Auch Vilsbiburg hatte Hochwasser

Ereignisreiche Jahre von 1948 bis 1968 – Neue Sonderausstellung wird eröffnet

So wie im Frühjahr 2013 deutschlandweit Donau und Elbe mit ihren Überschwemmungen in aller Munde waren, versetzten die von der Großen Vils ausgelösten Hochwasserkatastrophen in den 1950er Jahren die Leute des Vilsbiburger Landes in Angst und Schrecken. Mehrmals war die Stadt in zwei ungleich große Hälften geteilt: die nördlichen Gebiete rund um die Pfarrkirche und die südlichen, von älteren Vilsbiburgern noch immer als ?Österreich? tituliert. Dazwischen ergoss sich die braune Flut des sonst so behäbigen Flusses als breiter Strom vom unteren Drittel des Stadtplatzes bis hinaus zum Brauereigasthof Schöx. Damit die Menschen zueinander und die Kinder vom Mariahilfsberg in die Schule gelangen konnten wurden Pendelverkehre mit Lastwagen und sogar ein kleiner Bootsverkehr eingerichtet. Tragisch endete bei einem der Hochwasserereignisse der Versuch eines Gaindorfer Lehrers, die Schüler auf der überfluteten Straße in Richtung Achldorf zu begleiten. Noch heute kündet dort ein Gedenkstein von dem überflüssigen Tod eines kleinen Buben aus Schußreit.

Wie auf dem Foto aus dem Archiv des Heimatmuseums vom Juli 1951 zu sehen ist, gab es auch damals schon unvernünftige Autofahrer, die ihrem motorisierten Untersatz auf Kosten der Umwelt eine Unterbodenwäsche gönnten. Auch damals war die Schadenfreude der Leute schon groß, wenn der Motor Wasser ansaugte und mitten in den Fluten seinen Geist aufgab. Dagegen konnte die Vilsbiburger Jugend der misslichen Situation offensichtlich viel Gefallen abgewinnen. Der heutige Nachwuchs wird wohl kaum mehr das Vergnügen haben zwischen dem Gasthof Haslbeck und dem Eisenwarengeschäft Lehrmann im Wasser zu plantschen. Die Schutzmaßnahmen der letzten Jahre mögen zwar anfangs nicht allen Bürgern gefallen haben, verhelfen der Stadt jedoch zu weitgehend trockenen Füßen.

Katastrophen wie diese sind nur Facetten aus der bewegenden Zeit, von der die neue Sonderausstellung im Heimatmuseum umspannt wird. Sie knüpft an das Jahr 1948 an, in der noch die Nachwirkungen des verheerenden Krieges deutlich zu spüren waren und die amerikanische Besatzungsmacht das Sagen hatte. ?Schwierige Zeiten und Neubeginn? lautet der Untertitel und der beschreibt sehr genau die Situation der Menschen damals. Die jüngeren Vilsbiburger werden sich wundern, aus welch primitiven Anfängen die Menschen damals wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben entwickelten und die älteren werden ihre Freude daran haben, sich selbst auf alten Fotos genau dabei zu sehen.

Im Vordergrund des Bildes aus dem Heimatmuseum schwappt die Vils dort, wo sie nicht hingehört, im Hintergrund erkennt man den Fassadenbestand mit gut gelösten Gliederungen ? auch im Bereich der Erdgeschosse.