Die Vilsbiburger Stadtpfarrkirche, ein architektonisches Kunstwerk?

Geometrische und arithmetische Zusammenhänge

Der Zeitgeist des modernen architektonischen Anspruchs hat es mit sich gebracht, dass nicht mehr „lebendig“ gedacht wird, so dem kubisch-einsamen Intellekt ein breiter Rahmen eingeräumt wird. Der Vilsbiburger Stadtpfarrkirchenbau selbst weist einen streng symmetri-schen Aufbau auf.
In der Kunst der Maßverhältnisse, der Geometrie, drückt sich die harmonische Erscheinung von Bauwerken aus. Die Bemühungen dazu sind uralt und lassen sich bereits bei den älte-sten Hochkulturen nachweisen. Dabei geht es stets um die sinnvolle Übereinstimmung der Teile und des Ganzen. In diesen geometrischen Maßverhältnissen sich zu bewegen, sie zur Grundlage räumlicher Planung im Sakralbau zu machen, lag der religiösen und mystischen Geisthaltung des Mittelalters nahe. Hierzu kam einerseits die Wertschätzung des symboli-schen Gehalts, der manchen geometrischen Figuren beigelegt wurde, z. B. das gleichseitige Dreieck als Symbol der göttlichen Dreieinigkeit, andererseits der Vorteil der unmittelbaren technischen Verwendbarkeit einiger geometrischer Figuren für die Baupraxis, z. B. die Er-mittlung des rechten Winkels mit Hilfe des verdoppelten gleichseitigen Dreiecks. Die drei verschiedenen mathematisch genau möglichen Teilungen des Kreises ergeben drei ver-schiedene Vielecke und zugehörige Sternfiguren.
Dazu die Untersuchungen an der Vils-biburger Stadtpfarrkirche mit gut nachvollziehbaren geometrischen Formen und Maße, nicht nur in der Fläche – auch in der Höhe.
Die ordnende und das zentralen Langhaus definierende Mitte bildet das im spätgotischen Rautengewölbe ein-gebrachte Heilig-Geist-Loch.
Peter Käser
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