Vorbericht

Noch mehr Handwerk im Museum

Gezeigt werden Berufe, die sonst nicht vertreten sind – Vom Bader bis zum Hafner

Vilsbiburg. Für die Bausaison des Jahres 1889 bot er per Inserat seine selbstgefertigten Erzeugnisse an: ?Kistel-, Wagner-, Schreiner-, Gurt-, Schindel-, Schiefer-, Dachpapp-, Schlosser und Glaserstifte sowie alle Sorten selbstgeschmiedeter Nägel und Maurerhaken.? Daneben handelte Christoph Lechner in seinem Handwerksbetrieb an der Bergstraße mit Arbeitsgeräten, die in der Landwirtschaft und im Baugewerbe Verwendung fanden. Im Jahr 1915 starb der Nagelschmidmeister und Spezereihändler im Alter von 56 Jahren.

Er war wohl einer der letzten seines Berufsstandes und an diesen erinnert in Vilsbiburg noch eine Straße. Nicht mehr im Gewerbeverzeichnis stehen auch Berufe wie sein naher Verwandter, der Zeugschmid, wie auch Binder, Wagner, Zinngießer, Gerber, Bürsten- und Korbmacher, Bader, Türmer oder Weber. Sie alle waren einst aus dem täglichen Arbeitsleben eines Ortes wie Vilsbiburg nicht wegzudenken und alle wurden irgendwann aus unterschiedlichen Gründen überflüssig. Gleichwohl sind sie immer noch fester Bestandteil der Geschichte einer Stadt, die von den Landshuter Herzögen gezielt als Dienstleistungszentrum an der Vilsbrücke gegründet wurde.

Die neue Sonderausstellung und die dazu erschienene reich bebilderte Museumsschrift Nr. 17 vermittelt aus den Beständen des schier unergründlichen Fotoarchivs und der Dokumente des Heimatvereins, wie auch über zahlreiche Gegenstände zur Handwerksgeschichte eine Fülle von Informationen aus vergangenen Zeiten. Vorgestellt werden neben Abbildungen von Handwerkerhäusern und -werkstätten, frühe Organisationsformen mit historischen Belegen, dazu Zeugnisse zur seinerzeit verpflichtenden und heute fast vergessenen Wanderung der Gesellen. So manche ausgefallene und kuriose Produkte der Handwerker lockern das allgemein Bekannte auf.

Keine längere Sonderausstellung ohne eine begleitende Museumsschrift, das ist das Motto des Heimatvereins schon seit einer Reihe von Jahren. Denn wenn die Vitrinen einmal wieder ausgeräumt, die Fotos im Archiv verschwunden und die Leihgaben zurückgegeben sind, bleibt das gesammelte Wissen zwischen zwei Buchdeckeln für die Nachwelt erhalten. Folglich hat der  Museumsleiter in Zusammenarbeit mit dem Geiger-Verlag in Horb am Neckar in einer 60 Seiten starken Schrift alle Facetten der Vilsbiburger Handwerksgeschichte zusammengetragen. Und Lambert Grasmann wäre nicht Lambert Grasmann hätte er nicht durch seine intensiven Forschungen weitere Fakten hinzugefügt, beispielsweise eine Statistik der Vilsbiburger Handwerksordnungen und eine Zusammenstellung der in Vilsbiburg bestehenden Zünfte und ihre regelmäßigen Jahrtage.

In diesem Haus im Inneren Markt Nr. 6 (heute Stadtplatz 6) praktizierte der approbierte Bader Josef Reiter. Im Jahr 1890 wurden ihm „niedere chirurgische Verrichtungen“ im hiesigen Distrikskrankenhaus übertragen. (Foto: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)