Erinnerungen an einen Visionär

Bürgermeister Haider enthüllt Gedenktafel für seinen Vorgänger Michael Winkler

 

Vilsbiburg. Er war ein Bürgermeister, der auf breiter Front neue Entwicklungen angestoßen hat. In die 20-jährige Amtszeit von Michael Winkler von 1897 bis 1917 wurde noch vor der Jahrhundertwende das elektrische Licht nach Vilsbiburg gebracht. Wie Museumsleiter Lambert Grasmann weiter berichtete, sei bereits 1902 der erste Kindergarten, damals „Kleinkinderbewahranstalt“ genannt , eröffnet worden und drei Jahre später habe man die im Wesentlichen noch heute gebräuchliche Hausnummerierung eingeführt. Im Jahr 1912 sei mit der Eröffnung der Kraftpostlinien von Vilsbiburg nach Velden und Reisbach ein schon lange gehegter Wunsch des Bürgermeisters und seiner Markträte in Erfüllung gegangen.

 

Dass sich am vergangenen Freitag eine kleine Gruppe von Leuten, darunter auch Besucher aus dem Ausland im Spitalgarten zusammen fanden, ist einer weiteren Vision von Michael Winkler geschuldet. „Es gehört ja auch zu den Zwecken des Unternehmens, die fast in vollständiges Dunkel gehüllte Geschichte des Ortes und des Bezirks Vilsbiburg allmählich aufzuhellen.“ Dies verkündete der Magistrat des Marktes Vilsbiburg unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Mitte 1909 und mit dem „Unternehmen“ war ein Ortsmuseum gemeint, das nach relativ kurzer Aufbauphase Ende 1910 im Haus Kirchenweg eröffnet und von Michael Winkler offiziell in die Obhut der Kommune übernommen wurde. Somit war das Gemeindeoberhaupt noch vor der aus honorigen Bürgern bestehende Museums-Commission der eigentliche Gründer der seit mehr als hundert Jahren erfolgreich tätigen Kultureinrichtung.

 

Das Treffen im Spitalgarten wäre nicht möglich gewesen, hätte nicht Franz Klopfer vor rund 30 Jahren bei der Auflösung der Winklerschen Familiengruft die Grabplatte sichergestellt. „Ich fand sie einfach zum Wegwerfen zu schade“, gab der Steinmetzmeister als Motiv an – zum einen wegen des historischen Hintergrundes und zum anderen wegen der schönen Schrift. Von dieser war allerdings kaum mehr etwas zu sehen, als die Vorstände des Heimatvereins die Tafel zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Gleichzeitig war aber auch erkennbar, dass man sie mit vertretbarem Aufwand restaurieren werde können. Spontan sagte Bürgermeister Haider zu, die Kosten dafür, die einer kleinen Zusatztafel und das Anbringen an der Außenwand der Spitalkirche aus dem Haushalt der Stadt zu übernehmen.

 

So wurde denn dieses neue Merkzeichen aus der Vilsbiburger Geschichte bei einem kleinen Festakt vom Stadtoberhaupt enthüllt. Haider sagte, er sei dankbar, dass Franz Klopfer den Stein gesichert und der Heimatverein die Initiative für eine würdige Präsentation ergriffen habe. Schließlich sei Winkler nicht nur Vilsbiburger Ehrenbürger gewesen, sondern auch von König Ludwig III. bei dessen Besuch in Vilsbiburg im Jahr 1914 persönlich mit dem Verdienstkreuz des Ordens vom Heiligen Michael ausgezeichnet worden.

 

Besonders erfreut über den Anlass war neben einigen Aktiven des Heimatvereins auch eine Nachfahrin des Brauereibesitzers. Ellen Meyrat-Schlee war mit ihrem Gatten Franz Biffinger eigens zu diesem Anlass aus der Schweiz angereist. Die Urenkelin, die in Vilsbiburg auch ein Jahr zur Schule gegangen war, berichtete, Winkler habe seine Braustätte mit Gasthaus am Vilsbiburger Marktplatz im Jahr 1852 erworben. Im Jahr 1923 seien die beiden Anwesen abgebrochen worden um der heutigen Sparkasse Platz zu machen.

 

Somit erinnert von nun an ein kleines Denkmal im Spitalgarten an einen bedeutenden Vilsbiburger Bürgermeister, der sich in einer Epoche, die man bei großzügiger Auslegung noch als die Gründerzeit bezeichnen kann, nicht nur dem technischen Fortschritt verschrieben hat, sondern auch stets die kulturelle und historische Identität Vilsbiburgs im Auge behalten hat.

 

 

Bürgermeister Helmut Haider enthüllt die Grabplatte seines Vorgängers und früheren Ehrenbürgers Michael Winkler.
Ellen Meyrat-Schlee aus Bern (Mitte) freut sich zusammen mit ihrem Mann Franz Biffinger (4. von links), Bürgermeister Helmut Haider, Steinmetzmeister Franz Klopfer (3. von rechts) und den Aktiven des Heimatvereins über das gelungene Werk.