Elisabeth von Thüringen

Elisabeth von Thüringen, die „Mutter der Armen“, ein Gemälde in der Spitalkirche erinnert an die Heilige.
In der Vilsbiburger Spitalkirche am Stadtturm, welche der heiligen Katharina geweiht ist, wur- den bei der Renovierung 2001 im Presbyterium unter bis zu 12 Farbschichten, wertvolle Secco- Malereien entdeckt. Sind es auf der linken Seite die „15 letzten Zeichen – das Erlösungswerk Gottes“, so ist die rechte Seite mit einer Malerei der heiligen Barbara mit Stifterperson, rechts daneben den „Heiligen der Armen“ Sankt Oswald und Elisabeth von Thüringen gewidmet.
Die Malereien dürften in die Anfangsjahre des 15. Jahrhunderts zu datieren sein.
Schon vor der Heilig Geist Spitalstiftung durch Pfarrer Kaspar Westendorfer im Jahr 1476 hatte Vilsbiburg ein Äußeres Spital, das sog. „Armen Spital“ an der Landshuter Straße, vor den Toren des befestigten Marktes. Der Standtort der um 1400 entstandenen Spitalkirche spiegelt die realen Gegebenheiten von Spitalkirchen: Eine Kirche vor den Mauern der Stadt, oder an der Stadtmauer erbaut. Die Stadtmauer bildet eine Seite, integriert in den Kirchen/-Kapellenbau. Mit einem speziellen Patrozinium: Zum Heiligen Geist, zur heiligen Katharina, Sankt Oswald; aber auch der heiligen Elisabeth wurden die Spitalkirchen geweiht.
Das spätmittelalterliche Spital vereinigte in einem Gebäude Armen-  und  Krankenpflege. Durch die Herausbildung von Städte und Märkte und vor allem nach dem neuerlichen Bevölke- rungsanstieg in den Jahrzehnten nach der Großen Pest 1348, stieg auch die Anzahl der Armen; die Fürsorgemittel beschränkten sich hier auch auf Speisung und Herberge für Arme, Durchrei- sende und Pilger.
Die älteste Messe in der Spitalkirche ist die Katharinenmesse, gestiftet von dem am 20. Sep- tember 1406 verstorben Vilsbiburger Pfleger Ulrich Hackh. Zur Katharinenmesse gehörte auch ein Haus, „gegenüber der Kapelle“ im Markt für den Benefiziaten dieser Messe. In der Stif- tungsurkunde der Bäckermesse in die Pfarrkirche vom 7. Mai 1422 wird der Grund des Gartens genannt, welcher an den Spitalanger angrenzt. Das „Registrum caritativi subsidii“ von 1438 nennt die Katharinenmesse im Spital. So bestand die Spitalkirche schon viele Jahrzehnte vor der eigentlichen Stiftung des Heilig Geist-Spitales am Stadtturm im Jahre 1476.
Bezieht sich die linke Malerei im Presbyterium der Spitalkirche auf die Stiftung der Barbara- messe, mit dem Bildnis der heiligen Barbara mit Märtyrerpalme und Turm als Attribute, und der knienden Stifterperson, so ist rechts daneben die heilige Elisabeth von Thüringen dargestellt, mit einem Gefäß im rechten Arm.
Sankt Elisabeth – Patronatstag am 17. November
Elisabeth ist das große Vorbild christlicher Nächstenliebe und steht am 17. November im Hei- ligen-Kalender der Kirche. In Deutschland wird ihr Fest zwei Tage später gefeiert. Ihr Todestag ist der 17. Dezember. Auch von den evangelischen Christen wird Sankt Elisabeth verehrt. Ihre Grabeskirche in Marburg ist heute evangelisch.
Doch wer war diese Frau, für die Nächstenliebe und soziale Gerechtigkeit eine so große Rolle spielten? Elisabeth wurde 1207 auf der Burg Saros-Patak in Ungarn geboren. Ihre Eltern waren der Arpadenkönig Andreas II. und Gertrud von Andechs-Meranien, eine Schwester der heiligen Hedwig von Schlesien. Mit dem 14-jährigen Ludwig, dem Thronfolger des Landgrafen von Thü- ringen, wurde Elisabeth bereits im Alter von vier Jahren verlobt. Sie wuchs am prunkvollen thü- ringischen Hof auf der Wartburg auf. 1221 heirateten Ludwig und Elisabeth, sie gebar drei Kin- der. Doch früh trafen sie harte Schicksalsschläge. 1213 wurde ihre Mutter ermordet, 1215 starb ihr väterlicher Beschützer, der Landgraf Hermann. Sie beobachtete mit wachem Sinn das Leben auf der Burg: Luxus und Verschwendung, Stolz und Reichtum auf der einen Seite; beim einfa- chen Volk herrschten hingegen Armut und Hunger, Not und Elend. Aus ihrem Glauben heraus versuchte sie, ganz konkret die Gottes- und Nächstenliebe umzusetzen, die sie als Landgräfin im Kampf gegen Armut, Not und Krankheit ihrem Volk vorlebte: Sie trug einfache Kleider, ging ohne Schmuck, versorgte die Kranken und Armen. Im Kreuzzug 1227 starb ihr Mann an einer Seuche. Nachdem ihr die Witwengüter zum Teil entzogen wurden, verließ sie die Wartburg und zog nach Marburg. Die letzten drei Jahre ihres Lebens stellte sie ganz in den Dienst für die Ar- men und Kranken. In Marburg richtete man aus ihrem Witwengut ein Hospital ein. Als man ihr verbot, weiterhin Almosen im Volk zu verteilen, es sei denn auch Pfennige, ließ die erfinderische
Elisabeth eben Pfennige in Gold prägen und verteilte sie an die Notleidenden, berichtet die Le- gende.
Elisabeth von Thüringen starb am 17. November 1231, zwei Tage später, am 19. November wurde sie im Franziskus-Hospital in Marburg beigesetzt. Unmittelbar nach ihrem Tod setzte be- reits eine Verehrung ein, die in der Heiligsprechung durch Papst Gregor IX. am Pfingstsonntag den 27. Mai 1235 in Perugia gipfelte. In der im gleichen Jahr neu erbauten Elisabethkirche in Marburg wurden ihre Gebeine in das Mausoleum im „Elisabeth-Chor“ überführt.

Meistens wird Elisabeth in fürstlich- herrschaftlichen Kleidern dargestellt.
Auf dem Gemälde in der Spitalkirche trägt Elisabeth einfache Kleidung höheren Standes. Die Krone auf ihrem Haupt weist auf die hohe weltliche Stellung und Landgräfin hin. Im rechten Arm hält sie ein Gefäß, aus welchem sie Almosen an die Armen und Kranken verteilt. Die gepflegte Erscheinung, der durchscheinende Nimbus um das  Haupt und Krone und der eindrucksvolle Ge- sichtsausdruck haben den Maler zu Anfang des
15. Jahrhunderts inspiriert, Elisabeth als moti- vierte, starke und religiöse Frau darzustellen, die ihr Leben in Armut, in Solidraität und lei- denschaftlichem Einsatz für die Armen lebte.
Peter Käser

Secco-Wandgemälde im Presbyterium der Vilsbiburger Spitalkirche »Elisabeth von Thüringen«, Anfang des 15. Jahrhunderts Foto: Peter Käser