1968, schwierige Zeiten und Neubeginn?, allein bis zum Herbst 1948 seien allein im Landkreis Vilsbiburg mehr als eine halbe Million Essensrationen verteilt worden. Zu Weihnachten 1947 hätten sich die Kinder über mehr als 24.000 Tafeln Schokolade sowie rund 8.000 Pakete ?Dinner? und dieselbe Menge Lebkuchen gefreut. Finanziert seien diese Aktionen die Militärregierung, einzelne Gemeinden im Landkreis sowie private Gönner worden.

Kostenlos habe man die Mahlzeiten nur für bestimmte Personenkreise abgegeben, beispielsweise an Kinder von Fürsorge- und Arbeitslosenunterstützung sowie Kriegsopferrenten. Selbstzahler hätten pro Mahlzeit 20 Pfennige zu entrichten gehabt. Die Schulspeisungen seien bis in die Jahre 1950/51 fortgeführt worden.