Vierzig Jahre Kröninger Hafnermuseum

Im Oktober 1973 werden die umgestalteten und erweiterten Ausstellungen eröffnet

 

Vilsbiburg. Es ist nur ein kleines Jubiläum und auch eines, das keinen großen Festakt erfordert. Aber es erinnert doch an eine wichtige Markierung auf dem Weg des Heimatmuseums durch seine Geschichte seit dem Jahr 1910. Ereignisreich ist die Reise von der kleinen Sammlung im Haus Kirchenweg 1, das in diesen Tagen durch die denkmalgerechte und doch moderne Umgestaltung zu einer Kinderkrippe Aufsehen erregt. Im Jahr 1958 erfolgt der Umzug in das ehemalige Heilig-Geist-Spital neben dem Stadttor und zum Volksfest desselben Jahres die Wiedereröffnung in drei Zimmern und dem dazugehörigen Gang des ersten Obergeschosses. Doch das Museum vermag es nicht so recht, sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu etablieren. Vielleicht hat Bezirksheimatpfleger Dr. Hans Bleibrunner Recht, wenn er den Schritt in das Spitalgebäude zwar als Anfang bezeichnet, den Beständen jedoch attestiert, sie seien viel zu stark zusammengedrängt. Daher müsse die Stadt weitere Räume in dem Anwesen zur Verfügung stellen.

 

Doch diese Bestrebungen wollen nicht so recht vorankommen. Schon zwei Jahre nach der Neueröffnung bleibt die Ausstellung geschlossen und die Vorstandsmitglieder des Heimatvereins vergessen über gegenseitige Schuldzuweisungen ihre Aufgabe, das Museum weiter zu entwickeln. Folglich tritt der Verein in den Jahren zwischen 1960 und 1967 mit keinerlei Aktivitäten an die Öffentlichkeit. Erst eine Aufforderung des Amtsgerichts Vilsbiburg, die fällige Neuwahl nachzuholen, beendet diesen Dämmerschlaf. Josef Billinger, der damalige 2. Vorsitzende des Heimatvereins und Bürgermeister der Stadt Vilsbiburg ergreift die Initiative, lädt zu einer Mitgliederversammlung ein und wird auch prompt zum Vereinschef gewählt. Im April 1968 erscheint erstmals ein Mitteilungsblatt, in dem vom Eintritt einer Gruppe jüngerer Leute um den späteren Museumsleiter Lambert Grasmann berichtet wird.

 

Dieser Zuwachs an ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern lässt im Bürgermeister und seinem Stadtrat offenbar das Vertrauen in eine gute Zukunft des Heimatmuseums wachsen. Jedenfalls geht man Anfang des Jahres 1970 von einer Vergrößerung der Ausstellungen im gesamten vorderen Teil des Spitalgebäudes aus und genehmigt gleichzeitig die notwendigen Umbaumaßnahmen. Nun ist das junge Team, das im Februar 1973 auch in die Vorstandsarbeit integriert wird, gefordert – und es wird die Erwartungen nicht enttäuschen. Schon im Oktober desselben Jahres kann das völlig neu aufgestellte Museum, das sich von drei Zimmern auf drei Stockwerke ausgeweitet hat, der Öffentlichkeit präsentiert werden. Und dieses Wochenende wird ein durchschlagender Erfolg. Am Samstag, 20. Oktober kommen einige hundert Besucher zu einem Volksmusik-Hoagarten in die Aula der Hauptschule. Der Sonntagvormittag erlebt einen Festakt im Spitalgarten und am Nachmittag des Eröffnungstages wollen beim Tag der offenen Tür mehr als tausend Besucher die neuen Ausstellungen sehen.

 

Die Kröninger Hafnerkeramik

 

Besonders überrascht sind die Gäste dabei von den vielen verschiedenen Erzeugnissen der Hafner auf dem Kröning und an der Bina. In der völlig neu gestalteten Abteilung wird im gesamten ersten Dachgeschoss mit rund 900 Exponaten die breite Produktionspalette des traditionsreichen Handwerks gezeigt. Dieser Schwerpunkt wird das Museum in den nächsten Jahrzehnten weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt machen. Schon nach weniger als zwei Jahren erkennt das Museumsteam, mit noch so gut gestalteten Dauerausstellungen allein kann man eine Sammlung nicht anziehend halten. Deshalb wird im Jahr 1975 die erste von nunmehr insgesamt 46 Sonderausstellungen angeboten.

 

Mehrere Erweiterungen und eine große Neuaufstellung nach der Sanierung des Spitalgebäudes in den Jahren 2000 bis 2002 haben die Attraktivität des Heimatmuseums weiter gesteigert. Doch das Museumsteam will sich nicht auf dem in mehr als vier Jahrzehnten erreichten Status ausruhen. Es ist geplant, im zweiten Dachgeschoss neben der im Jahr 2005 eröffneten Abteilung „Ziegelpatscher und Ziegelbrenner im Vilsbiburger Land“ eine weitere Dauerausstellung zu platzieren, in der ländliches Mobiliar gezeigt werden soll. Und natürlich plant Museumsleiter Lambert Grasmann schon die nächste Sonderausstellung. Im Jahr 2014 ist nach langer Pause wieder ein Thema aus dem Kröninger Hafnergebiet an der Reihe.

Noch häuft sich der Bauschutt im ehemaligen Heilig-Geist-Spital, als Bürgermeister Josef Billinger (Mitte) im Jahr 1971 zusammen mit den Vorstandmitgliedern des Heimatvereins die künftigen Ausstellungsräume des Museums inspiziert.
Bezirksheimatpfleger Hans Bleibrunner (rechts) würdigt am 21. Oktober 1973 die in Vilsbiburg geleistete Museumsarbeit. (Fotos: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)
Das große Interesse der Bevölkerung im Vilsbiburg Land an dem neu gestalteten Museum drückt sich durch den regen Besuch am Nachmittag des Eröffnungstages aus.
In der vollbesetzten Aula der Hauptschule wir die Wiedereröffnung des Heimatmuseums mit einem Volksmusik-Hoagartn eingeläutet.