Von jenen, die im Trüben fischen

Bis zum Jahr 1882 wurde in Vilsbiburg noch die Berufsfischerei betrieben

Vilsbiburg. Allgemein bekannt ist eine Redewendung, mit der das Verhalten von Leuten beschrieben wird, die für sich aus unklaren Situationen Vorteile ziehen oder mit unfairen Mitteln Gewinne machen. Man sagt, fischen im Trüben. Der moderne Mensch hat eine vage Ahnung, das Gesagte könne vielleicht etwas mit den Petrijüngern zu tun haben und in der Tat ist es so. Die Redensart geht auf den altgriechischen Dichter Aesop zurück. Dieser schrieb eine Fabel in der ein Fischer in einem Fluss den Schlamm aufwirbelt damit die fliehenden Fische in der trüben Brühe die Orientierung verlieren und so leichter ins Netz gehen. Da beschwert sich der Nachbar, er könne nun kein klares Wasser mehr trinken. Der Fischer rechtfertigt sich, er sei ihm ohne diese Fangmethode nicht möglich, etwas zu fangen und er müsse sonst des Hungers sterben. Damit wird er allerdings als Aufrührer angesehen der Vorteile daraus zieht wenn er in der Gesellschaft Unruhe stiftet.

Der Dichter hat sich die Fabel nicht aus den Fingern gesogen, sondern vor einem realen Hintergrund niedergeschrieben. Schon im Altertum war bekannt, dass es sich tatsächlich im trüben Wasser besser fischen lässt. Die Fischer im alten Vilsbiburg hat es insofern leichter, weil sie diese Binsenweisheit wohl nicht anwenden mussten, ist doch die Große Vils von Natur aus ein trübes Gewässer. Aber auch sie brauchten über Jahrhunderte hinweg den Fischfang zu ihrem Lebensunterhalt. Im Heimatmuseum wird ein Siegeltypar mit der Inschrift ?GANZ. EHRSAMWE.HANTWERCH.D.FISCHER.I.F.PIBVRG.? aufbewahrt. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert und zeigt in der Mitte den Schutzpatron der Fischer, den Heiligen Petrus. Weiter haben sich im Museum die Zunftlade der Fischer und ihr Zunftzeichen erhalten. Die beiden Gegenstände waren in der Regel in Herbergslokal aufbewahrt, wo die Zunft der Fischer ihre Arbeitssitzungen abhielt. Dabei wurde in jedem Jahr auch über die Finanzen der Handwerksorganisation beraten. Die Rechnungsbelege aus dem 17. bis ins 19. Jahrhundert befinden sich im Archiv des Heimatmuseums.

Bis zur Auflösung der Zünfte und der Einführung der Gewerbefreiheit im 19. Jahrhundert  waren die im Bereich des Landgerichts Vilsbiburg tätigen Fischer an der Großen und der Kleinen Vils, der Bina und eines Teils der Rott in Vilsbiburg organisiert und hielten hier auch ihre Jahrtage ab. Als Nachfolgeorganisation der Zunft und Bruderschaft der Fischer wurde am 30. Juni 1847 der Fischereiverein Vilsbiburg gegründet. Ein der traditionsreichsten Fischerdynastien war die Familie Dürr am Mühlenweg. Der letzte seines Standes war Honorat Dürr, der im Jahr 1882 verstarb. Die heutigen Petrijünger üben die Fischerei nur noch als Freizeitbeschäftigung aus und eröffnen alljährlich Anfang Mai mit ihrem Preisfischen die Volksfestsaison.

Der Maurermeister und Hobbyfotograf Anton Wagner hatte um das Jahr 1900 gerade noch Gelegenheit, das im Abbruch befindliche Anwesen der Berufsfischer Dürr am Mühlenweg zu fotografieren. (Foto: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)