Ignaz Berger – ein herausragender Wallfahrtsdirektor

Der spätere Kapuziner erbaute die Türme der Bergkirche
Vilsbiburg. Aus aktuellem Anlass der Renovierung der Türme der Bergkirche soll die Wallfahrtsgeschichte in einzelnen Beiträgen besonders beleuchtet werden. Der Weltpriester Ignaz Berger und spätere Kapuziner-Pater Leo Maria hat sich große Verdienste um die Wallfahrt erworben und wurde deshalb mit der Ehrenbürgerwürde des Marktes  Vilsbiburg ausgezeichnet.

Nachdem die Gesellschaft der Redemptoristen von 1846 bis 1873 der Wallfahrt wieder eine Blütezeit geschenkt hatte, wurde ihre Gemeinschaft  innerhalb kürzester Zeit aufgelöst, die Patres mussten ihren Wirkungsort verlassen. In der Zeitspanne zwischen 1873 und 1886 wurde Maria Hilf von Weltpriestern betreut.
Durch die Ernennung des Priesters Ignaz Berger zum Wallfahrtsdirektor im Jahr 1877 gewann die Wallfahrt wieder die Bedeutung, die sie während der Zeit der Betreuung durch die Ordenspriester einmal vorweisen konnte.
Ignaz Berger ging mit außergewöhnlichem Einsatz an seine Aufgabe heran. Man erzählte sich, dass er mehr als 80000 Mark in den Um- und Ausbau des Heiligtums investiert hat. Unter seiner Regie wurden die Altäre der Kirche auf sieben ergänzt, schon 1880 errichtete er den nördlichen Turm und versah ihn mit einem Prachtgeläute von vier Glocken. Zu dieser Baumaßnahme erbettelte er sich von den Landwirten der Umgebung Hunderte von Fuhrwerken für die Beförderung des Baumaterials.
Aber Ignaz Berger setzte sich nicht nur für die bauliche Entwicklung der Wallfahrt ein, genau so engagiert fühlte er sich für das Seelenheil der Menschen verantwortlich, die auf den Berg strömten .Es war ihm ein großes Anliegen, der Kirche, die so viele An-und Umbauten hinter sich hatte, erneut die Weihe zu geben. Deshalb fand am 7.September 1880, einen Tag vor dem Fest Maria Geburt, die Weihe der jetzt im neuromanischen Stil gestalteten Kirche statt. Diese Konsekration war die Vierte in der Geschichte der Wallfahrt.
In der Zwischenzeit kaufte Berger das alte Orelli-Haus, das abgebrochen wurde, allerdings musste eine Mauerseite als Schutz- und Stützmauer für die Kirche stehen bleiben. Der umtriebige Wallfahrtsdirektor nahm 1883 die Verlängerung des westlichen Seitenschiffes der Kirche in Angriff, damit wurde auch die monumentale Front geschaffen, die heute das Bild der Schutzmantelmadonna trägt. Während dieser Maßnahme entstanden die Vorhalle, der steinerne Treppenaufgang und die Außenkanzel.
1884 war für das gläubige Volk ein besonders  Jahr: Ignaz Berger ließ die Reliquien des heiligen Floridus, die 1880 zur Weihe der Kirche im Holzsarg beigesetzt wurden, in einen kostbaren Schrein fassen.  Auch für die Reliquien der Heiligen Caravilla, Hillarilla und Donatus  ließ er kostbare Schreine anfertigen. Im November des gleichen Jahres feierte der Wallfahrtsseelsorger ein Reliquienfest, das unwahrscheinlich viele Gläubige anzog und „in sonst in Vilsbiburg nie geschauter Feierlichkeit im Beisein des Diözesanbischofs  statt fand.  Ignaz Berger ließ zudem für das Gnadenbild den Prachtmetallrahmen anfertigen, der im Zuge der Renovierung in den 1950iger Jahren wieder entfernt wurde. Da die Kirche  „ein mangelhaftes Fundament aufwies“, gab es immer wieder Sprünge und Risse, so mussten auch im Presbyterium Stützen eingemauert  und die Risse verputzt und übermalt werden.
Die Chronik berichtet, dass der emsige Wallfahrtsdirektor vom Bezirksamt „eine kleine Rüge wegen Nichteinhaltung von Genehmigungen der Beschaffung von bedeutenden kostbaren Einrichtungsgegenständen bekam. „
Das berührte aber den baulustigen Priester wenig. Er schaffte den Erweiterungsbau der Kirche ohne Inanspruchnahme der Kirchenstiftungsmittel. Der Chronik nach steuerte er eigene Mittel bei und fand, wie sein späterer Nachfolger Pater Olaf, viele Privatspender, die ihm die Durchführung der Baumaßnahmen erlaubte.  Ignaz Berger hatte die Gabe, die Menschen für sein Vorhaben zu begeistern und sie auch um Opfer für die geliebte Wallfahrt zu bitten. Da er sich mit seiner ganzen Kraft  um das Seelenheil der Menschen mühte, konnte er sich immer ihrer Unterstützung sicher sein. So nahm er 1885 auch den Bau des zweiten südlichen Turmes in Angriff.
In die Schaffenszeit des einsatzfreudigen Wallfahrtspriesters fallen auch die künstlerische Ausgestaltung  der um die Kirche liegenden Nischen und Passionskapellen mit den reich gefassten Figuren. Als Meisterstück aller Kunstwerke wurde der Kreuzweg von Redemptoristen-Frater Max Schmalzl angesehen. Schon 1881 wurde er von Kunsthistorikern auf 20000 Mark geschätzt. Auch die künstlerische Ausmalung der Kirche trug die Handschrift des Künstlers  und wurde deshalb sogar als Perle des Vilstals bezeichnet.

Da sich Ignaz Berger mit dem Gedanken trug, in den Kapuziner-Orden einzutreten, unterstützte er 1885 den Vorschlag der Bürger, den Kapuziner-Orden wieder um die Übernahme der Wallfahrt zu bitten. Der damalige Pfarrer Michael Jäger und die Marktgemeinde mit Bürgermeister Kagermeier wirkten einträchtig zusammen, um die künftige Seelsorge auf dem Berg zu sichern.
Am 15.Mai 1886 trafen nach 84jähriger Unterbrechung vier Kapuziner-Patres und fünf Laienbrüder in Vilsbiburg ein. Ignaz Berger wurde für seine Verdienste um Maria Hilf das Ehrenbürgerrecht des Marktes verliehen. Noch im gleichen Jahr bat er den damaligen Provinzial Pater Viktrizius Weiß um Aufnahme im Orden. Er bekam den Namen Leo Maria und legte in der Wallfahrtskirche  1890 seine ewige Profeß ab.
In Anbetracht seiner großen Verdienste wurde diese „mit aller Solemität (Feierlichkeit) begangen, viel Volk und gegen 30 Priester erhöhten die Feier“, schreibt der Chronist. Pater Leo Maria wirkte die meiste Zeit seines Ordenslebens auf Maria Hilf, am 10. Februar 1899 starb er und wurde in der Kapuzinergruft bestattet.  
Martha Berger