Eine Heimat im Umbruch

Gedanken von Kreisheimatpfleger Peter Barteit zum 75. Jahrestag des Kriegsendes 

Im Vilsbiburger Land kam es, abgesehen von einigen Brückensprengungen im II. Weltkrieg zu keinen größeren Zerstörungen. Dennoch gab es in der einst so beschaulichen Heimat vor 75 Jahren erhebliche Umwälzungen. Nachdem der Weltenbrand insgesamt 55 Millionen Tote forderte, trauerten viele Familien um nahe Angehörige. Die Versorgung der Bevölkerung mit den wichtigsten Gütern für das Überleben war dürftig. Flüchtlinge, hauptsächlich  aus Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland waren unterzubringen und zu versorgen. Sie wurden nicht überall mit offenen Armen aufgenommen, hatten sie doch zum Teil einen ungewohnte religiöse Ausrichtung. Aber auch die Neubürger zeigten sich nur begrenzt integrationsbereit, hofften doch viele von ihnen,  in absehbarer Zeit wieder in die alte Heimat zurückkehren zu können. Nur wenige konnten sich ausmalen,  dass sie in der niederbayerischen Erde Wurzeln schlagen und auf ihr Häuser bauen könnten. Die amerikanischen Besatzer fanden nicht so ohne weiteres Zugang zur altbairischen Mentalität und führten anfangs ein strenges Regiment. Das mussten sie auch tun, galt es doch, die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären und dem Land wieder zu einer demokratischen Gesellschaft zu verhelfen. 
Dass die braunen Machthaber von Anfang an Verhaltensweisen einer Räuberbande annahmen, konnte nur verwundern, wer erhebliche Fähigkeiten im Verdrängen der Realität entwickelt hatte. Vielleicht war Hitlers Ankündigung in der Großkundgebung im Jahr 1927 in der Vilsbiburger Gewerbehalle, Deutschland brauche einen erneuten Krieg, noch etwas verklausuliert. Als jedoch kurz nach der Machtübergabe die Stadträte der SPD und der Bayerischen Volkspartei vom Ortgruppenführer der NSDAP aus dem Gremium geworfen und in so genannte Schutzhaft genommen wurden, war das Ende der Demokratie für jedermann ersichtlich. Der totale Niedergang dieser Gewaltherrschaft wurde schließlich für die gesamten Bevölkerung beim Durchzug der Todesmärsche durch das Vilsbiburger Land im April 1945 augenfällig.
Warum immer wieder auf diese Ereignisse hinweisen? Wer sich an seine Vergangenheit nicht erinnern kann, läuft Gefahr, diese irgendwann wiederholen zu müssen. Und wer will das schon?

In den ersten Monaten nach der Besetzung Vilsbiburgs durch amerikanische Truppen herrschte auf den Straßen und Plätzen reges Leben. So zeigt die im Sommer 1945 entstandene Fotografie einen amerikanischen in Cowboy-manier reitenden Besatzungssoldaten an der Oberen Stadt.