Kröninger Ware aus Tiefen der Seen

Was einst gehandelt wurde findet sich oft auf dem Grund bayerischer Gewässer

 
 Den Vertriebswegen der Keramik aus dem Kröning und von der Bina kann man heute auf vielerlei Weise nachspüren. Erste Quelle sind zunächst die Aufzeichnungen der Hafner selbst oder die Pfarrmatrikel, in denen Hochzeiten und Todesfälle von weither beheimateten Geschirrhändlern dokumentiert wurden. Weiter liest man in Gerichtsakten von den Revierkämpfen an den verschiedensten Marktorten oder den gefährlichen Reisen dorthin in den Mirakelbüchern der Wallfahrtsorte. Es lässt sich aber auch anhand von Funden nachweisen, in welchen Gegenden besonders viel Kröninger Ware gekauft und verwendet wurde.

 

Das Aufspüren alter Sachen gehört zum Berufsbild der Archäologen, die beispielsweise im Tertiarkloster von Brixen gegraben und dabei Keramik zutage gefördert haben. Dabei staunten die Wissenschaftler nicht schlecht als sie feststellten, dass 80 Prozent der geborenen Schätze aus Kröninger Werkstätten stammt. Altertümer lassen sich jedoch nicht nur im Boden, sondern auch im Wasser finden, beispielsweise auf dem Grund bayerischer und österreichischer Seen. Hier sind der Tegernsee, der südlich von München gelegenen Starnberger See und sein Nachbar der Ammersee, der Walchensee, der Seeoner See und vor allem der Chiemsee sehr ertragreich. Der Museumsmitarbeiter Gerhard Wallner beobachtete vor einigen Jahren auf dem ?bayerischen Meer? ein mit Kröninger Scherben gut gefülltes Ruderboot. Aber auch im österreichischen Traunsee konnten Taucher schon Keramik aus Niederbayern bergen. Es handelte sich bei allen Wasserfunden hauptsächlich um glasierte Ware; aber auch einige Teile Schwarzgeschirr waren dabei.

 

Der Sporttaucher Kurt Kowald betrat in den 1970er Jahr mit dem Suchen nach Keramik aus Seen völliges Neuland. Er hat die aktuelle Sonderausstellung im Heimatmuseum Vilsbiburg mit Leihgaben aus seiner Sammlung bereichert und auch einen Beitrag für das Begleitbuch verfasst. Kowald berichtet, Tauchfunde hätten den Vorteil, ganzjährig vor Frost geschützt zu sein. Daher seien sie meist gut erhalten, wenngleich die lange Lagerung im Wasser zu einigen Veränderungen an der Oberfläche geführt habe. Wenn beschädigte Stücke oder Scherben mangels einer geordneten Abfallentsorgung einfach ins Wasser geworfen wurden, sei der Grund dafür nachvollziehbar. Verwundert habe den Taucher jedoch, auch völlig intaktes Gebrauchsgeschirr zu finden. Es lasse sich nur darüber spekulieren, warum es auf diese Weise entsorgt worden sei.

 

Keramik in Massen

 

Der Unterwassersportler berichtet weiter, man habe bei den Tauchgängen Geschirrteile und Keramikscherben ?in Massen gefunden?. Dies wiederum lässt entscheidende Rückschlüsse nicht nur auf die große Verbreitung der Hafnerware aus dem Kröning und von der Bina, sondern auch auf die enormen Mengen des produzierten und verkauften Geschirrs zu. Die Hafner aus dem Kröning und von der Bina waren über lange Zeit hinweg die Hauptlieferanten für Gebrauchskeramik in einem Gebiet von der nördlichen Oberpfalz bis Südtirol und von Augsburg bis Linz. So bringt es auch der Untertitel der aktuellen Sonderausstellung im Heimatmuseum zum Ausdruck.

Still ruht der Chiemsee in der herbstlichen Sonne. Aber auf seinem Grund liegt gewiss noch viel Keramik aus Kröninger und Binataler Produktion. (Foto: Wikimedia)
Ein Teil der Funde des Sporttauchers Kurt Kowald. Deutlich erkennbar ist, dass auch völlig unversehrtes Geschirr in den See geworfen wurde. (Foto: Cornelia Renner)