O’zapft is! Das Vilsbiburger Volksfest im Wandel der Zeit

Sonderschau im Heimatmuseum weckt Erinnerungen an schöne Volksfest-Zeiten
Von Georg Soller
Vilsbiburg. Zum Jubiläums-Volksfest hat das Team des Heimatvereins eine Studio-Ausstellung erarbeitet, mit der an die abwechslungsreiche Geschichte des Vilsbiburger Volksfestes erinnert wird: „Ozapft is! das Volksfest Vilsbiburg im Wandel der Zeit“. Auf zahlreichen Bildern entlang eines Zeitstrahls kann man die Entwicklung über die Jahrzehnte gewissermaßen im Zeitraffer erleben. Dazu gibt es besondere Erinnerungsstücke wie Fässer und Geräte aus der ehemaligen Aktienbrauerei. Mit dieser Studio-Ausstellung im ehemaligen Papiertiger, die am Samstag, 28. Juni eröffnet wird und bis zum 9. August zu sehen ist, betritt das Museum Neuland.
Was ist der Kern eines Volksfestes? Und wie kann man diesen in einer musealen Ausstellung darstellen? Das sind die zwei zentralen Fragen, mit denen sich Museumsleiterin Annika Janßen-Keilholz und das Team des Heimatsvereins in den vergangenen Wochen beschäftigt haben. Denn es sind vor allem die immateriellen Werte wie Gemütlichkeit, gute Stimmung und das gesellschaftliche Miteinander, die ein Volksfest ausmachen. Es sind, kurz gesagt, schöne Erinnerungen an ganz persönliche Volksfest-Erlebnisse.
Doch wie bringt man Gemütlichkeit an Museumswände, wie bekommt man Erinnerungen in Vitrinen? Da trifft es sich hervorragend, dass Museum und Heimatverein über ein unglaublich gutes Fotoarchiv verfügen, in dem sich viele tausend Bilder aus 100 Jahren Volksfestgeschichte befinden. Es sind unter anderem die dem Museum überlassenen Negative von Friedrich Wilhelm Dubotzky, die Bildermappen von Foto Bergmann oder Aufnahmen aus dem Kreis des Fotostammtisches, auf denen sich die schönsten Momente der 71 vergangenen Volksfeste wiederfinden. Und mithilfe des „mechanischen Gedächtnisses“ der auf Negativen, Fotopapier und später auf digitalen Medien festgehaltenen Erinnerungen, kehren beim Betrachter die im Lauf der Zeit vergessenen Volksfesterlebnisse wieder zurück.
Erstmals als Studio-Ausstellung konzipiert
Mit dieser Studio-Ausstellung betreten die Ausstellungsmacher komplettes Neuland. Sie müssen Lösungen finden, wie ihre Exponate in dem ehemaligen „Plus“-Supermarkt und späteren „Papiertiger“ ausgestellt werden können, ohne dass sie sich in dem Raum verlieren. Denn anders als im Museum selbst, wo gleichzeitig noch die „Post“-Sonderausstellung zu sehen ist, ist die Ausstellungsfläche weit, offen und sehr sachlich. Eine wichtige Rolle spielen deshalb die Schaufenster-Puppen, an denen Trachten aus unterschiedlichen Jahrzehnten gezeigt werden. Sie bringen etwas – wenngleich statisches – Leben in den Raum.
Auch inhaltlich unterscheidet sich die neue Ausstellung von den klassischen Sonderausstellungen. Denn das ehrenamtlich arbeitende Museumsteam musste in den zurückliegenden Monaten nicht nur den Umzug in das neue Depotgebäude stemmen, sondern auch zahlreiche vom Schimmel befallenen Objekte reinigen (die VZ berichtete). „Deshalb konnten wir das Thema auch nicht in der üblichen historischen Tiefe ausforschen“, erklärt Annika Janßen-Keilholz. Das sei bei diesem Thema allerdings unproblematisch, denn „für Historiker sind 100 Jahre noch keine besonders lange Zeit“. Studio Ausstellung heißt sie auch deshalb, auch die Präsentation nicht bis ins letzte Detail ausgefeilt ist. Nachdem der Raum ohnehin zur Sanierung ansteht, konnte man zum Beispiel Bilder auch direkt an der Wand befestigen.
Fotografische Erinnerungen bis in die Gegenwart
Zu sehen sind unter anderem ein Kettenflieger-Modell, Miniatur-Bierwagen-Gespanne oder eine große Bierkrug-Sammlung aus Vilsbiburg und Niederbayern. Dazu gibt es Filmimpressionen von den Volksfesten aus den verschiedenen Jahrzehnten, die auf einem großen Bildschirm gezeigt werden.
Neu ist auch, dass die Ausstellung von 1925 bis in die Gegenwart führt. Das bedeutet, dass sich Besucher auf einigen Bildern selbst wiederfinden können. Das gilt noch mehr für die reich illustrierte Museumsschrift, in der die bekannten Festwirtsfamilien und die geschichtliche Entwicklung des Volksfestes beschrieben wird – beginnend bei Johann Nepomuk Hienle und Valentin Limmer, über Matthä und Hanna Huber, die legendären Wirte vom Aschenbrenner-„Bräu“, die Familie Haslbeck von der Aktienbrauerei und die Familie Gabriel bis hin zu den Festwirten nach der Corona-Zwangspause, der Familie Widmann und dem „Mottinger“, der Familie Weichslgartner. In eigenen Kapiteln geht es um den Wandel des Vergnügungsparks, um die passende Musik in der Festhalle oder das zugkräftige Rahmenprogramm der früheren Jahre. Nicht fehlen darf natürlich auch der Brand der alten Gewerbehalle im Jahr 1990.
Termine für öffentliche Führungen finden Sie hier.
