Kapuziner prägten über zwei Jahrhunderte das Wallfahrtsleben auf Maria Hilf.

 

Der Weltpriester Ignaz Berger und spätere Kapuziner Pater Leo Maria war der Initiator für die Erbauung der beiden Türme auf Maria Hilf.

Die Seelsorge auf dem Berg wurde in verschiedenen Epochen von Weltpriestern, dem Orden der Redemptoristen und in der längsten Zeitspanne von über 200 Jahren, vom Orden der Kapuziner geleistet. Alle Wallfahrtsseelsorger gaben ihr Bestes für das Seelenheil der Menschen in Stadt und Land und machten aus Maria Hilf eine blühende Wallfahrt.

 

Die Wallfahrt Maria Hilf wuchs aus kleinsten Anfängen. Tiefe Volksfrömmigkeit und die Angst vor den Türkenkriegen ließ sie entstehen. Gründer war der fromme Kaminkehrermeister Donatus Barnabas Orelli, der aus Locarno am Lago Maggiore kam und sich in Vilsbiburg niederließ. Am 26.März 1686 errichtete er an der Stelle der heutigen Kirche eine Kreuzigungsgruppe, bald darauf ergänzte er diese mit dem Bau einer Rundkapelle. Die Kapelle konnte aber bald die Menge der Wallfahrer nicht mehr fassen, deshalb erweiterte Orelli mit Hilfe der Marienverehrer diese mit einer „inneren Kapelle“, die das Maria Hilf-Bild, eine Nachbildung des berühmten Bildes von Lucas Cranach, beherbergte. Da das kleine Heiligtum eine außergewöhnliche Anziehungskraft auf das gläubige Volk auslöste, entschloss sich Orelli, mit Erlaubnis der geistlichen Obrigkeit, unterstützt durch milde Gaben, im Jahr 1701 ein Langhaus zu erbauen, das 1704 vollendet war. Zugleich wurden sieben kleine Kapellen um die Kirche errichtet, welche die Passionsgeschichte darstellten. Deshalb wurden sie auch „Leidenskapellen“ genannt.

 

Ein Hospizium, ein Kloster auf Maria Hilf?

Zur geistlichen Betreuung dieser aufstrebenden Wallfahrt erwirkte Donatus Orelli 1705 die Errichtung eines Hospiziums (Kloster), in das die für die Seelsorge gewonnenen Kapuziner einziehen konnten.

Unter der Führung der Kapuziner entwickelte sich auf dem Berg ein blühendes Wallfahrtsleben. Die verschiedenen Bruderschaften, deren Feste groß gefeiert wurden, die traditionellen Wallfahrten der umliegenden Pfarreien, das eingeführte 40stündige Gebet an den Fastnachtstagen mit langen Predigten und täglichen Hochämtern, dazu die Pilgerströme aus nah und fern, brachten fruchtbares religiöses Leben auf den Berg. Einige Patres waren häufig als Prediger bei Volksmissionen in der Region eingesetzt. Die wortgewaltigen Kapuziner beeindruckten die Gläubigen mit ihren Predigten. Dazu mussten die Patres auch Aushilfen in den umliegenden Filialen und Pfarreien übernehmen.

Neben den Geistlichen unter den Patres, kamen auch Frater (Brüder) der Kapuziner auf den Maria Hilf-Berg. Die Aufgabe der Brüder war, für das leibliche Wohl der Gemeinschaft zu sorgen. Die Kapuziner gehörten zu den so genannten „Bettelorden“ und legten das Gelübde der Armut ab. Sie durften sich aber Grundnahrungsmittel bei der ländlichen Bevölkerung erbitten, von der Geschäftswelt wurde die Klostergemeinschaft ebenfalls mit Sachspenden unterstützt. Die Brüder waren in den verschiedensten handwerklichen Berufen ausgebildet und brachten ihre Fähigkeiten in die Klostergemeinschaft ein.

Die Ordensgeistlichen, die fast 100 Jahre bis zur Auflösung der Bettelorden-Klöster 1802, in Vilsbiburg wirkten, begegneten aber auch Menschen, die ihnen nicht immer wohl gesonnen waren. So war die Zusammenarbeit mit der Pfarrei nicht immer so harmonisch wie in den vergangenen Jahrzehnten. Ein Beispiel ist der Benediktiner-Abt Marian Wieser vom Kloster Neumarkt Sankt Veit, das damals für die Betreuung der Vilsbiburger Pfarrei zuständig war. Abt Marian war ein erbitterter Gegner der klösterlichen Niederlassung der Kapuziner auf Maria Hilf. Der Berufung der Kapuziner hierhin legten sich anfänglich nicht geringe Schwierigkeiten in den Weg, deren größte der Abt von St. Veit bei Neumarkt an der Rott bereitete, zu dem die Pfarrei Vilsbiburg gehörte. Er befürchtete materiellen und moralischen Nachteil für sein Neumarkter Kloster, wenn fremde Ordensleute die Wallfahrtspflege übernähmen, und ließ nichts unversucht das Unternehmen rückgängig zu machen. Es ist bekannt, dass er in der Aufregung zu dieser Angelegenheit einmal ausgerufen hat: „Lieber brennt mir meine halbe Abtei nieder, als dass Kapuziner nach Vilsbiburg kommen!“ – Und siehe, nicht lange nach diesem Ausspruch ward wirklich die Hälfte des Klosters ein Raub eines großen Schadenfeuers geworden! Am 24. Juli 1704 sind zwei Kapuzinerpatres von Landshut nach Vilsbiburg beordert worden. Anders als dieser Abt von St. Veit stand der Sache der kurfürstliche Pfleger von Vilsbiburg Antonio von Maffei gegenüber. Dieser nahm sich ihrer beim Kurfürsten auf´s Eifrigste an, worauf dann am 19. August 1705 die Erlaubnis von Kaiser Joseph zur Errichtung des Hospizes eintraf. Am 2. Oktober 1706 wurde der erste Stein für ein Hospizhaus der Kapuziner gelegt.

 

Aufhebung des Klosters

Am 25. Januar 1802 legte der bayerische Staatsrat durch die Konstituierung der „Kurfürstlichen Spezialkommission in Klostersachen“ die Ausführung von Beschlüssen zur Säkularisierung und Aufhebung der Klöster vor. Am 14. und 15. Juni 1802 wurde das Kloster Vilsbiburg geräumt, die Patres kamen in das Zentralkloster nach Altötting. Die Seelsorge wurde Weltpriestern und anschließend dem Orden der Redemptoristen übertragen, der die Wallfahrt bis 1873 betreute.

 

Die Bergkirche wurde zur Perle der Diözese

Nach der Aufhebung des Redemptoristen-Ordens, mussten die Patres 1873 die Wallfahrt verlassen. Die Seelsorge übernahm das Pfarramt Vilsbiburg und weitere zwei neu geweihte Priester. In der Chronik der bayerischen Kapuzinerprovinz finden sich für die Zeit von 1873 bis 1885 als Wallfahrtspriester nur die beiden Namen Max Reiser und Ignaz Berger. Letzterer ist der spätere Kapuzinerpater Leo Maria – und Erbauer der beiden Türme der Bergkirche.

Im Jahr 1877 wurde der Weltpriester Ignaz Berger zum Wallfahrtsdirektor auf Maria Hilf ernannt. Mit außergewöhnlichem Einsatz ging Berger an seine Aufgaben heran. Die Altäre der Kirche wurden auf Sieben ergänzt. 1880 errichtete er den ersten Turm mit einem Prachtgeläute von vier neuen Glocken. 1883 erfolgte die Verlängerung der Kirche nach Westen mit der monumentalen Stadtfront, die jetzt das Bild der Schutzmantelmadonna trägt; außerdem entstand die steinerne Außenkanzel. 1884 wurden die Reliquien des heiligen Floridus in einem Altar beigesetzt und im November ein großes Reliquienfest gefeiert. Im gleichen Jahr ließ der Wallfahrtsdirektor den Prachtmetall-Rahmen um das Gnadenbild anfertigen, der bei der Renovierung in den 50iger Jahren entfernt wurde.1885 nahm Berger den Bau des zweiten Turmes in Angriff. Ignaz Berger ließ die Kirche vom Redemptoristenbruder Max Schmalzl künstlerisch so wunderbar ausmalen, dass sie „zur Perle der Diözese Regensburg“ erklärt wurde. Der Kreuzweg, der aus der Hand des gleichen Künstlers stammt, wurde damals schon auf 20.000 Mark geschätzt.

Aber Ignaz Berger setzte sich nicht nur für die bauliche Entwicklung der Wallfahrt ein, genau so engagiert fühlte er sich für das Seelenheil der vielen Gläubigen verantwortlich, die auf den Berg strömten. Unterstützt vom damaligen Benefiziat Alois Vest, „der mit der Wallfahrt innig verbunden war“, wirkte er segensreich auf Maria Hilf.

Da sich Ignaz Berger mit dem Gedanken trug, in den Kapuzinerorden einzutreten, unterstützte er 1885 den Vorschlag der Vilsbiburger Bürger, den Kapuzinerorden wieder um die Übernahme der Wallfahrt zu bitten. Der damalige Pfarrer Michael Jäger und die Marktgemeinde mit Bürgermeister Kagermeier wirkten einträchtig zusammen, um die Seelsorge auf Maria Hilf zu sichern. Am 15. Mai 1886 trafen nach 84jähriger Unterbrechung vier Kapuzinerpatres und fünf Laienbrüder in Vilsbiburg ein.

Ignaz Berger wurde im selben Monat für seine Verdienste um die Wallfahrt das Ehrenbürgerrecht des Marktes verliehen. Noch im gleichen Jahr bat er den Provinzial der Kapuziner, Pater Viktrizius Weiß, um Aufnahme in den Kapuzinerorden. Er bekam den Namen Pater Leo Maria und wirkte zunächst als Präses der Männerkongregation in Altötting, im Jahr 1896 kam er wieder nach Vilsbiburg, wo er 1899 starb. Er wurde in der Kapuzinergruft bestattet.

 

 Martha Berger

 

 

Begonnen hat das Heilige Jahr am 8. Dezember 2015 durch eine feierlichen Messe mit Papst Franziskus in Rom und dem Durchschreiten der »Heiligen Pforte« im Petersdom. Eine »Heilige Pforte« (lat. Porta sancta) ist ein bestimmter Eingang einer Kathedralkirche, der nur zum Heiligen Jahr geöffnet ist. Mit dem Öffnen der Kirchenportale wird das Heilige Jahr der Barmherzigkeit in den bayerischen Bistümern eingeleitet. Auch in anderen Kirchen bayerischer Bistümer wurden und werden in diesen Tagen so genannte »Heilige Pforten« von Gotteshäusern geöffnet.
Diese »Heilige Pforte« kann entweder in der Bischofskirche, in einer anderen bedeutenden Kirche oder einem wichtigen Wallfahrtsort sein. Die Entscheidung liegt bei den Bischöfen.
Überaus mächtig erhebt sich die Vilsbiburger Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt auf der Anhöhe nördlich der Vils. Der heutige freie Blick geht auf den gotischen Ziegelbau mit dem 73 Meter hohen Turm, aber auch zum südlichen Eingangsportal – der »Heiligen Pforte«.
Am 10. November 1872 schreibt Anton Prändl die Rechnung über 185 Gulden für die Schreiner- und Schnitzarbeiten an der neuen eichenen Kirchentüre des Südportales. Nach den Angaben des Vilsbiburger Pfarrers Straubinger hat Prändl die Türe mit den schönen Insignien gefertigt. Auf vier geschnitzten Holzkassetten stellt das Portal die Pforte als Eingang zum Paradies dar.
Peter Käser
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Vor über 200 Jahren genehmigte das bischöfliche Ordinariat Regensburg den Bittgang

Vilsbiburg. Unter den Pfarrakten von Vilsbiburg im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg hat der Verfasser Schriftstücke entdeckt, die auf die Entstehung der alljährlichen Maria-Namen-Prozession vor über 200 Jahren nach Maria Hilf in Vilsbiburg hinweisen.

Während der napoleonischen Kriege bedrohten im September 1796 französische Truppen unsere Gegend und damit auch den Markt Vilsbiburg. Sie sollen damals nur mehr „drei Stunden entfernt“ von hier operiert haben. Um diese Gefahr abzuwenden, wurde die Bürgerschaft vor dem Rat des Marktes vorstellig mit der Bitte, als Gelübde alle Jahre einen „Bitt- oder Kreuzgang auf den hiesigen Maria-Hilf-Berg“ anordnen zu wollen. Außerdem werde man für eine Opferkerze bei der Bürgerschaft sammeln und die Geistlichkeit für ihre geistlichen Verrichtungen aus der Marktkasse entschädigen. Ohne jedoch das hiesige Pfarramt zu verständigen unternahm die Bürgerschaft bereits am 7. September 1796 den ersten Bittgang am Vorabend des Festes Maria Geburt (8. September). Um das Vorhaben bei der Ortskirche Vilsbiburg abzusichern, hatte der Amtskammerer (Bürgermeister) Ignaz Präntl den hiesigen Pfarrherrn erst am 5. Juli 1798 gebeten, dem von der Bürgerschaft ausgesprochenen „Gelübde und [der] Willensmeinung gütig beizutreten und insofern es notwendig ist, dies behörig an das hohe Ordinariat Regensburg um die gnädigste Ratification“ zu melden.

Bereits am 6. Juli berichtete Pfarrer Rupert Wurzer an das Ordinariat, dass sechs Bürger bei ihm mit dem Ersuchen vorstellig geworden seien, er möge den verlobten Kreuzgang von der Kanzel verkünden, am Vorabend des Festes Maria Geburt die Prozession auf den Mariahilfberg begleiten und dort ein Dank- und Bittamt abhalten. Weiter notiert der Pfarrherr, dass die Prozession auf den Berg ohne sein Wissen veranstaltet wurde, dass der Magistrat ihn nicht wie bei Gelöbnissen üblich informiert habe. Und weiter, er der Pfarrer, werde von der Bürgerschaft insofern unter Druck gesetzt, als diese sich nicht von weiteren Prozessionen und Andachten auf Maria Hilf abhalten lassen werde. (Dort hatten ja die Kapuzinerpatres das Sagen.) „Um also entstehenden Unruhen, Zwisten und Aufläufen vorzubeugen, “ entschloss sich Pfarrer Wurzer dem Verlangen der Bürger zu entsprechen, jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass eine Genehmigung in Regensburg eingeholt werden müsse. Das Ordinariat bat er, die Verlobung der Prozession „gut zu heißen und für je und allzeit zu bestätigen“.

Eine kurze und positive Antwort aus Regenburg erfolgte schon am 9. Juli 1798: „Die von der dortigen Bürgergemeinde verlobte feierliche Procession nach dem Maria Hilfsberg am Vorabende des Frauenfestes Maria Geburt solle einberichteter Maßen und nach Wunsch besagter Bürgergemeinde fürohin jährlich vorgenommen werden“.
Damit war eine nun über 200 Jahre bestehende Tradition begründet.

Der Markt Vilsbiburg setzte seinerseits sogar noch eins drauf. Er stiftete zur Wallfahrtskirche Maria Hilf ein aufwendig hergestelltes Paar Leuchterengel. Bei einem Exemplar war auf der Rückseite auf das vorbeschriebene Ereignis mit einer Inschrift Bezug genommen. Leider ist dieser Hinweis vor einigen Jahren unverständlicherweise „weggeputzt“ worden. Der Verfasser hatte noch 1997 die bruchstückhaft erhaltene Inschrift fotografieren und folgenden Text identifizieren können: „…bey… hiesiger / Burgerschaft / wegen der Feinde / die Hilfe der / Maria … / abgewendeten / nahenden / Gefahren den / 7. September / Ao 1796“

Bei den Leuchtern handelt es sich um im Kern aus Holz bestehende etwa 40 cm hohe Figuren. Die Schauseite stellen kniende Engel mit je einem Leuchter dar. Sie sind in Silberblech getrieben und mit kleinen blütenförmigen Ziselierungen versehen.

Lambert Grasmann

Von der Vilsbiburger Bürgerschaft 1796 auf Maria Hilf gestiftetes Votiv-Leuchterpaar

Das Jahresprogramm 2016

Jahresversammlung
im Gsellnhaus mit
Lichtbildervortrag von
Lambert Grasmann

„Die Bildhauer-,Stuckateur-und Fassmalerfamilie Wagner aus Vilsbiburg“.

Dienstag, 5. April
19:30 Uhr

Kanzel mit anschließender Oratorienbrüstung in der Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Wippstetten, 1762/1766 von

Dreifaltigkeitsmesse in der Spitalkirche.

Samstag, 21. Mai
19:00 Uhr

Gnadenstuhl an der Außenwand des ehemaligen Spitalgebäudes in

Eröffnung der Sonderausstellung

„Mitten im Krieg –
Der Weltkrieg 1914/18 und seine regionalen Auswirkungen“
im Heimatmuseum.
  
Samstag, 18. Juni
10:00 Uhr

Der Soldat Alois Alt auf Heimaturlaub in Solling im Jahr 1917.

Tag des offenen Denkmals

unter dem bundesweiten Motto:
„Gemeinsam Denkmale erhalten“.
Das Heimatmuseum ist von 10 bis 12 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
Um 14 Uhr Kirchenführung in der Wallfahrtskirche Maria Hilf mit Vorstellung der Baumaßnahmen

Sonntag,
11. September

Die Kirche in der Zeit um 1920

Heimatfahrt

An die Isen – Dorfen und St. Wolfgang.

Sonntag,
25. September,
Abfahrt 12:00 Uhr

Altarbild in der Wallfahrtskirche

Katharinenmesse in der Spitalkirche

Samstag,
19. November
19:00 Uhr

Altarbild in der Wallfahrtskirche

Spielleute amrûn aus Neumarkt-Sankt Veit

Ob laut oder leise, lieblich oder schrill, wir haben mit unserer Besetzung von neun Spielleuten und einem großen Instrumentarium – von Flöten und Gitarren über Schäferpfeifen, Hümmelchen, diversen Tröten bis hin zur Geige und Drehleier und natürlich allerlei Geschepper – für jeden etwas dabei.
Wir treten hauptsächlich auf Mittelaltermärkten als umherziehende Spielleute auf, ebenso hat man uns gern auf Geburtstagsfeiern oder Privatveranstaltungen dabei. Außerdem hatten wir auch schon die Gelegenheit, bei einem Theater als Akteure und Musikanten aufzutreten
am 26. November
um 19:00
in der Spitalkirche

wir sind die Spielleute amrûn aus Neumarkt-Sankt Veit in Oberbayern und unterhalten schon seit sechs Jahren landauf und landab die Leute mit unseren mittelalterlichen Klängen und Weisen.

Ein Erzherzog bringt es nach Passau und es kommt zu wundersamen Erscheinungen

Es ist unter den Großen der Welt ein schöner Brauch, bei Staatsbesuchen mehr oder weniger wertvolle Geschenke auszutauschen. Sinnvoll sollen sie sein und in irgendeiner Beziehung zu dem hohen Gast stehen. Das erzeugt vielfach Freunde, zuweilen aber auch Stirnrunzeln. Was wird sich beispielsweise US-Präsident Barack Obama gedacht haben, als man ihm bei einer Visite in Polen ein Computerspiel überreichte? Gemischte Gefühle löste auch das Gemälde „Pferd in Royalblau“ aus, mit dem Bundespräsident Joachim Gauck erst vor wenigen Monaten Queen Elisabeth II. erfreuen wollte. Ein englischer Kunstkritiker fragte gar frech: „Ist das nun Bad Painting [figürliche Kunst von expressiver Farbigkeit] oder einfach nur schlecht gemalt?“ Da befindet sich der österreichische Erzherzog Leopold V. im Jahr 1611 in einer deutlich besseren Situation.

Der Spross aus dem Haus Habsburg ist ein Bruder des späteren Kaisers Ferdinand II und ein energischer, ehrgeiziger Mann. Im Alter von nur zwölf Jahren wählt man ihn zum Fürstbischof von Passau obwohl ihm verständlicherweise die erforderlichen Weihen fehlen. Auch sonst fällt Leopold in der folgenden Zeit eher durch weltliche denn durch geistliche Leistungen auf. Schnell entschlossen verabschiedet er sich daher 20 Jahre später aus der Dreiflüssestadt, um fortan in Innsbruck als Landesfürst von Tirol und Vorderösterreich zu residieren. Dieser Wechsel wird für das Gnadenbild Maria Hilf noch von Bedeutung sein. Zunächst aber stattet er als Passauer Fürstbischof 1611 dem sächsischen Hof einen Besuch ab. Der Überlieferung zufolge darf sich Leopold als Gastgeschenk selbst ein Bild aus der privaten Gemäldegalerie des Kurfürsten aussuchen. Seine Wahl fällt auf das Motiv Maria mit dem Kind von Lucas Cranach. So gelangt das Meisterwerk ins Zentrum des Bistums Passau, das zu jener Zeit bis vor die Tore Wiens reicht. Dort lernt Domdekan Marquard von Schwendi das Bild kennen und schätzen.

Der Weg auf den Maria-Hilf-Berg

Der Bischofsadministrator, der für den meist abwesenden und mit politischen Missionen ausgelasteten Fürstbischof das Bistum geistlich leitet, erwirkt die Erlaubnis, von Cranachs Original eine etwas vergrößerte Kopie anfertigen zu lassen. Diese bringt er in seiner Privatkapelle am Fuß des Schulerberges in der Passauer Innstadt an. Hier haben er und eine Reihe anderer Personen wundersame Erscheinungen, die sie in eine direkte Verbindung mit dem Marienbild bringen. Die öffentliche Zurschaustellung des Motivs von Cranach fällt zusammen mit den übersinnlichen Zeichen in eine Zeit allgemein anschwellender Marienverehrung. So übt die kleine Kapelle in Passau auf die Bevölkerung aus nah und fern eine magnetische Wirkung aus. Bald entschließt sich Freiherr von Schwendi, auf dem heutigen Maria-Hilf-Berg eine Kirche zu bauen. Das Gotteshaus wird im Jahr 1627 fertiggestellt.

Ein kriegerisches Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert ist ganz sicher keine „gute alte Zeit“. Rund um Passau, besonders in Oberösterreich und Böhmen, flammen immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen auf, die schließlich in den Dreißigjährigen Krieg münden. Spätestens seit die Schweden wiederholt bis vor die Tore der Bischofsstadt vordringen, sieht man in der Region allen Grund, den Schutz der Mariens zu erflehen. Aber auch der Westfälische Friede von 1648 bringt nur eine kurze Atempause. Nur wenige Jahre später droht mit dem Vormarsch der Osmanen neues Ungemach. Als die Türken im Jahr 1683 vor Wien stehen, erwartet sich die Mehrheit der Bevölkerung angesichts der militärischen und politischen Ohnmacht von Kaiser und Reich Hilfe nur noch von himmlischen Mächten. Kaiser Leopold I. hält es für angemessen, sich mit seinem Hofstaat nach Linz zurückzuziehen und dort fast täglich auf Knien vor dem Marien-Gnadenbild den Sieg zu erflehen. In den entscheidenden Septembertagen der Schlacht am Kahlenberg rückt die Passauer Gnadenstätte mit dem Maria-Hilf-Bild in den Mittelpunkt der Christenheit. Die kaiserlichen Truppen werfen sich mit dem Schlachtruf „Maria hilf“ in das Gemetzel und es gelingt ihnen, die zahlenmäßig überlegene türkische Übermacht zurückwerfen.

Als der Kaiser triumphierend in das befreite Wien einzieht, gibt er Befehl zum Bau einer mächtigen Barockkirche, die danach einem ganzen Stadtviertel ihren Namen gibt. In den Altaraufsatz fügt man eine Kopie des Passauer Gnadenbildes. Das Original hatte Erzherzog Leopold V. bereits bei seinem Auszug aus Passau mit nach Innsbruck genommen wo es noch heute den Hochaltar des Doms St. Jakob ziert. In der Euphorie des Sieges über die Osmanen breitet sich die Maria-Hilf-Verehrung in den katholischen Landen in Windeseile aus. Mehr als 500 neue Wallfahrten entstehen unter diesem Patrozinium. So erhält auch Vilsbiburg nur drei Jahre nach der Schlacht am Kahlenberg durch einen aus dem Tessin stammenden Kaminkehrer den neuen Gnadenort auf dem Berg.

Erzherzog Leopold V. von Österreich-Tirol (1586 – 1632) bringt in seiner Zeit als Fürstbischof von Passau das Marienbild von Lucas Cranach d. Ä. nach Bayern.
Für die einsetzende Maria-Hilf-Wallfahrt lässt Domdekan Marquard von Schwendi in den 1620er Jahren das Gotteshaus hoch über den Innstadt erbauen. (Fotos: Wikimedia)

Das Altarbild in der Maria-Hilf-Kirche geht auf Cranach den Älteren zurück

Vilsbiburg. Die Marienverehrung hat im ausgehenden Mittelalter im christlichen Abendland einen sehr hohen Stellenwert. Daher herrscht sowohl für die Andacht in Gotteshäusern wie auch in privaten Haushalten eine gesteigerte Nachfrage nach entsprechenden Darstellungen. Somit gehört diese Kunstgattung zum täglichen Geschäft für nahezu alle bildenden Künstler der damaligen Zeit. Sei es nun das Motiv Maria mit dem Kind, die Schutzmantelmadonna, die Pieta, die Muttergottes in der Sonne, Maria unter dem Kreuz und an der Krippe oder die Immaculata – die Erwartungen der Kunden sind vielfältig und werden gerne bedient. Einer der Marktführer in diesem Genre ist der um 1475 in Kronach geborene Lucas Cranach, in dessen Werkstatt mutmaßlich rund 5000 Tafelbilder, davon nicht weniger als 120 Mariendarstellungen angefertigt  werden.

Der junge Lucas hat das Glück in eine wohlhabende Familie hinein geboren  zu werden. So genießt er bereits in seiner Heimatstadt eine künstlerische Ausbildung. Nach den obligatorischen Wanderjahren erhält er im Jahr 1504 eine Anstellung als Hofmaler bei Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen und übernimmt die Malerwerkstatt im Wittenberger Schloss. Die Geschäfte laufen so prächtig, dass Cranach später eine Apotheke kaufen kann und auch als Buchhändler und Verleger tätig wird.  Zusätzlich fungiert der angesehene Bürger auch wiederholt als Stadtoberhaupt. In Wittenberg, dem Herzen der Reformation, schließt der Freundschaft mit Philipp Melanchthon und Martin Luther, dessen Trauzeuge er ist und auch die Patenschaft über Luther ältesten Sohn Johannes übernimmt. Um das Jahr 1550 geht Cranach mit seinem Dienstherren in die neue Residenz nach Weimar wo er im Oktober 1553 stirbt. Auf seinem Grabstein wird er als „der schnellste Maler“ bezeichnet. Die Malerwerkstatt wird von seinem Sohn Lucas der Jüngere weitergeführt.

Entstanden ist das  Bild der Maria mit dem Kind wohl in den 1530er Jahren auf Geheiß des Kurfürsten. Im Gegensatz zu anderen Gemälden wird dieses Motiv in Cranachs Malbetrieb nur einmal ausgeführt. Das Madonnenbild zeigt eine in der Art der einfachen Bevölkerung gekleidete junge Frau in Dreiviertelfigur vor dunklem Hintergrund die ein nacktes Kind in den Armen hält. Bis auf die für Mariendarstellungen typische rot-blaue Farbenkombination der Kleidung zeigt das Abbild der die Frau kein erkennbares Marien- oder Heiligenattribut. Ihr Haupt ist von einem nahezu durchsichtigen Schleier bedeckt der auch über den Kopf des Kindes fällt. Christus in der Gestalt eines hilflosen Knaben wendet sich Schutz suchend der Mutter zu, steckt seine Hände nach Hals und Kinn der Mutter aus; sein rechtes Bein schwingt er über deren Unterarm. Die Frau umfasst das Kind zwar mit beiden Händen, blickt aber mit erstem Gesicht über dieses hinweg auf den Betrachter. Sie symbolisiert damit  eine Vorahnung von dem bevorstehenden Leid Christi und der eigenen Hilflosigkeit. So wird der Jesusknabe zur Allegorie für die in mannigfaltigen Nöten bei höheren Mächten Hilfe suchende Menschheit.

Das damals noch namenlose Marienbild bleibt vom Bildersturm der Reformationszeit verschont weil es in der privaten Galerie des Kurfürsten aufbewahrt ist. Dort befindet es sich, bis im Jahr 1611 ein österreichischer Erzherzog zu Besuch nach Weimar kommt und das Kunstwerk als Gastgeschenk mit nach Passau nimmt. Auf diesem Weg gelangt eine Kopie des Gemäldes von Lucas Cranach auch nach Vilsbiburg. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Das Originalbild mit dem Motiv Maria Hilf aus den 1530er Jahren ziert heute den Hochaltar des Innsbrucker Doms. (Abbildungen Wikimedia
Lucas Cranach d. Ä. (um 1475 – 1553) wird drei Jahre vor seinem Tod von seinem gleichnamigen Sohn porträtiert.

Wallfahrt Maria Hilf

Es sind ja nicht nur die Jahre von 1011 bis 2011 welche im Heimatbuch von Binabiburg ihren Niederschlag gefunden haben.

Der Autor Peter Käser berichtet über frühzeitliche Funde vor 6000 Jahren. Über alte Strassen – Wege – Pilgerwege. Dann natürlich über die Schenkungsurkunde des Bistums Bamberg, in der nicht nur Binabiburg genannt ist, sondern auch umliegende Weiler und Einöden, die vor 1000 Jahren vom Heiligen Kaiser Heinrich II. und seiner Gattin Kunigunde an das Bistum Bamberg geschenkt wurden. In Binabiburg hält sich immer der Adel auf: Burg, Hofmark, Sitz und Schloß werden untersucht.

Die Autorin Silke Rieder berichtet über „Die politische Entwicklung in der Gemeinde Binabiburg von 1945 bis zum Abschluss der Gebietsreform 1971“.

Auch 750 Jahre Pfarrei Binabiburg werden im Buch einer Untersuchung zugeführt. Die Matrikeln und Beschreibungen der Urpfarrei Binabiburg, geistliche Persönlichkeiten, Benefizium St. Dorothea und das Zenelli´sche Benefizium auf dem Sankt Salvatorberg.

300 Jahre Wallfahrtskirche Sankt Salvator. Hostienfund und Eucharistieverständnis. Tonkopfvotivgaben. Eine Vorgängerkirche und der Kirchenneubau durch Pfarrer Lorenz Zenelli vor 300 Jahren.

Dies alles wurde auf 250 Seiten untersucht und niedergeschrieben. Der Dorf- und Landschaftspflegeverein Binabiburg hat im Jahr 2011 diese umfangreiche Schrift herausgegeben und nun in das Internet gestellt.

 Peter Käser

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»Heimatbuch Frauensattling«

1000 Jahre Frauensattling
Das Buch mit 304 Seiten ist in acht Teile gegliedert:
1. Geschichtsfindung: Vor 5000 Jahren – bis Heute
2. Land, Besitz und Leute
3. Frauensattlinger Kirchengeschichte
4. Kirchenbau und Ausstattung
5. Geistliche (aus Gaindorf) die in Frauensattling gewirkt haben
– Die Stiftung der Expositur 1871, Expositusse bis ca. 1950
6. Stille Erinnerungen: Kreuzl und Marterl
7. Vereine: Hochlandschützen, Böllerschützengruppe, FFW, CSU – Ortsverband
8. Zeittafel (Zeitraffer) und Quellen der Nachforschung

Auf einem Bergsattel zwischen den Flüssen Vils und Bina, im niederbayerischen Hügel- und Holzland liegt das Dorf Frauensattling. Die Nennung des Bergsattels hat dem Dorf seinen Namen gegeben – Sodling und Sattling sind die Gebrauchsnamen.
Der Ortsname ist eine althochdeutsche Ableitung von „satal“ (Schmeller II, Sp. 334). Es ist eine Geländebezeichnung „bei den Leuten, die am Sattel wohnen“ oder als Berufsbezeichnung „bei den Sattlern“. Das Erste wäre zutreffend.
Eine Besiedelung findet schon vor etwa 6000 Jahren statt. Den Nachweis bringen Steinaxt, Steinbeil und Scherbenfunde aus frühgeschichtlicher Zeit. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse finden sich zu Anfang des 11. Jahrhunderts.
Für Frauensattling selbst ist die Nennung des Ortsnamens in einer königlich/kaiserlichen Stiftungsurkunde ein Glücksfall. Kaiser Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde schenken im Jahr 1011/12 königliche Güter zwischen Vils und Rott an das neu gestiftete Bistum Bamberg.
Neben der Geschichte zur Entstehung des Dorfes sind auch die Überlieferungen zur Frauensattlinger Kirche sehr interessant. Die Sage erzählt von einer Kirchenstiftung durch Kaiser Ludwig dem Bayer im Jahr 1322.
Einen großen Teil des Buches nimmt die Gemeindegeschichte ein: Bürgermeister, Eingemeindung zur Stadt Vilsbiburg, Wege, Strassen, Brücken und Stege, die Lichtenburg, Ödenfurth und Mühlen, Steuerbücher, Obmannschaften. Das Hofanlagenbuch von 1752, Hofgrößen, Hoffuß, Lehenrecht, Abgaben, und letztendlich der Urkataster von 1845 und das Kataster-Umschreibheft ab 1860 zu etwa 85 Anwesen und Höfe der ehemaligen Steuergemeinde Frauensattling.
Peter Käser

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