Bis ins 20. Jahrhundert hinein war das Herstellen von Textilien und das Zusammenstellen von Gegenständen des Hausrates eine voreheliche Pflicht der Bräute. Eine gut gefüllte Truhe oder ein schön gefüllter Schrank sollte für möglichst viele Jahrzehnte reichen.

Im Zuge der Corona-Krise konnten wir in den Räumen des Museums leider für längere Zeit keine Gäste empfangen. Um unsere Sammlung trotzdem an interessierte Besucher zu vermitteln, haben wir einige besonders spannende und schöne Objekte mit den dazugehörigen Geschichten hier für einen kleinen virtuellen Ausflug aufbereitet. Es werden im Lauf der Krise immer weitere Objekte hinzukommen.

Viel Vergnügen und: Bleiben Sie gesund!

Ihr Museumsteam


Ein zu früh gefeiertes Handwerks-Jubiläum

Zu zwei in der Kröninger Keramikforschung als Sonderformen bezeichnete Objekte gibt es spannende Geschichten. Beide als Pokale sehr ähnliche von Kröninger Hafnern gescha-ffene Prachtstücke sind zu unterschiedlichen Anlässen und Zeiten entstanden. Von einem Exemplar ist durch die Besitzergeschichte und der darauf angebrachten Signatur der Urheber bekannt. Der unglasierte Deckelpokal wurde von dem Hafnermeister Nikolaus Zettl, „Martlhafner“ aus Bödldorf geschaffen. Von seinen Bekannten und Verwandten als „Nikl“ bezeichnet, stammte er aus der benachbarten Hafnerdynastie beim „Uiderl“, wo sein Bruder, der weitum bekannte und als Hafner geschätzte Benno Zettl sein Handwerk betrieb. Beide zählen zu den letzten im Kröning produzierenden Hafnern, Benno Zettl unternahm im November 1928 seinen letzten Geschirrbrand, sein Bruder Nikolaus beendete 1920 seinen Betrieb. Ihre Brüder Kaspar und Jakob Zettl betrieben ebenfalls das Hafnerhandwerk. Anlässlich der 1903 in Landshut veranstalteten „Dritten Niederbayerischen Kreis- Industrie- u. Gewerbe-Ausstellung“ beteiligten sich 22 aus dem Kröning stammende Hafner. Leider sind im Ausstellungskatalog keine der dort gezeigten Erzeugnisse beschrieben. Doch haben sich in Privatbesitz, dann in der Staatlichen Fachschule für Keramik in Landshut sowie im Bayerischen Nationalmuseum in München eine Reihe von Exemplaren erhalten, die eindeutig nur für diese Ausstellung gefertigt wurden bzw. dort ausgestellt waren. Sie tragen vielfach die Namen der Hersteller und auch das Herstellungsjahr 1903. Manche interessante von den Hafnern gefertigte Ausstellungsstücke wurden von der Keramischen Fachschule Landshut aufgekauft;so Vexierkrüge, weitere Pokale, dann Nähkörbchen, Tintenzeuge, Weihwasserkessel u.a.m. Der besagte, von Nikolaus Zettl gefertigte unglasierte Deckelpokal ist im Renaissance-Stil gefertigt, besitzt eine ausladende Fußplatte, eine tief liegende Bauchung in der Wand und einen zylindrischen Gefäßkörper. In diesen sind kleinformatige gemodelte Blumenornamente und Herzen appliziert, dazu zeigt ein Feld die Hersteller-Initialien „N Z“ (=Nikolaus Zettl) und die Jahreszahl 1903, sowie den Text „Hafnerei Kröning“. Der Einfalldeckel wird von einer modellierten Figurengruppe mit einem an der traditionellen Kreuzscheibe arbeitenden Hafner mit einem Hund zu seinen Füssen und Blumenbüschen bedeckt. Ein fast identisches, aber 22 Jahre älteres Exemplar wurde 1881 zum vermeintlichen „nur“ 230jährigen Bestehen des Kröninger Hafnerhandwerks hergestellt. Der Pokal besitzt die gleichen Umrissformen und ähnlichen Applikationen wie das Exemplar &;von 1903. In einer Kartusche ist ein an der Drehscheibe an einem Krug arbeitender Hafner appliziert, dazu ist eine Signatur „Es lebe das edle Hafnerhandwerk Hoh: in Gröning 1881“ angebracht. Der Einfalldeckel wird von einer modellierten stehenden Figur bekrönt. Zur Feststellung des „echten Geburtsjahres“ des Kröninger Hafnerhandwerks im Jahr 1428 fehlte den Verantwortlichen im Handwerk allerdings das Wissen um die im Staatsarchiv Landshut und im Hauptstaatsarchiv München lagernden alten Handwerksordnungen. Nicht beachtet wurde auch die über 30 Artikel umfassende, im Original bei den Hafnerakten im Heimatvereinsarchiv vorhandene Handwerksordnung der Hafner von 1646. Sie trägt noch das Originalsiegel der Regierung in Landshut. Wären die Ordnungen von 1428 und 1646 noch im Bewusstsein der Hafnermeister gewesen, wären die Feierlichkeiten vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt angefallen.

Doch warum ist es zu dem Festjahr von 1881 gekommen. In der Hafnerherberge des Handwerks in Kirchberg existierte ein mit 1651 datierter und mit den Namen der Vier-/Obermeister versehener Handwerksschild. Er trägt die Beschriftung „Diese Dafel hat ein gantz Ehrsames Handtwerkh der Hafner, auf ihr Herberg hieher machen lassen. Derzeit Viermaister Georg Wippenbekh, Hans Wippenbekh, Ernst Leirseder, Stephan Khaindl. 1651.“ Renovierungen an der Tafel fanden 1797 und 1876 statt. Man hat also fälschlicherweise oder aber auch bewusst die Jahreszahl von 1881 benutzt, um das 230jährige Vereinsjubiläum feiern zu können. Ein weiterer äußerlicher Grund könnte die Beschaffung einer neuen, leider nicht mehr erhaltenen Handwerksfahne sein, die laut Jahres-Rechnung des Hafnerhandwerks von 1881 für 250 Mark neu beschafft wurde. Auf dem Fahnenband war die stattliche Zahl von 40 Meistern und 74 Wirchern (Altgesellen) und Gesellen aufgedruckt.

Lambert Grasmann

Ein Objekt zur Zeit- und Postgeschichte

Eine kleine philatelistische Kostbarkeit stellt dieser unscheinbare Briefumschlag dar. Er ist nicht nur ein postalisches Zeugnis der Nachkriegsgeschichte nach 1945, er belegt auch den Umgang der amerikanischen Militärregierung mit dem deutschen Postbenutzer und der Deutschen Post.

Laut dem Presseorgan der amerikanischen Militärregierung „Military Government Gazette“ vom 3. September 1945 wurde nun wieder der private Postverkehr gestattet. Zunächst zugelassen war der Versand von Postkarten und offenen Briefen bis zu 20 Gramm. Am 12. Oktober wurden bis dahin gültige Postbestimmungen gelockert. Die Außenseite der Briefumschläge durfte nicht handgeschrieben, die Beschriftungen müssen entweder mit Schreibmaschine oder in Blockschrift geschrieben sein. Die verwendete Sprache musste auf der Rückseite des Umschlags vermerkt sein. Die Briefumschläge durften nun verschlossen werden.

Bei unserem Objektbeispiel sind einige bemerkenswerte Einzelheiten auffällig. Der verschlossene, als Einschreibbrief mit roter gestempelter Einschreibmarke von Dr. Schneider in München an Benedikt Auer in Vilsbiburg am 7.6.1947 eingelieferte Brief wurde von der Zensurbehörde der amerikanischen Militärregierung laut blauem Gummistempel „U.S. CIVIL CENSORSHIP PASSED 10647 GERMANY“ geöffnet und nach Prüfung mit einem braunen Klebestreifen, bedruckt mit dem Text „OPENED BY MIL.CEN.- CIVIL MAILS“ wieder verschlossen. Der Brief zeigt die von der Militärregierung vorgeschriebenen Anordnungen wie die mit Schreibmaschine geschriebener Aufschrift und rückseitig den Vermerk über die benutzte Sprache, hier „Germany“. Zusätzlich ist noch der bei Einschreibsendungen vorgeschriebene Tagesstempel als Eingangsstempel des Postamtes Vilsbiburg vom 5.6.47 abgedruckt.

Lambert Grasmann

Reisepässe gegen gesundheitliche Gefahren

In Zeiten der aktuell herrschenden Corona-Pandemie ist man im Heimatverein auf Archivalien gestoßen, die eine gewisse Parallelität zur Vergangenheit herstellen.

So besitzt das Heimatmuseum Vilsbiburg bei den Archivakten des Kröninger Hafnerhandwerks 22 den Zeitraum von 1713 bis 1746 umfassenden „Atteste“, die Geschirrhändler berechtigten, im Kröning eine bestimmte Menge Hafnergeschirr und mit welcher Fahrgelegenheit diese zu transportieren sind, zu erwerben. Die Dokumente wurden am Wohnsitz des Händlers von der Stadt- oder Marktobrigkeit, verschiedentlich auch von der Hofmarksherrschaft, ausgefertigt, dazu unterschrieben und gesiegelt. Eines der vorliegenden Dokumente vom 26. September 1746 berechtigte den Händler Johann Nidermayr, so genannter Kögl Kramer von Öxing, [bei Grafing] mit einer Fuhre in den Kröning zu fahren, um dort in seiner zu Hause „fiehrenten Handlschaft schwarzes und glasiertes Hafner Geschirr“ einzukaufen. Bürgermeister und Rat von Grafing genehmigen dies, bemerken aber gleichzeitig, dass „alhier“, also in Grafing und im Revier, „rhaine, frische und gesunde Luft vorhanden sei, auch sonst keine ansteckende Seuche grassiere“. Niedermayr war übrigens bereits 1724 mit zwei Fuhren in den Kröning unterwegs, um „unterschiedliches Hafnergeschirr einzukaufen“.

Mit ähnlichem Text in seinem Attest zu den gesundheitlichen Verhältnissen im Heimatort ausgestattet wird am 29. September 1746 der Kramer Peter Däburger in den Kröning um „schwarzes und glasiertes Häfen Geschirr“ auf die Reise geschickt. Des Weiteren erhält der Kramer Anton Mayrhofer aus Valley am 30. August 1746 von seiner Obrigkeit ein Attest mit der Bemerkung, dass in Valley [Landkreis Miesbach] „eine gesunde, von aller Contagion [Ansteckungskrankheit] befreite Luft vorhanden“ sei.

Die als Reisepass wirkenden Atteste mussten vom Händler dem Obermeister der Kröninger Hafner vorgelegt werden, der sie dann in die Handwerkslade ablegte. So ist wenigstens ein kleiner Teil dieser aussagekräftigen Archivalien erhalten geblieben.

Lambert Grasmann

Wortlaut des Attests

Demnach Vorweißer dis Johann Nidermayr

sogenanter Kögl Cramer zu Öxing negst hier,

ansonsten aber Lachenmayer’sche Hofmarch

Öllkoven, vorhabend mit einer Fuehr nacher

Kröning zu fahren : und aldaselbsten zu seiner

fiehrenten Handlschaft Schwarz : und Glasiertes

Hafner Gschir zuerkhauffen. Uns dahero gezimmet

bittente, ob wir ihme, Nidermayr das allenthalbig

ungehindert sicheren Paß : et Repassierungs-

willen ein obrigkeitlich beglaubte Facade(!) erthaillen

mechten.  Als haben wir solche ihme auf

kheine Weis verweigern : sondern viellmehrers der

Wahrheit zur Steur under unser hierzue verord-

net kleinen Marckhts Insigl / : iedoch den ein

all anderweg ohne Schaden : / verförtigter ertthaillen

anbeinebens aber sovil anfiegen wollen, das

alhier et Refier / : Gott Lob : / rhain : frisch: und

gesundtne Luft obhandten seye, auch sonst

khein ansteckhendte Seuche grassiere. Datum

den 26t. 7btember ao 1746.

Des Churfürstlichen  Marckhts Gräfing

Bürgermeister und Rat.

           Papiersiegel


Ein Kunstwerk als Intarsienarbeit

Ein kleines aber feines Modell einer Miniatur-Kommode oder wurde es als Behältnis kleinteiliger Utensilien für die Hausfrau angefertigt? Womöglich ist das Objekt als Prüfungsgegenstand von einem fähigen und angehenden Schreinergesellen angefertigt worden. Aber auch ein professioneller Kunstschreiner steht als Produzent zur Debatte. Die Kommode mit vier Kugelfüßchen in den Maßen Höhe 27, Breite 28 und Tiefe 18,5 cm besteht aus Holz mit nur wenigen Metallbeschlägen. Sie besitzt einen Deckel und eine Frontklappe, das kleinteilige Innenleben besteht aus 15 Oberfächern und sieben Schubläden. Das herausragende an dem Objekt ist die Bearbeitung von Teilen der Oberflächen mit Intarsienarbeiten. Im Deckel ist ein Rahmen eingelegt, der wiederum vier verschieden gemaserte Felder beinhaltet. Die Frontklappe zeigt in einem Rahmen eine außergewöhnliche Fülle von kleinteiligen Intarsien, die dichtgedrängt eine Städtelandschaft zeigen. Allerdings ist eine Identifizierung oder Lokalisierung des Dargestellten oft schwierig, da die Künstler vielfach auch Phantasieansichten zusammenkomponierten.

Die Intarsie ist eine Dekorationstechnik, bei der auf einer planen Oberfläche verschiedene Edelhölzer oder andere Materialien wie Schildpatt und Elfenbein so inein- oder aneinander geleget werden, dass eine ebene Fläche entsteht. In unserem Fall scheint eine Teilauflösung des Bildinhalts möglich zu sein, wenn man weiß, dass in Deutschland zu bestimmten Zeiten Augsburg und Nürnberg als die Hauptorte der Einlegekunst galten. Bestimmte Abschnitte des Bildinhaltes lassen auf eine Teilansicht der Stadt Nürnberg schließen.

So könnte von rechts gesehen die doppeltürmige Kirche St. Sebald, dann anschließend der massige Rundbau des Neuen Tors und am linken Bildrand das Rathaus abgebildet sein. Die mächtige Stadtmauer schließt gegen die Grünfläche im Vordergrund das Bild ab. Viele Einzelheiten des Bildinhalts wären noch zu klären, die hier der Künstler in verschiedenfarbigen Hölzern und Holzarten angedeutet hat. Inv.Nr. 2007/44.

Lambert Grasmann


Kreinzenwagen

Im Kröninger Raum des Heimatmuseums befindet sich das Modell eines Pferdefuhrwerks. Was so romantisch anmutet, war im Vergleich zu heute aber doch sehr beschwerlich, denn die Fahrer dieses Gefährts waren oft sehr lange bei jedem Wetter unterwegs. Grund war folgender:

Mitte des 18. Jahrhunderts gab es bereits über 120 Hafner-Werkstätten in Kröning und an der Vils. Nach Schätzungen fertigte jede von ihnen jährlich ca. 60.000 Stück Geschirr. Da daher die nähere Gegend ausreichend mit Geschirr versorgt war, mussten sich die Hafner Gedanken über neue Absatzmöglichkeiten machen. Damals wie heute kam man beim Thema Überproduktion auf den Export. Doch dafür genügte es nicht mehr, dass nur Hausierer zu Fuß mit ihren Kraxn den Verkauf übernahmen. Heuwagen mit stabilerer Konstruktion und mit korbähnlichen Einsätzen (Kreinzen), die aus Weidenruten geflochten wurden, wurden zusätzlich eingesetzt. Darin verpackten die Hafner ihr Geschirr gut in Stroh, deckten es zusätzlich mit Fichtenzweigen ab und verzurrten die Ladung mit Seilen. Mit diesen umweltfreundlichen, wieder verwertbaren Verpackungsmaterialien ging es bis nach Bozen, Südtirol.

Andrea Hauer

Modell eines Geschirrtransportwagens („Kreinzwagen“) des Geschirrfahrers Wimmer von Dirnaich, Gemeinde Gangkofen mit Wegweiser „Nach Reichenhall“ Mitte 19. Jahrhundert

Der heilige Nepomuk

An fast jeder Brücke steht eine Figur des heiligen Nepomuk, der allgemein als Brückenheiliger bezeichnet wird.

Johannes aus Pumuk (heute: Nepumuk) war sein richtiger Name. Er lebte von ca. 1350 bis 1393. Johannes war sehr gebildet, er war Doktor der Theologie und des Kanonischen Rechts (= Kirchenrecht) und wurde sogar zum Generalvikar der Erzdiözese Prag ernannt.

Nach den gängigen Heiligenlegenden war er ebenfalls der Beichtvater der Frau des Königs Wenzel von Böhmen. Der König, der seiner Frau wohl nicht ganz vertraute, wollte wissen was sie ihrem Beichtvater anvertraut hatte. Doch dieser blieb standhaft und verweigerte dies und berief sich auf das Beichtgeheimnis. Als drakonische Strafe wurde er von der Karlsbrücke in der Moldau ertränkt. So kam er, was er sich bei seinem Leben nicht hätte vorstellen können, zu der Ehre, Brückenheiliger zu werden.

Nach der Geschichtsschreibung wurde er vermutlich im Zuge der Auseinandersetzung zwischen dem König und dem Erzbischof von Prag in der Moldau ertränkt.

Doch nun zum Vilsbiburger Nepomuk: Die Figur wurde von Johann Paul Wagner 1750 geschaffen. Sie stand an der Vils seitlich vom Unteren Tor in einer Nische am alten Rathaus. Beim Abbruch des Gebäudes und des Turms im Jahr 1903, wurde Nepomuk in einen Privathaushalt „umgesiedelt“. Dort stand er zunächst im Garten durfte aber dann mit ins Haus einziehen.

Später stellte sich heraus dass die Figur eigentlich der Stadt gehörte und sie kam deshalb im Jahr 1989 letztendlich ins Museum, wo Sie ihren Platz im Gang im Erdgeschoß fand.

Rudolf Stadlöder


Die Holzdecke im Sonderausstellungsraum

Das Spitalgebäude, in welchem sich heute das Museum befindet, wurde im Jahre 1476/77, gestiftet von Caspar Westendorfer (Pfarrer in St. Jodok Landshut), erbaut. Lange Zeit war der einzige Nachweis dafür eine Stiftungsurkunde, die im Stadtarchiv Vilsbiburg aufbewahrt wird.

Doch bei Sanierungsarbeiten 1995 wurde im heutigen Sonderausstellungsraum eine schwarze Holzdecke gefunden. Die dendrochronologische Untersuchung der Balken ergab, dass die Bäume für die Balken im Winter 1476 auf 1477 gefällt worden waren – ein endgültiger Beweis für das Baujahr des Spitals.

Fast zur gleichen Zeit heiratete im November 1475 in Landshut der junge Herzog Georg die polnische Königstochter Jadwiga. Danach übersiedelten die Beiden nach Burghausen, wo sie die ersten vier Jahre ihrer Ehe verbrachten.

Auf ihren Reisen zwischen den Residenzorten kamen Sie sicher auch durch Vilsbiburg, denn der normale Weg führte durch unseren Markt. Zu der Zeit waren die Wälder um Vilsbiburg womöglich erfüllt von dem Lärm der Motorsägen mit denen die Bäume für den Neubau des Spitals gefällt wurden. – Nein es waren natürlich nicht die Motorsägen, sondern die Wälder hallten wider von den Schlägen der Äxte beim Fällen der Bäume.

Rudolf Stadlöder

Modell Hafnerhaus

Wenn ich im Museum das dort ausgestellte Modell eines Hafnerhauses betrachte, fällt mir zurzeit spontan das Wort „Homeworking“ ein. Seit der Corona-Krise ein häufig genanntes Wort. Doch das Arbeiten daheim ist keine neue Erfindung.

Zu den „Hoch“-Zeiten der Kröninger Hafner war es ganz normal, dass man zu Hause arbeitete. In der Wohnstube befanden sich nicht nur der Herd zum Kochen, der Essplatz im Herrgottswinkel, die ganze spielende und tobende Kinderschar, nein auch der Arbeitsplatz der Hafner war darin. Der Hafner arbeitete dort allein oder mit Geselle/Lehrling an ihren Drehscheiben.

Bestimmt ist den Hafnern – besonders bei schlechtem Wetter – auch mal der Trubel in der Stube zu viel geworden und sie mussten für mehr Ruhe sorgen, damit sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren konnten.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere ja wieder an diese Arbeitssituation, wenn er nach Corona wieder im Museum vorbeikommt und das Modell in der Ausstellung betrachtet.

Andrea Hauer

Die Marienfigur in der Ziegelabteilung des Heimatmuseums Vilsbiburg

Die im Heimatmuseum Vilsbiburg ausgestellte Marienfigur ist die Nachbildung einer Figur, die in der Partnergemeinde Buia eine spannende Geschichte erlebt hat. Das Original der Figur wurde Ende des 19. Jahrhunderts in München nach einem Modell des Bildhauers Joseph Knabl, Professor an der Königlichen Akademie der bildenden Künste, angefertigt. Auftraggeber waren einfache Ziegeleiarbeiter aus dem Friaul, die in einer Ziegelei in Haidhausen arbeiteten. Sie brannten die Figur gemeinsam mit den Ziegelerzeugnissen an ihrem Arbeitsplatz und nahmen sie im Herbst mit in ihre Heimat Avilla di Buia. Dort wurde sie im November 1876 in der Kirche aufgestellt.

Im Jahr 1976 wurde die Kirche, bei den Erdbeben im Norditalien, so schwer beschädigt das sie einstürzte. Doch die Marienfigur überstand den Einsturz unbeschadet. Ein Wunder? In der neu erbauten Kirche steht die Figur noch heute auf einer Säule neben dem Altar.

Bei der Begründung der Städtepartnerschaft zwischen Buia und Vilsbiburg wurde die Nachbildung an das Museum gegeben. Ausgangspunkt der Partnerschaft war eine Sonderausstellung im Museum und die Nachforschungen zu den Ausstellungsstücken.

Rudolf Stadlöder


Ein ausgesiedelter Graf

Im Bild sehen wir Franz Xaver Cajetan Anton Georg Adam Graf von und zu Freyenseyboldsdorf (1710-1774). Er war Kammerer und Regierungsrat in Landshut und verbrachte viele Jahre seines Lebens auf seinem Schloss in Seyboldsdorf.

Nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1951, wurde das Stammschloss der Reichsgrafen von Seyboldsdorf, von dem letzten, also kinderlosen Nachkommen Graf Ludwig von Freyenseyboldsdorf, an den Orden der Magdalenerinnen aus Lauban in Schlesien verkauft.

Und damit änderte sich das Schicksal für „unseren“ Reichsgrafen: Er wurde aus seinem Schloss/Kloster in das Heimatmuseum Vilsbiburg umgesiedelt. Auslöser war sicherlich der starre Blick des Porträtierten und die Maltechnik. Denn man wird, egal wo man steht, immer von dem Grafen angeschaut. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist, fühlten sich die Schwestern durch den Grafen beobachtet und verfolgt.

ABER

Was sollte der Reichsgraf nicht sehen. Klosterschwestern machen doch nichts verbotenes was er nicht sehen darf. Oder?

Rudolf Stadlöder


Gebrauchszither von Herzog Max 1825

Herzog Max in Bayern, vom Volk liebevoll „Zithermaxl“ genannt und seinem Lehrer Johann Petzmayer verdankt die Zither, dass sie in höheren Kreisen wie im einfachen Volk zum bayerischen Nationalinstrument wurde. Die Gebrauchszither von Herzog Max hat einen langen Weg hinter sich bis sie im Heimatmuseum Vilsbiburg ihren wohlverdienten Ruhestand antreten durfte. Willy Hintermeyer jun. aus Lichtenhaag hat diese Zither zu Lebzeiten dem Heimatmuseum Vilsbiburg als Schenkung hinterlassen. Willy war der einzige Sohn der Musiker- und Künstlerfamilie Hintermeyer aus München. Der Vater war ein vielgeachteter und bedeutender Zithervirtuose seiner Zeit. Bekannt wurden die Familie auch als Hintermeyer Trio im Bayerischen Hörfunk.

Die Gebrauchszither seiner königlichen Hoheit des Herzog Max in Bayern weist im inneren einen alten handgeschriebenen Zettel auf.

Nach dem Tode von Max Josef in Bayern am 15. November 1888 ging die Zither in den Besitz seiner Tochter Helene, Erzprinzessin von Thurn und Taxis und Herzogin in Bayern über. Helene war die Schwester von Elisabeth, der späteren Kaiserin von Österreich, besser unter Sissi bekannt. Die bis heute erhaltenen Blumendarstellungen auf der Zither führte Helenes Schwiegertochter Margaretha von Thurn und Taxis aus.

Noch durch viele – des Zitherspiels sehr kundige – Hände ging das schöne Instrument, bis es schließlich in München bei Willy Hintermeyer sen. eintraf und über dessen Sohn die wertvolle Schenkung ans Museum kam.

Fritz Lingott


Die Aussteuer

Auch wenn in Zeiten der Corona-Krise genug Zeit bleibt, um sich wieder an das Nähen mit der Maschine heranzutasten, werden die meisten Frauen nach dem Anfertigen von einigen Mund-Nasen-Schutzmasken die Lust am Heimarbeiten wohl wieder verlieren. Gemeinsam mit ihren Familien Jahrzehnte an der Aussteuer arbeiten – das ist heute unvorstellbar.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war das Herstellen von Textilien und das Zusammenstellen von Gegenständen des Hausrates eine voreheliche Pflicht der Bräute. Eine gut gefüllte Truhe oder ein schön gefüllter Schrank sollte für möglichst viele Jahrzehnte reichen.

Unser Schrank enthält die typischen Ingredienzien einer Aussteuer: Das „Weißzeug“: Bettwäsche und Handtücher, Leintücher, Tischdecken, Servietten und Schürzen. Manchmal fanden auch Geschirr und Besteck ihren Platz im Schrank (nicht bei unserem Schrank).

In Bayern verbreitet war die Fahrt der Aussteuer auf einem sogenannten Kammerwagen vom Elternhaus der Braut zum neuen Heim des Bräutigams am Tag der Hochzeit. Der Aussteuerschrank war eines der zentralen Möbelstücke des Kammerwagens. Aufgrund seiner Größe war er häufig zerlegbar und viertürig gebaut – ein Vorteil, der sich auch den Museen heute bietet.

Annika Janßen


Café Vogt

Das Café Vogt in der Oberen Stadt Nr. 25 weist eine lebendige Geschichte auf. In der ersten Hälfte de 19. Jahrhunderts bewirtschaften zwei Generationen der Familie Aschenbrenner das Anwesen als Schmiede und Weißbierwirte. 1901 erwirbt der aus Kelheim stammende Franz Xaver Vogt das Haus und bricht es ab. Es entsteht mit dem Ziegeleibesitzer und Architekten Joseph Lehner ein vollständiger Neubau mit einer Fassade in historisierenden Stilelementen. Im Erdgeschoß richtet er einen Tabakladen und ein großzügiges Café im Jugendstil mit entsprechender Möblierung ein, mit zum Beispiel einem prächtigen Thekenschrank und Billardtisch, dazu eine stilgerechte Wandbemalung. Vogt richtet auf dem rückwärtigen Grundstück eine Konditorei und Wachszieherei ein und betreibt eine Likör- und Schnapsbrennerei. Von der bauzeitlichen Einrichtung haben sich nur eine Registrierkasse, ein kleiner Caféhaustisch mit zwei Stühlen, sowie ein aufwendig gestalteter Ausguss erhalten. Dazu ist das Anwesen durch zahlreiche fotografische Aufnahmen dokumentiert.

Lambert Grasmann

Ein schöner Scherz – Der Vexierkrug von Benno Zettl

Bei der Betrachtung dieses besonderen Kruges fällt sofort sein durchbrochener Hals ins Auge. Dass es sich um ein Gefäß zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten oder gar zum Trinken handeln könnte, scheint auf den ersten Blick ausgeschlossen. Doch diese sogenannten Vexierkrüge waren nicht nur als reine Ziergefäße, sondern tatsächlich mit einer Trinkfunktion gefertigt. Allein der Besitzer des Kruges wusste um die besonderen Tricks, die zum Trinken aus dem Gefäß notwendig waren: es war nämlich notwendig, verschiedene Löcher im Henkel und am Krug zu verschließen – nur so konnte das Getränk aus dem auf dem Foto sichtbaren Loch in der Randwulst angesaugt werden.

Der Vexierkrug gehört nicht zu der Massenware an Gebrauchsgeschirr, welches für die Kröninger Hafner typisch war, sondern zu den Raritäten. Für seine Herstellung bedurfte es besonderer technischer Raffinesse. Unser Krug wurde 1930 vom Hafnermeister Benno Zettl aus Bödldorf gefertigt, nachdem dieser bereits zwei Jahre zuvor seine Werkstatt geschlossen hatte.

Annika Janse

„Aufs Wiedersehen aber wann?“ – Der Erste Weltkrieg in originalen Quellen

Ein Schulprojekt des Heimatmuseums in der Realschule Vilsbiburg

„Liebste Anna! Theile aus weiter weiter Ferne mit das ich am 9 April also am Ostermontag in Englische Gefangenschaft geraten bin und unverwundet bin … wenn Sie so gut wären und mir wieder eines mit Brief oder Paket mitschiken wollen es dürfen grose Pakete geschickt werden. Das libste wäre mir halt schwarzes Brot und Rauchzeug wenn es Dir wehrt ist Liebste Anna! Sei mir nicht böse über diesen wehrten Brief denn das schreiben geht lange her bis was hin und her komt das nur bitte ich Dich mir umgehend Nachricht zu geben Akohol und Zeitungen, dürfen nicht geschikt werden. Lieste Anna! wenn wir uns einmal Fotografieren lassen dürfen So schicke ich Dir umgehend eines. bitte schreiben es in Latein Lieste Anna! Ich wünsche Ihnen wie ihre wehrten braven Eltern gut Pfingstfeiertage. Und es grüsst nochmalz aus weiter Ferne Ihr braver Ludwig Beck. Leb wohl Schatz. Aufs Wiedersehn aber wann?“

Es sind Quellen wie diese, die uns Menschen heute ein Bild davon vermitteln können, wie es gewesen sein muss, in den Krieg zu ziehen oder als Verlobte oder Frau, Schwester, Vater oder Mutter oder Kind der Männer zurückbleiben zu müssen. Nachdem der Erste Weltkrieg der erste Krieg globalen Ausmaßes war, ist unser Wissen darüber  groß, wie fatale Entscheidungen auf verschiedener nationaler Ebene eine Kettenreaktion auslösten. Aber ein Blick in die Lokal- und Regionalgeschichte verbindet uns mit dem Geschehenen. Den eigenen Vorfahren in schriftlichen Quellen oder im Spiegel von überlieferten Objekten näher zu kommen, lässt uns besser begreifen.

Um den neunten Klassen der Realschule Vilsbiburg diese „Begegnung“ zu ermöglichen, hat Museumsleiterin Annika Janßen nun schon im zweiten Jahr einen großen Museumskoffer gepackt und den Geschichtsunterricht im Februar besucht. Im Koffer befinden sich, neben einigen Objekten, die einen Ausschnitt der musealen Sammlung repräsentieren, vor allem schriftliche Quellen. Insbesondere die Feldpost lässt Menschen aus Vilsbiburg selbst zu Wort kommen, sie erzählen ihre eigene Geschichte und die ihrer Kameraden, sie beschreiben das Grauen: „Von Malkowo wurden wir etwa 8-10 km weiter nach links geschoben bis nach Kopina. Bevor dies aber geschah, wurden sämtliche Tote  unserer Division zusammen- getragen, worunter auch der Sohn unseres Divisionsgeistlichen, den Herrn Pastor Lohmann, welcher als Leutnant in unserer Kompagnie den ersten Zug führte, war. Er fiel direkt neben mir beim Vorgehen durch einen Schuß von der linken Flanke, welcher durch den linken Arm u. dann als Querschläger durch Lunge u. Herz ging. Es fand ein Feldgottesdienst statt wobei auch die Kameraden beerdigt wurden. Sie werden sich denken können wie es  einem Vater zumute ist der am Grabe seines Sohnes predigen muß. Kein Auge blieb tränenleer. Die Zahl der Toten will ich nicht angeben u. Ihnen bloß verraten, daß 4 Massengräber kaum ausreichten die toten Soldaten zu fassen“.

Auf Familienfotos zeigen Gesichter den Ernst der Lage. Oft löst ein Fragezeichen hinter dem „Auf Wiedersehen“ starke Emotionen aus. Die währende Hoffnung, dass der Krieg bald ein Ende finden würde, spricht aus fast jeder privaten Korrespondenz. Manch einer hofft noch, dass der Krieg siegreich zu Ende geht, die meisten wünschen jedoch nur noch irgendein Ende.

Die Zeitung als (noch) einziges Medium war wichtig und lieferte – trotz strenger Zensur – wichtige Hinweise über Verlauf und Stand des Krieges. Eine Anschlagtafel in der Vilsbiburger Redaktion konnte von der Bevölkerung besucht werden und informierte über Erfolge der eigenen Armee, Frontverläufe, natürlich durch die Zensur gefiltert.

Mit diesem umfangreichen Quellenkorpus beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv und beleuchteten sie nach vier zentralen Fragestellungen: Wie wurde der Kriegsausbruch in der Zeitung dargestellt? Wie erlebten Vilsbiburgs Soldaten ihren Kriegseinsatz? Wie veränderte der Krieg den Alltag der Menschen in Vilsbiburg? Wie erlebten die Menschen in Vilsbiburg das Kriegsende und dessen Auswirkungen? Am Ende der Doppelstunde präsentierten sie Ihre Erkenntnisse der Klasse.

Das Projekt, das auf eine Initiative der Fachbereichsleiterin Geschichte der Realschule Vilsbiburg, Marion Blieninger zurückgeht, soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.