Seyboldsdorf: Die steinerner Grenzsäule

Die „Steinerne Grenzsäule“ der Herrschaft Seyboldsdorf

Nur noch schwer zu entziffern sind die eingemeißelten Buchstaben und Ziffern.

Die Säule benötigt eine Instandsetzung.
Gleich hinter den letzten Häusern von Vilsbiburg auf der Straße nach Seyboldsdorf, steht rechts der Straße etwas abgesenkt und versteckt, die steinerne Grenzsäule der ehemaligen Herrschaft Seyboldsdorf. Die Säule wurde von den Schulkindern im Rahmen eines Wandertages immer gerne besucht. Die Schreibweise des in Seyboldsdorf ansässigen Grafengeschlechtes war eigentlich immer „Seyboltstorff“ was auch von den rund 35 Grabdenkmälern, die sich noch in der Seyboldsdorfer Pfarrkirche befinden, leicht zu entnehmen ist.

Über vierhundert Jahre hat die alte Grenzsäule schon auf dem Buckel. Auf der schlanken, etwa 2,80 Meter hohen Rundsäule befindet sich ein Giebelklotz mit den schlecht zu entziffernden Relief-Insignien der Adeligen von Seyboldsdorf. An der Südseite ist das herold´sche Stufenwappen der Seyboltstorfer, darüber ein Schriftenband mit den Anfangsbuchstaben A – V – S, welches mit Achatz von Seyboltstorff zu übersetzen wäre. Gegenüber sind die Anfangsbuchstaben C – B – V – S eingemeißelt, was mit Christoph Bernhard von Seyboltstorff zu deuten ist, und ebenfalls das Wappen mit den drei Stufen, welches die drei Familienlinien der Seyboltstorffer zu Niederpöring, Ritterswörth (bei Geisenfeld) und Schenkenau (bei Hohenwarth) bezeichneten. Auf der Ostseite nennt ein Schriftband die Jahreszahl 1593. Gegenüber befindet sich die Abkürzung HGFVZS, was mit Hans Georg Freiherr von und zu Seyboltstorff zu entziffern wäre, sowie die Jahreszahl 1676. Die Steinsäule bezeichnete die südliche Grenze der ehemaligen Hofmark und Grafschaft Seyboldsdorf.

Einer Aufschreibung nach wurde die Säule durch Achatz von Seyboldsdorf im Jahr 1593 errichtet, von den Schweden 1648 in der Mitte entzwei geschlagen und im Jahre 1676 von Hans Georg von Seyboldsdorf wiederum aufgestellt.

Der auf der Grenzsäule genannte Achatz von Seyboltstorff wird urkundlich 1580 bis 1590 zu Altmannstein und Neuhaus genannt. Er war mit Melusina von Preysing verheiratet. Seine Eltern waren Lorenz von Seyboltstorff, Pfleger in Ried 1517 bis 1534, Margareth von Rhain war seine erste Frau, seine zweite war Hedwig von Schwarzenstein.

Die Abkürzung C – B – V – S nennt einen Christoph Bernhard von Seyboltstorff, welcher mit Anna von Münchau verheiratet war. Er hat in Gerzen beim Schloss viel gebaut. Ein Christoph von Seyboltstorff findet sich in der „Stammtafel adeliger Familien“, entworfen von Dr. Ludwig Heinrich Krick. Er vermählt sich 1577 in Straubing mit Regina von Parsberg. Der Wappen-Grabstein von beiden befindet sich in der Pfarrkirche von Ascha, LK Straubing-Bogen. Sie wohnten auf Falkenfels und Flügelsberg, im Gericht Mitterfels. Christoph starb 1606. Die Herren von Seyboltstorff waren von 1510 bis 1606 auf der Burg Falkenfels bei Straubing. Die Eltern von Christoph waren Sigmund von Seyboltstorff zu Falkenfels, welcher mit Sabina von Murach verheiratet war.

Die weitere Nennung auf der Grenzsäule gehört zum Freiherrn Hans Georg (Graf seit 1692) von Seyboltstorff. Die ganze Freiherrliche Familie in Bayern wird am 31. Dezember 1692 durch die kaiserliche Ernennung zum Grafen erkannt und ausgeschrieben. Hans Georg war Kastner in Landshut von 1659 bis 1662, Pfleger in Hengersberg 1663 bis 1669 und Moosburg von 1669 bis 1690, auch geheimer Rat, Vizedom (= herzoglicher Stellvertreter) in Straubing und Landshut 1683 bis zu seinem Tode 1699. Er heiratet 1667 Maria Franziska Gräfin von Fugger und Nothaft auf Taufkirchen, welche 1697 verstorben ist. Beide hatten drei Söhne. Hans Georg kauft am 6. November 1676 die Hofmark Göttlkofen von Wolf Adam von Fraunhofen.

 

Das Adelsgeschlecht der „Freyen“ von Seyboldsdorf wurde 1643 und 1669 durch Kaiser Ferdinand III. in den Reichs-Freiherrenstand erhoben. 1692 erlangten die Freiherren unter Kaiser Leopold die Reichs-Grafenwürde mit einer Vermehrung im Wappen, einem Herzschild und der neunzackigen Grafenkrone. Sie gehörten zum Ältesten und Besten hochfreien Adel und waren Dienstmänner der Herzöge und der Kirche.

 

Im Geheimen Landesarchiv des Hauptstaatsarchivs München unter Nr. 1018, befindet sich auf Seite 239`f die Beschreibung der Hofmark Seyboldsdorf vom Jahr 1619. Alle drei Schlösser in Seyboldsdorf sind gemauert. Interessant ist auf Seite 240 der Schriftsatz über die steinerne Säule: „Die Überantwortung der Mallefiz Personen, geschieht von Seyboldsdorf aus nach Biburg am Schachtenholz, bei ainer Stainern Creizseillen. Alda des ordentlich gewerkh ist.“ Die Überantwortung strafbarer Personen, die sich im Hofmarksbezirk Seyboldsdorf aufgehalten haben wurden an dieser steinernen Säule – die aus ordentlichem Material gemacht ist – nach Biburg dem Amtmann oder Schergen überstellt.

 

Die steinerne Grenzsäule an der Straße nach Seyboldsdorf gehört zu den historischen Relikten die unsere schöne niederbayerische Heimat zu bieten hat: Erinnerungen an eine herrschaftliche Hofmark, den Freiherren und dem Grafengeschlecht der Seyboltstorffer. Die Schrift im oberen Teil der Säule ist nur noch vom Kenner zu entziffern, sie müsste nachgearbeitet, restauriert werden. Vielleicht findet sich ein herzhafter Gönner der dieser 400 Jahre alten, kulturgeschichtlich doch wertvollen Granit- und Grenzsäule wieder zu einem jugendlichen Aussehen verhilft.

Peter Käser