Für das Buch „Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Vilsbiburg“ hat der Autor Peter Käser

das Aufschreibbuch, Saalbuch genannt, das sich im Archiv im Pfarrhaus befindet, vom Jahr 1601 abgeschrieben.

Pfarrer Otmar Schwarzmann und seine Zechleute, der Kirchenvorstand, schreiben die Einkünfte, welche der Pfarrkirche zufließen nieder.

Ca. 96 % der Bauern waren von Grundherren abhängig und leisteten diesem für Grund und Boden jährlich eine Gilt (oder Gült = Abgabe) sowie Stiftgeld (Pachtgeld).

Stiftsgelder welche an die Vilsbiburger Pfarrkirche fließen, aus den Gütern, Bauernhöfen und Sölden, sind im Saalbuch  von 1601 niedergeschrieben.

Peter Käser

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Ein bislang im Fotoarchiv des Heimatvereins unbekanntes Bild mit der Darstellung einer Figur im Bischofshabitus kann nun durch die Recherche zur Bau- und Kunstgeschichte der St. Nikolauskirche in Herrnfelden geklärt werden. Die Figur fotografierte der Redakteur beim Vilsbiburger Anzeiger Carl Schmöller, als die Kirche um 1960 noch voll ausgestattet war mit Hochaltar, Kanzel, bunten Glasfenstern und vor allem der lebensgroßen Figur des Heiligen Erasmus. Diese befand sich am linken Chorbogen unter einem Baldachin, abgestellt auf einem mit gotischem Maßwerk verzierten Sockel. Der Heilige ist hier segnend im Bischofsornat dargestellt. Der Legende nach musste er zahlreiche Martern erleiden. Eine davon deutet auf das Attribut des Heiligen, der Seilwinde in der linken Hand hin, mit der man ihm die Gedärme herausgezogen habe. Als einer der 14 Nothelfer wurde er um Hilfe bei Koliken und Geburtsschmerzen angerufen.

Die Altäre in St. Nikolaus

Kirchliche Aktivitäten lassen sich in der Kirchenrechnung im Pfarrarchiv von 1585 mit zum Beispiel vier gesungenen Ämtern nachweisen. Ausgaben sind 1590 für zwei Messingleuchter zum „fordern Altar“ also dem Hochaltar entstanden. Die Formulierung „fordern“ ist ein Hinweis auf zwei Altäre. Ein weiterer Beleg dafür dürfte die Ausgabe an den Maler Johann Baptist Gerl sein, der 1663 bei „beiden Altären“ die zwei Antependien (Verkleidung des Altarunterbaus) und zwei Bilder gemalt hat. 1688 ist erstmals ein neuer Seitenaltar mit dem „St. Erasmi“ Bildnis angedingt (versprochen) worden. Errichtet wird der Altar dann im Jahr 1690 wobei man dem Maler Felix Finckenzeller aus Landshut für das Altarblatt Sankt Erasmus 20 Gulden bezahlt hat. Weiter am Altar sind die Handwerker Jonas Hiernle, Maler aus Landshut, der Vilsbiburger Schreiner Hans Heinrich Stauch und der Maler Johann Kaspar Fridl aus Vilsbiburg beschäftigt. 1725 führt der Vilsbiburger Maler Johann Philipp Hauser am „St. Erasmo“- Altar Renovierungsarbeiten aus.

Einen neuen Hochaltar fertigt 1737 der Schreiner Veith Cranzperger aus Vilsbiburg. Mit der „Überschneidung“ der alten Seitenfiguren zeigt man sich nicht zufrieden. Den später viel beschäftigten Vilsbiburger Bildhauer und Stuckateur Johann Paul Wagner hat man zwei neue „mannsgroße „Bylder“, also Figuren fertigen lassen. Die alten Figuren verblieben der Kirche.

Veränderungen im 19. Jahrhundert

Eine „neue Zeit“, was die Ausstattung für die Pfarrkirche, die Heiliggeist-Spitalkirche aber auch für St. Nikolaus in Herrnfelden betrifft, beginnt unter Pfarrer Dr. Josef Neumeyer. Er war ein Verfechter der Neugotik, so hat er die genannten Kirchen von der Barock- und Rokoko-Ausgestaltung „befreit“. Der Glasmaler Kaspar Böhm aus München wurde für Herrnfelden mit einem Mittelfenster, darstellend St. Nikolaus beauftragt. Es war als Altarblatt für den nun kleineren Hochaltar gedacht. Ein weiterer Auftrag für Böhm war die Herstellung von zwei Seitenfenstern mit der Darstellung von „St. Petri und St. Josephi“, sowie mit Brustbildern der Heiligen Wendelin und Notburga bei zwei weiteren Fenstern. Die nötigen Finanzmittel für „die Verschönerung des Kirchleins“ stiftete für einen neuen Hochaltar und eine Kanzel der Bauer zu Herrnfelden Joseph Schachtl, die 1866 fertig gestellt waren. Pfarrer Dr. Neumeyer konnte dazu den aus Tirol stammenden und in München wirkenden Bildhauer Johann Nepomuk Petz gewinnen.

Nun kommt eine neue Darstellung des Heiligen Erasmus ins Spiel: Im Protokoll vom 30. Juli 1866 schreibt Pfarrer Dr. Neumeyer „…als Gegenüber der Kanzel wurde neuestens die Statue des vom Volke verehrten Hl .Erasmus samt Baldachin vom Bildhauer Petz, München abgeliefert, und wurde das allermeiste aus Privatmitteln bestritten“. Die Bezahlung erfolgte in bar, so dass fehlende Ausgabeposten in den Kirchenrechnungen erklärbar sind. Ein Seitenaltar war nicht mehr vorgesehen. Die genannte St. Erasmus-Figur befindet sich übrigens auf dem Speicher des Vilsbiburger Pfarrhofs.

Altarblatt zum Seitenaltar St. Erasmus von 1690 entdeckt

Nach Veröffentlichung des vorstehenden Textes wurde durch einen Hinweis Peter Käsers und einer schon früher gemachten fotografischen Aufnahme des Autors im 1. Stock des Vilsbiburger Pfarrhofs das Altarblatt zum St. Erasmus Seitenaltar von Herrnfelden entdeckt. Nach den ausgewerteten Kirchenrechnungen im Pfarrarchiv kann das Gemälde dem Landshuter Maler Franz Felix Finckenzeller für 1690 zugeordnet werden. Geboren zu München wurde er am 24. April 1671 als Lehrling beim Maler Balthasar Egger In München aufgedingt und lebte zunächst in Dorfen. Ab 1682 ist er in Landshut nachweisbar, wo er 1698 verstarb. Weiter sind am Altar der Maler Jonas Hiernle aus Landshut beschäftigt. Er liefert neun Engelsköpfe und zwei sitzende Engel. Der Vilsbiburger Hans Heinrich Stauch (hier Bürgerrecht 1671) erledigt die Schreinerarbeiten, der Maler Johann Kaspar Fridl aus Vilsbiburg (hier Bürgerrecht 1681) aus Baumburg die Faßarbeiten.

Lambert Grasmann

Eine Recherche im Internet brachte ein Münchner Ehepaar auf die Spur: Das Deckenfresko in der Binabiburger (Gde. Bodenkirchen) Nebenkirche Sankt Salvator, ist das Original ihrer, im Besitz des Ehepaares befindlichen Gemälde-Vorlage. Nun stellte sich heraus: Die vom Eggenfeldener Maler und Freskanten Anton Scheitler um 1760 gemalte Vorlage ist ein „Modello“-Denkmodell, ein mit dem Original in der Binabiburger St. Salvatorkirche gut zu bearbeitendes fast mystisches Motivbild.

Peter Käser

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An den officiellen Teil schließt sich ein Vortrag an.

Referent: Lambert Grasmann

Thema: „Die Hafner auf dem Kröning und an der Bina-Forschungen im Heimatmuseum Vilsbiburg

Über eine zahlreiche Teilnahme werden wir uns sehr freuen.

Nachtrag zum Zeitungsartikel:  Zurück in die Zukunft – Die Görgenmannsölde…..vom 20.1.2022 in der Vilsbiburger Zeitung

24 ehrenamtliche Mitarbeiter des Heimatvereins mit Ehefrauen unter der Anleitung von Dr. Cornelia Renner und Lambert Grasmann haben über 2 1/2 Jahre von 2003 bis 2005 das ehemalige Hafneranwesen Kleinbettenrain Nr. 3 in der Gemeinde Kröning keramisch innen und außen ausgegraben, das Fundmaterial gesichtet, gewaschen, zum Teil zusammengefügt und inventarisiert. Es wurden über 140 Kisten mit Werkstattabfall, also von den Hafnern produzierter Ausschuss geborgen. Darunter befanden sich auch ganz erhaltene Gefäße. Das Grabungsergebnis wurde im Freilichtmuseum Massing deponiert. 2005 publizierte der Heimatverein den Fund wie auch einen weiteren Fund in Hub in der Vilsbiburger Museumsschrift Nr.7 mit wissenschaftlichem Anspruch. Die Funde dürfte in das 16. Und 17. Jahrhundert zu datieren sein-

Die Ausgrabungen

Zunächst waren nach einem Besuch in Kleinbettenrain Archäologen aus Nord- und Südtirol für die  Ausgrabungen vorgesehen. Doch das Unterfangen stellte sich als zu kostspielig heraus. Das Landesamt für Denkmalpflege, Abt. Bodendenkmalpflege, damals noch in Landshut unter Dr. Bernd Engelhardt, hat die Maßnahme begleitet. Ich selber habe das Anwesen und ihre Inhaberin Frau Therese Winterstetter, „Girmannresl“, seit 1972 immer wieder besucht, daneben mit Gerd Wallner offenliegenden Scherbenbruch geborgen. Auch wurde von mir mit Dr. Ingolf Bauer vom Bayer. Nationalmuseum in München die zeichnerische Maßaufnahme von über sechs denkmalgeschützten Hafneranwesen bzw. Nebengebäuden im Kröning und an der Bina angeregt, deren Substanz noch in Ordnung war. Bei der Maßnahme mit dabei war auch das nun nach Massing translozierte Anwesen in Kleinbettenrain. Im Verlauf der Jahrzehnte wurde von mir eine umfangreiche Fotodokumentation von Kleinbettenrain ab 1973 erstellt, die dem Museumsleiter von Massing Dr. Martin Ortmaier übergeben wurde. Sie stellt für die Rekonstruktion des ehemaligen Zustandes eine große Hilfe dar. Besuche in unserem Museum vom neuen Musemsleiter des Massinger Freilichtmuseums Timm Miersch und der Mitarbeiterin Frau Sommer sowie von Handwerkern aus dem Museum in Massing zeigen die Bedeutung unseres Kröninger Hafnermuseums, die unserer Sammlung und den Forschungen darüber mit den einschlägigen Publikationen beigemessen werden. Es wurden auch Zeichnungen zu Grundrissen eines Brennofens, von Drehscheiben und einer Glasurmühle übergeben, wozu auch das Bödldorfer „Uiderl“-Hafnerhausmodell von Ernst Prell und vorhandene originale Arbeitsgeräte gute Dienste leisten. 

ein seltenes Beispiel kirchlichen Jugendstils

  • Am Tag des offenen Denkmals werden vor allem solche Objekte vorgeführt, die normalerweise verschlossen sind. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel – wie an der Kirche in Dietelskirchen zu sehen ist; sie ist das Jahr über eigentlich immer zugänglich. Der Grund warum wir diesem Bau diese hohe Aufmerksamkeit zollen – er ist in einem für Kirchen seltenen Baustil errichtet – dem Jugendstil und setzt damit eigene Akzente.
  • Der Tag des offenen Denkmals nimmt inzwischen einen festen Platz im Kalender mit den wichtigen Kulturereignisssen ein. Seit 1993 ist der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordinierte Tag der deutsche Beitrag zu den europäischen Denkmalschutztagen, die jedes Jahr im September stattfinden. Der Spannbogen reicht von Zeugnissen der Vor- und Frühgeschichte bis zu Schleusen und Fabrikanlagen, also Industriedenkmälern.
  •  Vorgängerbau die Pfarrkirche St. Ulrich.
  • Der Standort der 1922 abgebrochenen Kirche befand sich in der Vilsniederung. 1921 wurde sie noch von Dr. Anton Eckart im Kunstdenkmälerband Bezirksamt Vilsbiburg inventarisiert und beschrieben und dort datiert in das späte 13. Jahrhundert. Der Bau war eine der ältesten Kirchen im Landkreis, Anbauten stammten aus der 2. Hälfte des 17. Jh. Datierungen von 1660 und 1678 befanden sich am Langhaus. best fake rolex
  • Kurze Beschreibung der Inneneinrichtung
  • Der Altarraum befand sich im Erdgeschoß des Kirchturms, dort und im Langhaus wiesen die Flachdecken Stuckierungen auf. Die Stuckaturen stammten aus dem 17. Jh. und waren teilweise bemalt. Über dem Chorbogen befand sich ein stuckierter Vorhang mit einem Medaillon, gehalten von zwei Engeln. Den Chor zierte ein Deckengemälde mit Szenen aus dem Leben des Hl.Ulrich. Die Einrichtung gehörte dem Barock- und Rokokostil an.
  • Nachdem der Abbruch der Ulrich-Kirche beschlossene Sache war, gab es mehrere Anfragen und Bewerbungen zum Erwerb der Einrichtung, so vom Kapuziner-Konvent in Altötting für eine neu erbaute Kirche in München, sowie von der Gefangenenanstalt in Bayreuth. Die Einrichtung ging letztendlich aber dann mit Genehmigung des Ordinariats und des Landesamtes für Denkmalpflege nach Bernried, Pfarrei Stamsried bei Kötzting.
  • Die Abbruchgenehmigung der Regierung von Niederbayern datiert vom19.7.1921. Im März 1922 war das Langhaus bereits niedergelegt. Da an der neu erbauten Kirche eine neue Friedhofsmauer angelegt werden sollte, erhoffte man sich vom Abbruch der alten Kirche passendes Material. Die Ziegelsteine stellten sich jedoch als unbrauchbar heraus. Die Mauern waren doppelschalig und mit Erde verfüllt, die Ziegelsteine also wahrscheinlich ziemlich morsch. Der alleinstehende Turm wurde dann ebenfalls abgebrochen. Zuvor waren allerdings noch Diskussionen um den ErhaIt entstanden. Die Pfarrgemeinde sah sich jedoch außerstande, für den Bestand des Turms aufzukommen. Im November 1922 war vom alten Kirchenbau nichts mehr vorhanden. Der Wunsch des bischöflichen Ordinariats, dass an Stelle der alten Kirche wenigstens ein Erinnerungskreuz errichtet werden sollte, unterblieb.
  • Von der inzwischen eingelagerten alten Inneneinrichtung wurden ein Rokokotabernakel, der Hochaltar mit vier Figuren, so die Heiligen Florian, Ulrich, Johannes Evangelist und Leonhard, dann zwei Seitenaltäre mit den Figuren der Heiligen Joachim und Anna nach Bernried abgegeben. Dazu kamen noch die Kanzel, ein Beichtstuhl – der befand sich im Unterbau der Kanzel – und 14 Kreuzwegstationen, die vom Landesamt für Denkmalpflege mit „bäuerlich, derb aber originell“ bewertet wurden. 3000 Mark Gegenleistung forderte die Pfarrei Dietelskirchen für die angefallenen Unkosten.
  • Ein zeitgenössischer Bericht im Vilsbiburger Anzeiger nennt als Grund für den Abbruch und den Neubau, dass das unansehnliche Ulrichskirchlein längst baufällig und für die Pfarrgemeinde zu klein sei

Bild von der Website „Unse Vilstal“

Die heutige Pfarrkirche

Das Saalbuch der Pfarrei von 1912 nennt den damaligen Pfarrer Josef Huber als den eigentlichen Betreiber einer neuen Kirche. Zur Finanzierung des Neubaus hatten jedoch entscheidend seine Vorgänger im Amt Pfarrer Georg Brunner und Benedikt Kummer beigetragen. Der Neubau war auch nur deshalb möglich, weil die gesamte Pfarrgemeinde eine hohe Bereitschaft zu Eigenleistungen mit Hand- und Spanndiensten zeigte. Weiter beteiligten sich daran auch umliegende Pfarreien.

Die Planung

ist ein Werk des renommierten Architekten Josef Elsner jun. aus München. Als Sohn des gleichnamigen Architekten am 26. März 1879 in München geboren, heiratete er 1905 die Passauerin Olga Späth.

Von ihm stammen weitere Entwürfe so für die Neubauten der Kirchen in Maisach (1909), Seeshaupt (1913) sowie in Schönberg bei Neumarkt St. Veit und die Um- und Erweiterungsbauten der Kirchen in Lichtenhaag und Treidlkofen. Bei der Grundsteinlegung am 28. Mai 1912 wurde feierlich die dabei übliche Urkunde eingelegt. In dem Schriftstück befindet sich allerdings ein Vermerk, daß das „alte Ulrichskirchlein aus historischen Gründen zu erhalten“ sei.

Im Turmknauf auf der Turmkuppel wurde von dem seit dem 12. Februar 1912 amtierenden Pfarrer Huber eine Nachricht eingelegt –

sie nennt neben den Handwerkern auch den nimmermüden Organisator für die Eigenleistungen, den Kirchenpfleger Johann Liebl, Söldner von Dietrichstetten. Weiter heißt es in der eingelegten Urkunde,

dass das Werk unter der weisen und väterlichen Regierung Sr. Kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold und unter dem segensreichen, gottbegnadeten Episkopate Sr. Excellenz, des Hochw. Herrn Bischof Dr. Antonius von Henle, Reichsrat der Krone Bayerns und dem glorreichen Pontifikate Sr. Heiligkeit des eucharistischen Papstes Pius X. entstanden sei.

In dem eingelegten Schriftstück verwies Pfarrer Huber weiter auf einen bereits drohenden europäischen Weltkrieg und zwar wegen der Spannungen in den Balkanländern Bulgarien, Serbien, Montenegro und Griechenland. Zwei Jahre danach brach dann wirklich der Erste Weltkrieg 1914/18 aus.

Obwohl zu dieser Zeit, also um 1910 neu errichtete Kirchen in unserer Region noch im barocken, gotischen und romanischen Stil gebaut wurden – es wirkte immer noch die Epoche des Historismus nach – hat man in der kleinen Pfarrgemeinde Dietelskirchen – sie zählte damals 520 Seelen – die moderne Richtung bevorzugt. Der Jugendstil im Kirchenbau war nämlich nicht unumstritten. Als neubarockes Beispiel einer Kirche ist der zwischen 1910 und 1912 entstandene Neubau von St. Margareth in Achdorf, Stadt Landshut zu nennen. Anders war die Situation bei profanen Bauten, in der der Jugendstil gerade in München im „Schwabinger Bereich“ bei vielen Bürgerhäusern große Erfolge zeigte.

Warum gerade ein Münchner Architekt mit der Planung und dann noch in der neuen Stilrichtung beauftragt wurde, ist nicht bekannt. Ausschlaggebend mag vielleicht sein, daß Josef Elsner zum einen auch in Vilsbiburg ein Planungsbüro unterhielt, er aber zum andern an bestehenden Kirchen unserer näheren Umgebung (z.B. Lichtenhaag und Treidlkofen) bereits Veränderungen und Erweiterungsbauten im Jugendstil geplant und durchgeführt hat. Sein Kostenvoranschlag vom 15. April 1911 für die neue Kirche in Dietelskirchen lautete auf 55.000 Mark.

An Handwerkern wurden dann beschäftigt: Für die Gesamtleitung des Kirchenbaus Georg Breiteneicher, sen. aus Vilsbiburg, als Zimmermeister fungierte Josef Ellwanger aus Gerzen. Türen, Treppen und Fenster lieferte der Schreiner Andreas Wittmann aus Geisenhausen. Als Stuck- und Rabitzmeister holte man Richard Bucher von Gosbach bei Blaubeuren. Marmorteile lieferte die Kiefersfeldener Marmor-Industrie. Die Altarsteine bearbeitete dann der Vilsbiburger Steinmetz Peter Klopfer. Der Münchner Bildhauer Anton Kaindl fertigte den Kreuzweg und die Armenseelen-Darstellung sowie die Apostelfiguren im Presbytherium. Für die Leuchter, vor allem im Hochaltar, zeichnete der Gürtler und Silberarbeiter Josef Gasser aus München verantwortlich. Für die Kirchenstühle erhielt der Schreiner Matthias Zehentbauer aus Seyboldsdorf den Auftrag. Er lieferte 1918 noch die Kanzel nach.

Die Altarausstattung beruht auf der Planung von Josef Elsner und wurde 1914 in München ausgeführt. Der Hochaltar kostete 3126 Mark, die Seitenaltäre je 1779 Mark. Die Altarbilder sind leider nicht signiert. Die Sakristeiglocke und die Ewig-Licht-Ampel stellte der Gerzener Schlossermeister Johann Bick her. Das Geläut wurde 1913 vom Landshuter Glockengießer Hahn gegossen, die Turmuhr von Josef Frischmann in Laaber hergestellt. Den Zuschlag für die neue Orgel erhielt die Regensburger Firma von Willibald Siemann, der sie 1914 aufstellte.

Der Baukörper der Pfarrkirche war 1913 fertig, im Jahr darauf die Einrichtung bis auf die Kanzel. Die Weihe der Kirche fand wegen Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht statt. Um Gottesdienste halten zu können, wurde sie allerdings benediziert. Sie wurde dann erst am 3. Juli 1921 mit einer, wie es heißt „symbolträchtigen Zeremonie nach dem alten Rituale Romanum“ gefeiert. Die Seitenaltäre wurden, wie in der alten Pfarrkirche, der Hl. Familie und den Heiligen Joachim und Anna geweiht, die Kirche selbst jedoch nicht mehr dem Hl. Ulrich, sondern dem Titel „Ihrer Unbefleckten Empfängnis“. Doch nun eine kurze Betrachtung der Jugendstil-Merkmale an und in der Kirche. Jugendstilornamente sind bereits außen an den Pilastern zu erkennen. Für den Betrachter ist gerade der Blick vom Pfarrhof auf die Ostseite für den Gesamteindruck unerlässlich. Im Gegensatz zur Neugotik herrschen bei der Ornamentik breite, fast behäbige Wellenlinien vor, die sowohl an der Fassade, am Langhaus, dem Turm und dem Chorfenster und erst recht bei der Altarausstattung auffallen. Vor allem fällt die breit angelegte, nicht mehr hohe Altaranlage wie bei Altären anderer Stilrichtungen auf. Bemerkenswert ist auch die Farbigkeit. Gerade reicher floraler Schmuck an den Altaraufbauten und Säulen kennzeichnen hier den Jugendstil. Von hoher Qualität und beherrschend erscheint das über dem Hochaltar in Blau gehaltene Glasfenster. Hier bewiesen Architekt, Pfarrherr und natürlich die Kirchenverwaltung einen gewissen Schneid. Das Fenster nimmt so fast die Stellung einer Retabel ein. Es wurde übrigens von der Münchner Kunstanstalt Josef Bockhorni geliefert. Der Kunstmaler August Pacher zeichnete für den Entwurf, sein Kollege Edenhofer für den Karton verantwortlich.

Hervorzuheben ist vor allem die Reinheit des hier praktizierten Jugendstils. Nichts ist überladen oder übertrieben. Jedes Detail stimmt. Besonders ist die Tatsache zu betonen, dass in den vergangenen Jahrzehnten bei Renovierungen behutsam mit der Substanz umgegangen worden ist, dass keine, dem Stil nicht gerechten Veränderungen oder Einbauten vorgenommen wurden.

Dr. Georg Brenninger, er war in der Diözese München-Freising für die Erfassung und Inventarisierung der kirchlichen Kunstgegenstände tätig, hat umfassend über diese Kirche in der historischen Zeitschrit „Der Storchenturm“ geschrieben. Leider ist noch keine Zusammenschau über im Jugendstil erbaute oder veränderte Kirchen für unsere Region und darüber hinaus erschienen.

Wir aber wissen, daß die Dietelskirchener Pfarrgemeinde natürlich stolz ist auf ihre nicht alltägliche Kirche.

Zahlreiche Bilder auf Unser Vilstal.de durch Anklicken

https://www.unser-vilstal.de/index.php?cat=26&subcat=20

Führung in der Sankt Salvatorkirche bei Binabiburg.

Am Sonntag, den 12. Juni um 14:00 Uhr,

laden der Heimatverein Vilsbiburg und der

Heimatkundler Peter Käser zu einer Kirchenführung ein. Zum Text

zu weiteren interessanten Forschungsergebnissen

Bilder von der Führung am 12. Juni 2022

Zum „Tag des Offenen Denkmals“ im September 2021 lud der Heimatverein zu einer neuen Art der schon lange beliebten Vilsbiburger Stadtführungen ein : Kulinarische Stadtführungen, angelehnt an die damalige Sonderausstellung „Mahlzeit! – in Vilsbiburg. Eine Zeitreise“. Was haben Menschen früher gegessen? Wo wurde das Essen hergestellt – und von wem? Was ist davon heute noch zu sehen? Wie hat das geschmeckt?

Auf gut eineinhalbstündigen Rundgängen durch die Stadt wurden so Informationen rund um die Geschichte des Essens und damit auch der Geschichte der Region den Besuchern vermittelt.

Die Reaktionen und Rückmeldungen waren sehr positiv und so hat man sich beim Heimatverein entschlossen, diese besondere Form der Stadtführung auch in diesem Jahr anzubieten.

Dieses Mal übernimmt Andrea Hauer vom Heimatverein diese Aufgabe. Sie macht eine „Kulinarische Stadtführung“ zu den Plätzen und Häusern typischer Vilsbiburger Handwerksbetriebe. Dabei werden die Teilnehmer über die Tätigkeiten sowie die Geschichte der Häuser und ihrer Besitzer viel Interessantes und Neues erfahren. Daneben aber – und nicht weniger attraktiv – werden die Informationen ansprechend „garniert“ mit passenden Kostproben an den entsprechenden Stationen. Diese sorgen dafür, den Besuchern die vielfältige Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner auch sinnlich näherzubringen.

Wer nun Appetit auf diese ungewöhnlichere Stadtführung bekommen hat, der sollte sich am Sonntag 1. Mai 2022 um 14.30 Uhr am Spitalgarten einfinden. Die Teilnahmegebühr beträgt 5 Euro und wird vor Ort entrichtet.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Stadtführung am 1. Mai hat wieder viele interessierte Besucher angelockt. Hier sind einige Bilder zu sehen.

Sicherlich war das bürgerliche Bewusstsein schon vor 1600 – einen schönen Klangkörper im Vilsbiburger Gotteshaus zu haben – ein Anliegen der Kirchengemeinde.

Das mag daran liegen, dass der Orgelbau zu einem der traditionsreichsten Zweige im Kunsthandwerk gehört. Die römische Märtyrerin Cäcilia wird als die Patronin der Kirchenmusik verehrt und wird mit einer Orgel oder Orgelpfeifen dargestellt.

Peter Käser

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